Der Stuttgarter Autobauer Daimler fährt derzeit von einem Erfolg zum nächsten. Im dritten Quartal hat der Konzern das operative Ergebnis (Ebit) aus dem laufenden Geschäft gegenüber dem Vorjahr gleich um 21 Prozent auf 2,79 Milliarden Euro verbessert. Analysten hatten 2,56 Milliarden Euro erwartet. Einschließlich der Sondereffekte aus Veräußerungserlösen wie dem Verkauf der Beteiligung am Motorenbauer Rolls-Royce Power System legte das Ebit gar um satte 67 Prozent auf 3,73 Milliarden Euro zu.
"Unsere Strategie zahlt sich aus", freute sich Konzernchef Dieter Zetsche. Daimler wachse profitabel und blicke auch über das Gesamtjahr hinaus "optimistisch" in die Zukunft.
Bei ihrer Kernmarke Mercedes-Benz haben die Schwaben im laufenden Jahr ein Feuerwerk an Neuheiten gezündet. Neben der C-Klasse hat der Konzern im Frühjahr unter anderem den komplett neuen Kompakt-SUV GLA an den Start geschickt. Dazu geht Mercedes-Benz seit wenigen Wochen auch mit den neuen Versionen der Fließheck-Limousine CLS und des Kombi-Modells CLS Shooting Brake sowie dem neuen C-Klasse T-Modell auf Kundenfang.
Die Produktoffensive zahlt sich aus. Alleine zwischen Juli und September hat die Mercedes-Car-Group um Mercedes und die Kleinwagen der Marke Smart mit einem Absatzplus von neun Prozent auf 431.000 Fahrzeugen das bislang stärkste Quartal der Unternehmensgeschichte gefeiert.
Die Komplett-Überarbeitung der Fahrzeugpalette hilft auch auf der Preisseite. Dort hat der Konzern die Rabatte offenbar erneut zurückfahren können. Gemeinsam mit den Fortschritten beim Sparprogramm "Fit for Leadership" hat Daimler in seiner größten Konzernsparte zuletzt eine operative Marge von 8,6 Prozent geschafft nach 7,6 Prozent im Vorjahr.
Auch in den anderen Bereichen strahlt Daimler Stern wieder heller. Beim operativen Ergebnis der Trucksparte reichte es zu einem Plus von 16,6 Prozent auf 618 Millionen Euro. Bei Mercedes-Benz Vans ging’s um 15,8 Prozent auf 176 Millionen Euro voran. Und selbst beim langjährigen Sorgenkind Daimler Buses bleiben die Vorzeichen mit einem Ergebnis-Plus von knapp fünf Prozent auf 64 Millionen Euro positiv.
Auf Seite 2: Prall gefüllte Kassen
Prall gefüllte Kassen
Die Fortschritte beim Absatz und dem Sparprogramm im weiten Daimler-Reich befeuern die freien Mittelzuflüsse: Im dritten Quartal lag der Free Cash Flow bei 5,4 Milliarden Euro und damit gut drei Mal so hoch wie vor Jahresfrist - mit entsprechend positiven Folgen für die Nettoliquidität. Sie lag bei sehr ansehnlichen 17,9 Milliarden Euro und damit um rund ein Drittel höher als noch Ende 2013.
Zwar rechnet Daimler auf dem weltweiten Pkw-Markt vor allem wegen der sinkenden Dynamik in China und des Einbruchs in Russland und der Ukraine nun mit einem etwas geringerem Wachstum. Zudem trübt sich das Geschäft mit Nutzfahrzeugen auf dem wichtigen brasilianischen Markt sowie in Europa ein. Aber angesichts der starken Modellpalette und starker Märkte wie den USA sowie sinkender Kosten sieht sich der Konzern in einer komfortablen Position.
Wer in all dem Zahlenwerk das Haar in der Suppe sucht, könnte auf die Dividendenpolitik verweisen. Daimler werde sich bei seinem Dividendenvorschlag weiterhin an seiner Ausschüttungsquote von 40 Prozent orientieren, sagte Finanzvorstand Bodo Uebber in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Mögliche Veräußerungsgewinne würden bei der Berechnung aber nicht eingehen, erklärte Uebber auf eine entsprechende Nachfrage von www.boerse-online.de. Daimler wolle eine kontinuierliche und nachhaltige Dividendenentwicklung. Die Berücksichtigung von Veräußerungserlösen würde zu einer Volatilität in der Dividendenpolitik führen, die man nicht wünsche, sagte Uebber - um sich dann doch ein Hintertürchen offen zu halten: Eine Dividendendiskussion sei auf Basis einer hohen Nettoliquidität einfacher zu führen als auf einem niedrigen Diskussion, sagte er sybillinisch. "Von daher freue ich mich auf die Dividendendiskussion mit dem Aufsichtsrat".
Auf Seite 3: Wie wir die Daimler-Aktie sehen
Einschätzung der Redaktion
Daimler räumt derzeit ab. Im Geschäft mit der Kernmarke Mercedes-Benz eilt der Konzern von einem Rekordquartal zum nächsten. Bei Daimler Trucks trübt sich die Lage in Europa nach dem Vorzieheffekten wegen der Einführung der Abgasnorm Euro 5 zum 1. Januar 2014 zwar weiter ein. Doch können die Schwaben das dank ihrer starken US-Präsenz ausgleichen. Auch bei Vans und Bussen ist alles im grünen Bereich. Angesichts der starken Modellpalette dürfte die Rekordjagd auch im kommenden Jahr weiter gehen. Dann schicken die Schwaben unter anderem den Mittelklasse-SUV GLC an den Start - und dürften dem X3 von BMW und dem Q5 von Audi ordentlich Konkurrenz machen.
Charttechnisch hat sich die Aktie nach den jüngsten Rückschlägen inzwischen gefangen. Wir haben bereits im Sommer vor weiteren Kursrückschlägen bei der Daimler-Aktie gewarnt. Inzwischen hat sich die Aktie wieder gefangen. Der nächste Widerstand liegt auf den Niveau des kurzfristigen Abwärtstrend bei 62 Euro. Sollte die Aktie die Marke nachhaltig nehmen, können charttechnisch orientierte Anleger wieder zugreifen. Stopp bei 54 Euro. Beobachten.