Dividenden leisten einen wichtigen Beitrag zu der mit Aktien insgesamt zu erzielenden Performance. Nach Berechnungen von Allianz Global Investors beispielsweise trugen Dividenden beim MSCI Europe rund 35 Prozent zu einer Gesamtrendite zwischen 1975 und 2020 von elf Prozent p.a. bei.

Folglich sollten Anleger Dividenden nicht vernachlässigen und außerdem ist es vor diesem Hintergrund positiv zu werten, dass sich die Unternehmen derzeit zahlungsfreudig zeigen. So haben laut dem Janus Henderson Global Dividend Index Weltweit zuletzt 90 Prozent der weltweit beobachteten Unternehmen ihre Dividende entweder erhöht oder konstant gehalten.

Der Vermögensverwalter geht außerdem davon aus, dass die Dividenden bis Ende Dezember 2021 den Vor-Pandemie-Höchststand übertreffen und sich in nur neun Monaten von ihrem Tiefstand im März 2021 erholen werden. Das Gesamtwachstum wird nun auf 15,6 Prozent geschätzt, wobei sich die Auszahlungen 2021 auf insgesamt 1,46 Billionen Dollar belaufen dürften. Das heißt, Janus Henderson erwartet ein bereinigtes Wachstum von 13,6 Prozent.

Gut sind auch für das kommende Jahr die Perspektiven für üppige Dividendenzahlungen am deutschen Aktienmarkt. Zumindest wenn man einer Analyse der Finanzzeitung Handelsblatt Glauben schenkt. Denn demnach schütten die 40 DAX-Konzerne mit erwarteten 45 Milliarden Euro in 2022 so viel Dividenden an ihre Anteilseigner aus wie niemals zuvor.

Besonders spendabel sollen der Prognose zufolge Konzerne aus der Automobil-, Chemie- und Versicherungs-Industrie sein. Sechs Konzerne könnten gar über drei Milliarden Euro an Dividenden ausschütten.

Die ersten drei Plätze in dieser Rangliste belegen Daimler, Allianz und Siemens. Diese herausragende Stellung als Dividendenzahler ist für BÖRSE ONLINE Anlass genug, um das Trio nachfolgend einem Anlage-Check zu unterziehen. Wobei schon vorab so viel verraten sei, dass es sich bei allen drei Titeln um Kaufempfehlungen der Redaktion handelt.

Siemens-Aktie



Platz drei in der vom Handelsblatt erstellten Rangliste mit den voraussichtlich spendabelsten DAX-Unternehmen in 2022 in Sachen Dividendenzahlungen belegt Siemens. Hier rechnet die Finanzzeitung mit einer Ausschüttungssumme von 3,19 Milliarden Euro.

Das heißt, auf dem Podest steht ein weltweit tätiges Unternehmen mit Fokus auf Elektrifizierung, Automatisierung und Digitalisierung. Oder wie es die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) ausdrückt, ein Industriekonzern mit Schwerpunkten in der Industrieautomatisierung (Fabrik¬ und Prozessautomatisierung) und im Infrastruktursektor (Bahn¬, Gebäudetechnik, intelligente Energieautomatisierungstechnik im Mittel¬ und Niederspannungsbereich).

Bewertung: Analysten rechnen nach der Dividendenerhöhung von 3,50 Euro auf 4,00 Euro je Aktie für das Geschäftsjahr 2020/21 (30.09.) für 2021/22 mit einer weiteren kleinen Anhebung auf 4,12 Euro je Anteilsschein. Die Schätzungen für die drei Folgejahre bewegen sich bei 4,32 Euro, 4,58 Euro und 4,63 Euro. Die Rendite ist damit zwar nicht übermäßig üppig, aber immerhin winken stetige Ausschüttungserhöhungen.

Den Gewinn je Aktie sieht der Analystenkonsens von 2020/21 bis 2023/24 von 7,59 Euro auf 9,69 Euro steigen. Bei einem Schlusskurs am Freitag von 147,64 Euro ergibt sich daraus auf letztgenannter Basis ein geschätztes KGV von 15,2.

Aktuelle Nachrichtenlage: Siemens hat laut Raiffeisen Research sein Geschäftsjahr 2020/21 zu einem robusten Abschluss gebracht - trotz anhaltender wirtschaftlicher Herausforderungen. Während die Auftragseingänge im vierten Quartal um 26 Prozent auf 19,1 Milliarden Euro gestiegen sind, haben die Umsätze um 18 Prozent auf 17,4 Milliarden Euro zugelegt, womit das Book-to-Bill Verhältnis (d.h. Aufträge zu Umsätzen) über eins liegt und damit Visibilität auf mehr als ein Jahr bietet.

Der Nettogewinn ging um fast 30 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro zurück, was vor allem an Einmaleffekten im Vorjahr lag (hier hauptsächlich der Gewinn aus der Abspaltung von Siemens Energy). Mit der vorgeschlagenen Dividende von vier Euro je Aktie (+14,3 Prozent versus Vorjahr) hat Siemens die Markterwartungen übertroffen.

Die Cashflow-Generierung hat sich weiter verbessert. So konnte im Jahr 2020/21 ein freier Cashflow von 8,2 Milliarden Euro generiert werden, was einem Plus von 29 Prozent entspricht. Die Industriesparten des Konzerns haben im Berichtszeitraum sogar ein Plus von 38 Prozent auf 9,8 Milliarden Euro beim freien Cashflow ausgewiesen.

Charttechnik: Der Aktienkurs von Siemens zeigte historisch betrachtet ziemlich heftige Ausschläge nach unten und nach oben, doch letztlich hat es zu steigenden Kursen gereicht. Auch von der allgemeinen Coronavirus-Baisse hat sich die Notiz starker holt. Konkret ging es seit dem 18. März 2020 bis zum 22. November 2021 von 60,88 Euro auf in der Spitze 155,92 Euro nach oben. Seit Mitte April hat sich beim Kurs aber wenig getan und ein prozyklisches charttechnisches Kaufsignal ergibt sich für den Fall, dass es gelingt, das zuvor genannte Rekordhoch zu knacken.

BÖRSE ONLINE-Einschätzung: Die Siemens-Aktien sind von der Redaktion mit einer Kaufempfehlung versehen. Das Kursziel beträgt 180,00 Euro und der Stopp-Loss-Kurs 116,00 Euro.

In Ausgabe 46-21 schrieben wir zu dem Wert folgendes: "Mit einem starken Endspurt im vierten Quartal beendet Siemens das erfolgreiche Jahr eins nach der Transformation. (…) Der freie Cashflow aus dem industriellen Geschäft, vielleicht eines der besten Kriterien zur Beurteilung der Ertragsstärke des Konzerns, stieg um 38 Prozent auf fast zehn Milliarden Euro.

Mit dieser Dynamik und Ertragspower im Rücken wird die Dividende von 3,50 auf vier Euro angehoben. Firmenchef Roland Busch erwartet, dass die gute Entwicklung anhalten wird. Die Relation von Auftragseingang zu den Erlösen von 1,15 signalisiert zumindest weiteres Wachstum. Der Gewinn pro Aktie wird in einer Bandbreite von 8,70 bis 9,10 Euro nach 8,32 Euro für das abgelaufene Jahr veranschlagt. (…) Im Branchenvergleich ist bei der Bewertung noch Luft nach oben."



Allianz-Aktie



Als vermutlich zweit-spendabelsten DAX-Unternehmen in Sachen Dividendensumme in 2022 stuft das Handelsblatt Allianz ein. Die Schätzung in punkto des voraussichtlichen Auszahlungsbetrages bewegt sich bei 4,25 Milliarden Euro.

Die Silber-Medaille geht damit an einen der global führenden Anbieter von Finanzdienstleistungen. Der Konzern verfügt laut LBBW über mehr als 120 Millionen Kunden in über 70 Ländern. Im Geschäftsjahr 2020 generierte man Erträge in Höhe von mehr als 140 Milliarden Euro. Die Allianz ist Marktführer im deutschen Versicherungsgeschäft, hat unter anderem aber auch starke Positionen in Italien und Frankreich. Zudem ist man einer der größten Asset Manager der Welt und verwaltet für die Kunden Kapitalanlagen von 1,8 Billionen Euro.

Bewertung: Analysten gehen im Schnitt für 2021 von einer Dividendenzahlung von 10,48 Euro je Aktie nach 9,60 Euro je Anteilsschein für das Geschäftsjahr 2020 aus. Die Prognosen für die folgenden drei Geschäftsjahre lesen sich wie folgt: 11,18 Euro, 11,75 Euro und 12,07 Euro je Aktie. Das heißt, die erwarteten Renditen bewegen sich gemessen an einer Schlussnotiz von 204,50 Euro am Mittwoch zwischen 5,12 Prozent und 5,90 Prozent.

Die Vorhersagen des Analystenkonsens beim Gewinn je Aktie unterstellen für 2021 21,05 Euro nach 16,32 Euro in 2020. Die Erwartungen für die Geschäftsjahre 2022 bis 2024 bewegen sich bei 21,96 Euro, 23,76 Euro und 24,60 Euro je Aktie. Auf letztgenannter Basis errechnet sich ein geschätztes KGV von 8,3, was als moderat einzustufen ist.

Aktuelle Nachrichtenlage: Am 03.12.2021 hat Allianz die Strategie für 2022 bis 2024 bekannt gegeben. Demnach erwartet der Versicherer ein jährliches Wachstum des Gewinns je Aktie von fünf bis sieben Prozent sowie eine Eigenkapitalrendite von mindestens 13 Prozent, wie es in einer Studie von Independent Research heißt.

Dadurch erwartet der Versicherer in den nächsten drei Jahren zusätzliches Kapital von rund 12 Milliarden Euro zu generieren. Dies steht auf dem Fundament eines anhaltenden Wachstums in allen drei Geschäftssegmenten und einer erfolgreichen Transformation dieser Bereiche um zukünftige Bedürfnisse abzudecken, so Independent Research.

Darüber hinaus hat der Versicherer die Dividendenpolitik angepasst. Demnach ist bereits für 2021 geplant, eine Ausschüttungsquote von 50 Prozent des bereinigten Nettoergebnisses oder fünf Prozent Wachstum gegenüber dem Vorjahr umzusetzen. Voraussetzung ist eine Solvabilitätsquote von zukünftig mindestens 150 Prozent (bisher: 180 Prozent; 30.09.2021: 207 Prozent).

Charttechnik: Der Aktienkurs der Allianz steckt in einem Seitwärtstrend fest. Die in diesem Jahr gültige Spannbreite bei den Notierungen reicht von 183,92 Euro bis 222,65 Euro. Neue Handelssignale ergeben sich erst bei einem Ausbruch daraus nach unten oder nach oben. Wobei aber selbst dann auf dem weiteren Weg gen Süden oder gen Norden viele Unterstützungen bzw. Widerstände warten.

BÖRSE ONLINE-Einschätzung: Bei den Allianz-Aktien rät die Redaktion zum Kauf. Das Kursziel beläuft sich auf 250,00 Euro und der Stopp-Loss-Kurs auf 165,00 Euro.

Bei der jüngsten ausführlicheren Besprechung zu diesem Wert führten wir folgendes zur Begründung für das positive Anlageurteil aus. "Die Allianz will in den nächsten drei Jahren nach Abzug der Dividende und Wachstumsinvestitionen insgesamt zwölf Milliarden Euro an Überschusskapital generieren. Die Dividendenpolitik steht unter der Bedingung, dass die Solvency-II-Kapitalquote, die die Kapitalstärke eines Versicherers abbildet, bei mehr als 150 Prozent liegt. Zum Ende des dritten Quartals waren es 207 Prozent, wobei die Allianz mehr als 180 Prozent anstrebt. Zwischen 2019 und 2021 hatte der Konzern insgesamt zwölf Milliarden Euro für Dividenden und drei Milliarden für Aktienrückkäufe ausgegeben.

Um das Kapital effizienter zu verwalten, hat der US-Lebensversicherer Allianz Life zuletzt eine Rückversicherungsvereinbarung über ein 35 Milliarden Dollar schweres Portfolio mit Unternehmen der US-Investmentfirma Sixth Street abgeschlossen. Durch den Deal werden 3,6 Milliarden Euro an Kapital freigesetzt. Zudem wird sich die Eigenkapitalrendite von Allianz Life um sechs Prozentpunkte auf 18 Prozent verbessern. Außerdem steigt die Solvency-II-Quote der Mutter um neun Prozentpunkte auf 216 Prozent, was wiederum mehr Spielraum eröffnet, etwa für Aktienrückkäufe. Mit einem KGV von neun ist die Aktie günstig. Bei den kleinsten positiven Nachrichten, was die US-Klagen angeht, sollte das Papier kräftig nach oben drehen."



Daimler-Aktie



Den ersten Platz in der Handelsblatt-Rangfolge der voraussichtlich spendabelsten Dax-Unternehmen in 2022 bei den Dividendenzahlungen hat Daimler erobert. Die erwartete Dividendensumme gibt die Finanzzeitung hier mit 4,28 Milliarden Euro an.

Die Spitzen-Position hat somit einer der führenden Anbieter von Premium-PKW und Nutzfahrzeugen ergattert. Den Bereich Nutzfahrzeuge (LKW und Busse) hat der Konzern gerade über einen Spin-Off abgespalten. Im Bereich Mobility ist neben den Finanzdienstleistungen auch das Gemeinschaftsunternehmen mit BMW (Mobilitätsdienstleistungen) enthalten.

Bewertung: Geht es nach den Analysten, dann schüttet Daimler für 2020 im kommenden Jahr eine Dividende von 3,81 Euro je Aktie aus, nach 1,35 Euro für das Vorjahr. Die Schätzungen für die Geschäftsjahre 2022 bis 2024 betragen 3,80 Euro, 3,87 Euro und 4,13 Euro je Anteilsscheine. Das bedeutet, hier winken bei einem Schlusskurs am Mittwoch von 69,69 Euro Renditen in einer Spanne von 5,45 Prozent bis 5,93 Prozent.

Beim Gewinn je Aktie kalkuliert der Analystenkonsens für 2021 mit einer deutlichen Ergebnissteigerung von 2,84 Euro auf 10,70 Euro. Danach ist Stagnation angesagt, denn die Vorhersagen für die Jahre 2022 bis 2024 bewegen sich bei 10,45 Euro, 10,63 Euro und 10,62 Euro je Aktie. Auf letztgenannter Basis ergibt sich ein geschätztes KGV von 6,56, was sehr niedrig ist.

Aktuelle Nachrichtenlage: Am 10. Dezember 2021 erfolgte die Anfang 2021 angekündigte Abspaltung von Daimlers Nutzfahrzeugaktivitäten. Im Zuge eines Spin-Off erhielten die bisherigen Daimler-Aktionäre für je zwei gehaltene Daimler-Aktien eine Aktie der Daimler Truck Holding. Nach Abschluss der Transaktion hält Daimler noch 35 Prozent der Daimler Truck Holding. Hiervon sollen fünf Prozent in das Sicherungsvermögen auf den Daimler Pension Trust e.V. übertragen werden.

Mit Blick auf die stärkere Konzentration der Daimler AG auf das Kerngeschäft der Mercedes-Benz AG als Folge des Spin-Off, ist eine Namensänderung geplant. So soll zum 1. Februar 2022 die bisherige Daimler AG in die "Mercedes-Benz Group AG" umfirmiert werden.

Daimler hat zudem am 13. Dezember 2021 bekannt gegeben, dass chinesische Joint-Venture Partner Beijing Automotive Group Co Ltd (BAIC) seit 2019 mit 9,98 Prozent an Daimler beteiligt ist. Bisher war laut DZ Bank nur bekannt, dass der chinesische Partner vor zwei Jahren fünf Prozent des Grundkapitals erworben hatte. Daimler selbst hält 9,55 Prozent an BAIC Motor sowie 2,46 Prozent an BAIC BluePark. Gemäß einer Übereinkunft zwischen beiden Unternehmen hat BAIC bestätigt, seinen Anteil an Daimler nicht weiter zu erhöhen. Mit 9,7 Prozent zählt außerdem der chinesische Investor Li Shufu und der Staatsfonds von Kuwait (6,8 Prozent) zu den größten Einzelaktionären.

Charttechnik: Traditionell erwies sich der Aktienkurs von Daimler als sehr volatil. Das war auch in der jüngeren Vergangenheit nicht anders, dann an die allgemeine Coronavirus-Baisse schloss sich eine starke Aufwärtsbewegung an. Diese führte die Notiz vom 19. März 2020 bis zum 22. November 2021 von 18,34 Euro auf 76,37 Euro nach oben. Und für ein neues prozyklisches charttechnisches Kaufsignal ist ein Sprung über die zuletzt genannte Kursmarke erforderlich.

BÖRSE ONLINE-Einschätzung: Auch die Aktien von Daimler hat die Redaktion mit Kaufen eingestuft. Das Kursziel ist in diesem Fall auf 90,00 Euro festgezurrt und der Stopp-Loss-Kurs auf 55,00 Euro. Eben erst strichen wir den Titel in Ausgabe 51/52 als einen von sieben Favoriten für das neue Jahr am deutschen Aktienmarkt vor.

Zur Begründung für diese positive Haltung verwiesen wir unter anderem darauf, dass sich Daimler nach der Abspaltung von Daimler Truck voll und ganz auf das Pkw-Aushängeschild Mercedes-Benz konzentriert. Der Businessplan für die Jahre 2022 bis 2026, der insgesamt Investitionen in Höhe von 60 Milliarden Euro vorsieht, soll dafür sorgen, dass die Marke mit dem Stern noch vor Ende des Jahrzehnts voll elektrisch wird.

Letztlich strebt Mercedes den Spitzenplatz bei E-Antrieben sowie Fahrzeugsoftware an. "Unser Ziel ist die Technologieführerschaft im automobilen Luxussegment sowie bei Premium-Vans", erklärt Daimler-Chef Ola Källenius. Auch die Profitabilität soll zulegen: In normalen Zeiten wird mit einer operativen Marge in niedriger bis mittlerer einstelliger Prozenthöhe gerechnet, in guten Zeiten soll sie dann zweistellig werden.