Auch für die Gewinne der Finanzdienstleistungs- und Mobildienstsparte sind die Stuttgarter zuversichtlicher. Die in den vergangenen Monaten bereits gut gelaufene Daimler-Aktie legte zu.
Für den Bereich mit Autos und kleinen Nutzfahrzeugen geht Daimler nun von 10 bis 12 Prozent Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern aus, wenn Sondereffekte herausgerechnet werden. Zuvor hatte das Management 8 bis 10 Prozent Marge in Aussicht gestellt. Die Eigenkapitalrendite von Daimler Mobility - wo die Stuttgarter Finanzdienste und das Mobilitäts-Joint-Venture mit BMW bündeln - soll 14 bis 15 Prozent erreichen statt wie bisher anvisiert 12 bis 13 Prozent.
Die Daimler-Aktie stieg nach dem Mittag in der Dax-Spitzengruppe um 1,4 Prozent auf 74,81 Euro. Seit Anfang November hat das Papier nun rund zwei Drittel zugelegt, unter anderem getrieben durch die Impfstoffhoffnung an den Börsen generell, aber vor allem auch durch die Aufspaltungspläne in einen Pkw- und Lkw-Konzern sowie die in einigen Erdteilen wieder brummenden Geschäfte.
Vereinzelt hatten Analysten damit gerechnet, dass eine Diskussion um eine Erhöhung der Spartenziele nach dem guten ersten Quartal aufkommen könnte - dass Källenius und sein Finanzchef Harald Wilhelm jetzt schon Ernst machen, ist aber dennoch eine Überraschung. Vor allem angesichts der Risiken, die mit der Corona-Pandemie und auch der Chipknappheit für die Autobauer in diesem Jahr noch drohen.
Mit den erhöhten Zielen dürften die Schätzungen von Experten am Markt noch um bis zu ein Zehntel zunehmen, schrieb Philippe Houchois von Jefferies. Der Gewinn-Superzyklus bei Daimler gehe weiter, schrieb Jose Asumendi von JPMorgan. Mit den angehobenen Zielen für Mercedes zeige sich erneut, dass die Firma ihr Programm durchziehe und sie auch viel Schwung dank neuer Produkte bekomme. Unter Börsianern ging auch die These um, die neuen Ziele könnten noch konservativ sein, weil sie bereits die erwarteten weiteren Probleme mit Chiplieferungen beinhalteten. Auch beim freien Mittelzufluss ist Wilhelm schließlich etwas optimistischer als bislang.
Bei den Halbleiter-Engpässen rechnet Daimler mit einer Erholung in der zweiten Jahreshälfte. Vorher wird es aber noch weiter ruckeln. In den nächsten Wochen könne es wegen anhaltender Lieferengpässe wichtiger elektronischer Bauteile "hier und dort" zu Produktionsstopps und Kurzarbeit kommen, sagte Wilhelm.
Der Manager sagte, er befürchte, dass die Krise die Produktion und damit auch den Absatz neuer Fahrzeuge im zweiten Quartal noch stärker als zu Jahresbeginn beeinflusse. Die Produktionsunterbrechungen könnten mehrere Produktklassen betreffen - womöglich auch hochpreisige Pkw-Modelle wie die S-Klasse. Zwar versuche man, die Auswirkungen der Krise weitgehend von den teureren und damit gewinnträchtigeren Autos fernzuhalten - garantieren könne man das aber nicht. Auch die VW-Tochter Audi meldete vor dem Wochenende weitere Probleme mit den Chips und will die Produktion im Werk Neckarsulm drosseln.
Alles in allem blickte Daimler aber nach den bereits vorliegenden vorläufigen Zahlen auf starke erste drei Monate zurück. "Nach diesem vielversprechenden Start sind wir sehr zuversichtlich, dass wir bei der nachhaltigen Verbesserung unserer Renditen weiterhin schnell vorankommen, während wir gleichzeitig unser Elektro-Fahrzeugportfolio weiter ausbauen", sagte Wilhelm.
Der Konzern profitiert insbesondere vom starken Lauf mit seinen Premiummodellen in China, dem mit Abstand wichtigsten Einzelmarkt. Derzeit herrscht ohnehin auch in Europa ein gutes Preisumfeld für Autos, zudem wirken die starken Kostensenkungen noch nach, die Daimler in der Corona-Krise angestrengt hat. Die Stuttgarter sind bei den Investitionen, bei Kosten für Vorratshaltung und bei den Fixkosten deutlich auf die Bremse getreten.
Auch unter dem Strich machte sich die Erholung deutlich bemerkbar. Der auf die Aktionäre entfallende Nettogewinn lag bei 4,29 Milliarden Euro. Vor einem Jahr waren nur 94 Millionen Euro übrig geblieben, weil die Corona-Krise die Geschäfte vor allem in China und teils auch schon in Europa empfindlich unter Druck gesetzt hatte. Diesmal half auch ein milliardenschwerer Bewertungsertrag durch die Gründung eines Brennstoffzellen-Gemeinschaftsunternehmens mit dem schwedischen Lkw-Rivalen Volvo.
rtr
Der Gesamtumsatz erreichte zwischen Januar und Ende März dieses Jahres 41 Milliarden Euro, im Jahresvergleich ein Plus von zehn Prozent. Daimler hatte im ersten Quartal 15 Prozent mehr Autos und Vans an die Händler abgesetzt als ein Jahr zuvor. An die Kunden ausgeliefert wurden gar 22 Prozent mehr Fahrzeuge. Auch bei der abzuspaltenden Lkw-Sparte Daimler Truck laufen die Geschäfte wieder deutlich besser, nachdem der Markt für schwere Nutzfahrzeuge vergangenes Jahr zusammengebrochen war. Zwar lag der Umsatz mit 8,7 Milliarden Euro noch ein Prozent unter dem Vorjahreswert. Die Bestellungen für Lkw und Busse zogen im ersten Quartal aber um 63 Prozent auf 151 127 Fahrzeuge an. Das bereinigte operative Ergebnis kletterte auf mehr als das Doppelte. Die Margenerwartung an das schwere Nutzfahrzeuggeschäft für das laufende Jahr behielt Truck-Chef Martin Daum jedoch bei - allerdings erwartet Finanzchef Wilhelm die Rendite auch am oberen Ende des Prognosekorridors von 6 bis 7 Prozent. Daum und Wilhelm erhielten zudem das Vertrauen vom Daimler-Aufsichtsrat mit einer Verlängerung ihrer Bestellungen zum Vorstand. Daum soll demnach bis 2025 Chef der abzuspaltenden Daimler Truck AG sein, Wilhelm bis 2027 Vorstand der jetzigen Daimler AG. Dem Kontrollrat der Daimler Truck AG soll zudem Joe Kaeser vorstehen, der Ex-Siemens-Chef wurde am Vortag in das Aufsehergremium gewählt.