"Auf diese Weise könnte die Autobranche in der Lage sein, die Gefahr von Apple und vor allem Google für ihre Marken abzuwehren", sagt der auf Technologie-Investitionen spezialisierte Analyst Richard Windsor. Schließlich würden digitale Dienste zu einem immer größeren Wettbewerbsfaktor.
Die drei Konzerne aus Deutschland bündeln dabei ihre Kräfte gerade in Bereichen, wo es auf Größe besonders ankommt. So soll ein intelligenter Navi-Dienst ihrer gemeinsamen Tochterfirma Here ab 2017 Fahrer vor Hindernissen und Gefahrenstellen bewahren, indem riesige Datenmengen von vernetzten Fahrzeugen aller drei Hersteller ausgewertet werden. Gespeist wird der Informationspool unter anderem aus GPS-Systemen, Sensoren in Bremsen und Scheibenwischern und installierten Kameras.
TRADITIONSKONZERNE MACHEN BEIM AUTONOMEN FAHREN JETZT TEMPO
Weil die Verbindung einer Vielzahl fahrender Autos über das Internet zuverlässige Mobilverbindungen benötigt, arbeiten BMW, Daimler und die VW-Tochter Audi auch bei der Entwicklung künftiger Netzwerktechnologien zusammen. Hier holen die Autobauer zudem die Spezialisten Ericsson, Huawei und Nokia sowie die Chiphersteller Intel und Qualcomm ins Boot.
Während die US-Technologiekonzerne die Erzrivalen also bei Navi-Diensten und Vernetzung zusammenschweißen, scheinen sie die traditionelle Branche beim Thema autonomes Fahren zumindest aus dem Dornröschenschlaf zu holen: Nach den Offensiven von Google und Tesla wollen die Autohersteller nun binnen fünf Jahren ihre eigenen Modelle bauen. Damit drücken sie kräftig aufs Gaspedal, wurden doch vor nicht allzu langer Zeit noch zehn bis 15 Jahren für die Entwicklung angepeilt.
Beim autonomen Fahren spaltet sich die Branche in zwei Lager. Die einen wollen die Technologie intern entwickeln, die anderen setzen auf Auslagerung. So gehört Daimler klar zu jenen Anbietern, die den Schritt in die Zukunft in Eigenregie gehen wollen. Schließlich werde das Auto von einem Produkt zu einer ultimativen Plattform, sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche. FiatChrysler dagegen vereinbarte unlängst mit Google die Entwicklung autonomer Fahrzeuge. Einige Partnerschaften umfassen zudem auch aufstrebende Fahrdienst-Firmen, so die Kooperation von Volvo mit Uber oder von General Motors mit dem Uber-Rivalen Lyft. Schließlich spielen auch Anbieter wie Mobileye mit ihren Kamera-Sensor-Systemen eine zentrale Rolle.
Der Chef von Audi of America, Scot Keogh, sieht es pragmatisch: Entweder die Entwicklung der Zukunftstechnologien funktioniere unter dem eigenen Dach, andernfalls sei die Kooperation mit so ziemlich jedem Spezialisten wie Mobileye denkbar. "Die Autobranche entwickelt sich auch in Zukunft in vielerlei Hinsicht zu einem Software-Geschäft", resümiert er.
rtr