Konzerne durch die Trennung von Feldern mit vom Hauptteil abweichenden Geschäftsbereichen zu verkleinern, ist seit einiger Zeit in Mode. Besonders oft sind derzeit solche Aktivitäten im Automobilsektor zu beachten und deutsche Unternehmen spielen bei diesem Trend momentan eine wichtige Rolle.
Das aktuellste Beispiel dafür ist die am vergangenen Freitag erfolgte Abspaltung von Daimler Truck vom Daimler-Konzern. Das geschah mit einigem Tam-Tam. So war zum Ausgang der Vorwoche am Frankfurter Börsenparkett deswegen neben der traditionellen Börsenglocke auch die Hupe eines "Actros"-Lkw und damit dem Aushängeschild von Daimler Truck zu hören.
Zu sehen sind strategische Entscheidungen dieser Art vor dem Hintergrund der Annahme, dass die Einzelteile eines Konzerns mehr wert sind als das bisherige Gesamtpaket. Denn komplizierte Firmenkonstrukte seien mit einem Bewertungsabschlag für Konglomerate behaftet, so die Denkweise.
Im Falle von Daimler und Daimler Truck ist das nicht anders. "Mit der Aufspaltung in Mercedes-Benz und Daimler Truck trägt der Konzern der Tatsache Rechnung, dass das Pkw- und das Lkw-Geschäft keinerlei Gemeinsamkeiten mehr haben, und dass die Summe der Teile an der Börse mehr Wert sein könnte als der Daimler-Konzern bisher", erklärte etwa NordLB-Analyst Frank Schwope in einer Studie zu dem Ereignis.
Zudem ergänzte Schwope in der Publikation auch noch folgendes: "Mit der Aufspaltung sollte auch die Reaktionsfähigkeit der beiden Teil-Konzerne im jeweiligen Fahrzeugmarkt deutlich verbessert werden. Ähnliches gilt für die Kooperationsfähigkeit. Neue Allianzen und mehr sind denkbar. Für Mercedes-Benz könnte ein engeres Heranrücken an Renault/Nissan, an Geely/Volvo aber auch BMW möglich sein. Nicht zuletzt könnte Mercedes-Benz leichter zum Übernahmeziel werden, zumal ein großer Ankeraktionär fehlt."
Im Einzelfall kann es zwar gute Gründe für eine Geschäftsaufteilung in Einzelteile geben. Ein Allheimmittel ist das aber nicht immer. Auch nicht aus der Sicht der Aktionäre, denn es gibt auch Beispiele dafür, wo solche Entscheidungen den Kursen letztlich nichts brachten. Ketzer äußern in diesem Zusammenhang auch den Verdacht, dass vor allem Investmentbank den skizzierten Trend forcieren, denn sie verdienen prächtig in solchen Aktivitäten. Zudem wetten diese Ketzer auch darauf, dass spätestens in zehn Jahren wieder ein Trend hin zur Schaffung von Konglomeraten einsetzen wird. Denn schließlich muss der Rubel bei den Finanzmarktakteuren rollen, damit die jeweiligen Jahresboni stimmen.
Unabhängig davon, wie viel Wahrheit hinter solchen Thesen steckt, ist es derzeit so, dass es speziell im deutschen Automobilsektor ein Trend zur Verschlankung von Konzernen gibt. BÖRSE ONLINE wirft deshalb nachfolgend einen näheren Blick auf die Aktien der in dieser Hinsicht betroffenen Unternehmen Daimler. Daimler Truck, Volkswagen und Traton.
Daimler Truck Holding-Aktie
Nach längerer Vorlaufzeit war es am vergangenen Freitag soweit. Mit der Daimler Truck Holding brachte Daimler den Nutzfahrzeug-Bereich an die Börse (man bleibt aber mit 35 Prozent zumindest zunächst Ankeraktionär). Das heißt, an der deutschen Börse ist ab sofort einer der weltweit größten Nutzfahrzeug-Hersteller mit über 40 Produktionsstätten rund um den Globus und mehr als 100.000 MitarbeiterInnen eigenstädnig gelistet.
Die offerierte Produktpalette umfasst dabei leichte, mittelschwere und schwere Lkw, Stadtbusse und Überlandbusse, Reisebusse sowie Busfahrgestelle an. Auch maßgeschneiderte Finanzdienstleistungen sind Teil des Portfolios.
In das Wochenende ging der Handel mit einem Xetra-Schlusskurs von 29,775 Euro (in der Spitze standen 30,66 Euro angeschrieben). Verglichen mit dem ersten Kurs von 28,00 Euro ergibt sich daraus ein Tagesplus von 6,34 Prozent. Das liest sich zwar gut, zu beachten ist aber, dass sich der derzeitige Börsenwert von rund 24 Milliarden Euro nur am unteren Rand der von Analysten im Vorfeld abgegebenen Schätzungen bewegt, die bis zu 40 Milliarden Euro reichten.
Laut Vorstandschef Martin Daum besteht das mit der Unabhängigkeit verbundene Ziel darin, künftig eine höhere Profitabilität zu erzielen und mit vollem Einsatz das Rennen hin zu Null-Emissionen zu gewinnen. In diesem Zusammenhang ist daran zu erinnern, dass die Automobilindustrie zur Erfüllung von Klimavorgaben einen raschen Übergang vom Benzin- und Dieselauto zum Elektroauto vollziehen muss.
Analystenstimme: Die Berenberg Bank nahm am Freitag die Abdeckung der Aktien der Daimler Truck Group AG mit einem Kursziel von 35,00 Euro auf. Die Margen von Daimler Truck haben ein glaubwürdiges Aufwärtspotenzial durch den bereits begonnenen Turnaround in Europa, hieß es mit als Begründung für eine Kaufempfehlung.
Die Selbsthilfe des Konzerns wird durch den Preis-Mix-Momentum bei einem Rekord-Auftragsbestand unterstützt, wobei die starken Frachtmärkte die Nachfrage stützten. Die Analysten modellieren ein durchschnittliches jährliches Gewinnwachstum je Aktie von mehr als zehn Prozent bis 2025, basierend auf einem Umsatzwachstum von zwei Prozent. Man geht davon aus, dass Daimler Truck den Abstand zur EBIT-Marge der Wettbewerber verringern kann.
Die margenstarke Schwerlastproduktion werde sich mit der Verbesserung der Halbleiterversorgung erholen und bis 2022 für Rückenwind sorgen. Auch die Preissetzungsmacht bleibe angesichts der rekordniedrigen Lagerbestände in der Branche stark. Inzwischen seien die Auftragsbestände in sechs aufeinanderfolgenden Quartalen gestiegen, was eine beispiellose Umsatztransparenz biete, da die Lkw-Kunden ein starkes Frachtaufkommen verzeichneten. Der angespannte Fahrermarkt und die alternden Flotten deuteten auf einen Nachholbedarf hin, der den Lkw-Ausgabezyklus verlängern und das Niveau aufrechterhalten könnte, das der Konsens zu unterschätzen scheine.
Den Umsatz sieht man von 2020 bis 2023 von 36,013 Milliarden Euro auf 49,290 Milliarden Euro steigen. Beim wiederkehrenden Ergebnis je Aktie soll gleichzeitig aus einem Minus von 0,25 Euro ein Plus von 3,50 Euro werden. Mit einer Dividendenzahlung rechnet man erstmals für das Jahr 2022 in Höhe von 1,30 Euro und für das Jahr danach soll den Prognosen zufolge dann 3,50 Euro je Aktie fließen.
Risiken: Hauptrisiken für ihre derzeit positive Anlagethese sieht die Berenberg Bank in einer langsameren Erholung der industriellen Endmärkte, weil das die Nachfrage und die Erträge beeinträchtigen würde. Wichtige Märkte in den USA, Deutschland, Großbritannien und China könnten sich zudem schlechter entwickeln, was auch die Nachfrage nach Nutzfahrzeugen beeinträchtigen würde.
Die Gruppe könnte außerdem Schwierigkeiten haben, die gewünschten Kosteneinsparungen aufgrund steigender Rohstoffpreise oder schwieriger Arbeitsbedingungen, die von Betriebsräten durchgesetzt werden, zu erzielen. Engpässe bei kritischen Komponenten (z. B. Halbleitern) könnten darüber hinaus die Fähigkeit des Konzerns in Frage stellen, ein ausreichendes Volumen an Fahrzeugen zu liefern. Auch könnte es passieren, dass Materialinvestitionen in neue Energiearchitekturen (batterieelektrisch, Wasserstoff) keinen Mehrwert bringen.
Charttechnik: Eine charttechnische Analyse macht bei Daimler Truck derzeit natürlich noch keinen Sinn, da der Titel erst einem Handelstag hinter sich hat.
Daimler-Aktie
Die Aktien von Daimler verbuchten am Freitag theoretische einen Abschlag von 13,84 Prozent auf 74,25 Euro. In der Realität bedeutete das aber letztlich ein Plus. Denn bekamen die Daimler-Aktionäre für je zwei ihrer Aktien ein Papier der Daimer Truck AG in ihre Depots eingebucht. Zusammengerechnet ergibt sich daraus ein Wert von 89,1375 Euro, was sich mit einer Schlussnotiz am Donnerstag von 86,18 Euro vergleicht.
Vor der eben erfolgten Abspaltung von Daimer Truck zählte sich der Daimler-Konzern in der bisherigen Konzernbeschreibung mit den Geschäftsfeldern Mercedes-Benz Cars & Vans und Daimler Mobility zu den größten und erfolgreichsten Anbietern von Premium- und Luxus-Pkw und Vans. Daimler Mobility bietet unter anderem Finanzierung, Leasing, Fahrzeugabos und -miete, Flottenmanagement sowie digitale Services und innovative Mobilitätsdienstleistungen an.
Laut Jefferies wird Daimler einen fünfprozentigen Anteil an Daimler Truck an seinen Pensionsfonds abtreten und einen 30-prozentigen Anteil behalten. Die Daimler AG werde in Mercedes-Benz umbenannt und dürfe für einen Zeitraum von drei Jahren keine Aktien von Daimler Truch verkaufen, es sei denn, Daimer Truck stimme dem zu.
Zu den Hauptaktionären der Daimler AG gehören Kuwait (6,8 Prozent), Eric Li (Mehrheitsaktionär von Geely, 9,7 Prozent) und BAIC (fünf Prozent). Geely hält auch einen Anteil von fünf Prozent an Volvo, während BAIC 100 Prozent an BFDA hält, dem Joint-Venture-Partner von Daimler Truck in China.
Analystenstimmen: Die NordLB hat mit Blick auf die starken Ergebnisgrößen im bisherigen Jahresverlauf trotz Pandemie und Chip-Mangel sowie vor dem Hintergrund eines zu erwartenden besseren operativen Geschäftes in 2022 das Anlageurteil "Kaufen" für die Daimler-Aktie bestätigt. Zugleich passten die Analysten das Kursziel für das Wertpapier infolge des Herauslösens von Daimler Truck auf 82,00 Euro nach unten hin an.
Nach der Einschätzung von Jefferies hat Mercedes in den vergangenen drei Jahren eine tiefgreifende Transformation von einem fast chronischen Underperformer zu einem kapitaleffizienten und aktionärsfreundlichen OEM mit den "besten Auto"-Margen aller Zeiten, einer hohen Cash-Conversion und einer vollständig reparierten Bilanz vollzogen.
Als eigenständiges Unternehmen wolle Mercedes Benz ein reiner Anbieter von Premium-Vans und Luxusautos werden, der sich auf Marge und ROIC statt auf Volumen und Marktanteil konzentriert, so die US-Investmentbank in einer aktuellen Studie weiter. Es bleibe ein Hauch von Konglomerat, da man weiter einen Anteil an Daimler Truck behalte.
Der Autobauer habe jüngst ein Investitionsprogramm von 60 Milliarden Euro für die Jahre 2022 bis 2026 bestätigt, um bis 2025 eine 50-prozentige Elektroauto-Penetration, bis 2030 eine 100-prozentige BEV-Bereitschaft und bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen. Als Kursziel errechnet man 82,00 Euro.
Risiken: Die Berenberg Bank nennt als Hauptrisiken für Daimler eine langsamere Erholung der Endverbrauchermärkte. Weil das die Nachfrage bei Mercedes-Benz beeinträchtigen würde. Wichtige Märkte in den USA, Deutschland, Großbritannien und China könnten sich außerdem schlechter als bisher angenommen entwickeln, was auch die Nachfrage nach Fahrzeugen beeinträchtigen würde.
Der Konzern könnte zudem Schwierigkeiten haben, die angestrebten Kosteneinsparungen aufgrund steigender Rohstoffpreise oder schwieriger Arbeitsbedingungen, die von Betriebsräten durchgesetzt werden, zu erreichen. Engpässe bei kritischen Bauteilen (z.B. Halbleitern) könnten darüber hinaus die Fähigkeit des Konzerns in Frage stellen, ein ausreichendes Volumen an Fahrzeugen zu liefern. Eventuell könnte es auch passieren, dass Materialinvestitionen in neue Energiearchitekturen (batterieelektrisch, Wasserstoff) keinen Mehrwert schaffen.
Charttechnik: Das langfristige Chartbild ist bei Daimler gekennzeichnet von einem ständigen Auf und Ab. Unter dem Strich bewegten sich die Kurse seit 1996 dabei zwischen 15,53 im März 2009 und 85,27 Euro im März 2015.
Sehr volatil ging es auch seit dem Ausbruch der Pandemie zu. Denn die Notierungen sackte da im Soge der allgemeinen Coronavirus-Baisse zunächst stark bis auf 19,44 Euro ab, nur um sich dann bis zum 22. November 2021 wieder bis auf 80,98 Euro zu erholen.
Trotz des starken Anstiegs hat es bisher aber noch nicht zu neuen Kursrekorden gereicht und ein neues prozyklisches charttechnisches Kaufsignal wäre erst bei einem Vordringen auf neue Bestmarken generiert.
Traton-Aktie
Mit der Trennung vom Nutzfahrzeugbereich war Volkswagen schon etwas früher dran als Daimler. Denn der Börsengang von Traton SE erfolgte am 28. Juni 2019. Das heißt, seitdem ist dieser Bereich, der mit den arken MAN, Scania, Volkswagen Caminhões e Ônibus, RIO und Navistar zu den weltweit führenden Nutzfahrzeugherstellern zählt, selbst am Aktienmarkt notiert.
Das Angebot der Münchener umfasst leichte Nutzfahrzeuge, Lkw und Busse, und man ist an 29 Produktions- und Montagestandorten in 17 Ländern vertreten. Da der Ausgabepreis sowie der erste Kurs 27,00 Euro betrugen, war diese strategische Entscheidung aus Anlegersicht kein Erfolg, denn der Schlusskurs am Freitag betrug 21,38 Euro.
Analystenstimmen: Die Deutsche Bank rät bei Traon zum Kauf, senkte aber im November das Kursziel von 33,00 Euro auf 30,00 Euro. Damals hieß es, im Gegensatz zu anderen OEMs habe Traton in der ersten Jahreshälfte nur geringfügige Auswirkungen auf die Lieferkette gesehen, in der zweiten Jahreshälfte träten jedoch mehr Probleme auf.
Nichtsdestotrotz habe das Unternehmen ein ordentliches Ergebnis für das dritte Quartal veröffentlich, wobei Scania und VWCO Margen im hohen einstelligen Bereich ausgewiesen hätten und MAN beim bereinigten Ergebnis in der Gewinnzone geblieben sei. Die zuständigen Analysten glauben, dass die Restrukturierungsmaßnahmen bei MAN bereits zu einem gewissen Grad greifen, indem sie den Break-even-Punkt des Unternehmens senken.
Die Nachfrage sei nach wie vor sehr stark und werde in den nächsten Quartalen wahrscheinlich weiterhin die Produktion übersteigen, was sich positiv auf die Preisgestaltung auswirke. Das Management der Lieferkette und die Minimierung von Lieferunterbrechungen seien in den kommenden Monaten von entscheidender Bedeutung, da sich die Engpässe bei einigen Komponenten (z. B. Halbleiter) zu entspannen schienen, während sie bei anderen (z. B. Aluminium) offenbar zunähmen.
Die Deutsche Bank findet es auch gut, dass das neue Managementteam plant, sich auf die weitere Hebung von Gruppensynergien und die Nutzung der Scania-Toolbox zu konzentrieren. Schließlich heißt man auch Navistar in der Traton-Familie willkommen. Durch die Übernahme erfülle das Unternehmen sein IPO-Ziel, ein wirklich globaler Lkw-OEM zu werden.
Chancen-Risiken-Analyse: Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) sieht bei Traton Chancen durch eine globale Aufstellung mit Kooperationspartnern und Joint Ventures. Positiv Erwähnung finden auch eine breite Aufstellung bei alternativen Antrieben sowie die hochprofitable Marke Scania. Risiken sieht man dagegen beim wettbewerbsintensiven Geschäft mit starken zyklischen Schwankungen. Das gelte auch mit Blick auf Integrationsrisiken der Akquisition Navistar und bei MAN wegen einer geringen Marge.
Bei der Beurteilung von Stärken und Schwächen mit Independent Research Stärken in der Stellung als einer der größten Nutzfahrzeughersteller (Skaleneffekte) aus. Gut sei auch die Marktführerschaft in Europa sowie in Brasilien/Südamerika. Vorteilhaft seien auch bekannte Marken (MAN, Scania; VWCO, Navistar) mit unterschiedlicher Positionierung (geringe Gefahr von Kannibalisierung). Mehrheitsaktionär Volkswagen wolle langfristig mindestens 75 Prozent der Traton-Aktien halten (aktuell 89,7 Prozent) , was stabilisierend wirken sollte.
Als Schwächen bezeichnet es Independent Research, dass Traton (noch) in Asien unterrepräsentiert ist. Verwiesen wird auch auf ein (konjunktur-)zyklisches Geschäftsmodell und eine hohe Wettbewerbsintensität. Auch gebe es eine hohe Abhängigkeit von Volkswagen (strategische Mehrheit auf der Hauptversammlung) und der Streubesitz sei gering.
Charttechnik: Die Kurs-Historie bei Traton ist noch relativ kurz. Seit dem IPO im Juni 2016 bewegten sich die Kurse Zwischen 11,23 Euro (23. März 2020) und 28,40 Euro /02. Juni 2021). Das Tief in diesem Jahr stammt mit 19,92 Euro auf Schlusskursbasis vom 03. Dezember. Das bedeutet, in den vergangenen Monaten neigte die Notiz zur Schwäche und als Folge davon gestaltet sich das Chartbild eher dürftig.
Volkswagen-Aktie
Der Volkswagen-Konzern zählt zu den bedeutendsten Automobilherstellern weltweit. Das PKW-Geschäft beinhaltet die Marken Volkswagen, Audi, Škoda, Seat, Porsche, Bentley, Bugatti und Lamborghini, das Nutzfahrzeuggeschäft umfasst VW Nutzfahrzeuge, MAN und Scania. Weiterhin ist das Unternehmen in der Automobilfinanzierung und -vermietung tätig.
In den vergangenen Monaten haben sich die im DAX enthaltenen Volkswagen-Vorzugsaktien deutlich schwächer als der Gesamtmarkt bzw. der Sektor entwickelt. Die DZ Bank führt das unter anderem auf Diskussionen über die Zukunft des Konzern-Vorstandsvorsitzenden Herbert Diess, die zukünftige Ausrichtung, insbesondere der deutschen Werke sowie die anhaltenden Liefer- und Logistikprobleme zurück.
Analystenstimmen: Mit den jüngsten Entscheidungen des Aufsichtsrates sollte der tendenziell negative Nachrichtenfluss der vergangenen Wochen zur Zukunft von Herbert Diess und die zukünftige Ausrichtung, insbesondere der deutschen Werke, ausklingen, so die DZ Bank. Beim Thema E-Mobilität sehen die dortigen Analysten weiterhin Vorteile für den Konzern durch seine Größe sowie den Erfahrungen mit Plattform- bzw. Modulstrategien.
Auf Basis der aktuellen Schätzungen impliziert das angewandte ROE/COE-Berechnungsmodell neuerdings aber nur noch einen fairen Wert von 229 Euro statt wie bisher von 240 Euro.
Die ebenfalls zum Kauf ratende Bank Julius Bär erinnert daran, dass Volkswagen sein Investitionsbudget für die nächsten fünf Jahre aufstockt, vor allem in den Bereichen Elektrifizierung und Software. Alle Finanzziele seien zuletzt bestätigt worden. Von 2022 bis 2026 wolle das Unternehmen 89 Milliarden Euro für neue Technologien (hauptsächlich Elektrifizierung und Software) ausgeben.
Im Vergleich zur letztjährigen Planungsrunde, in der sich das Budget für neue Technologien auf 73 Milliarden Euro belaufen habe, liege VW damit deutlich vor seinen Wettbewerbern. Das zusätzliche Investitionsbudget sei hauptsächlich für den beschleunigten Ausbau der Elektromobilität und den Aufbau der eigenen Batterieproduktion (52 Milliarden Euro gegenüber 35 Milliarden Euro zuvor) sowie für die Softwareentwicklung (30 Milliarden Euro gegenüber 27 Milliarden Euro) bestimmt.
Der Anteil batterieelektrischer Fahrzeuge solle von derzeit etwa fünf bis sechs Prozent auf rund 25 Prozent im Jahr 2026 steigen. Was die Finanzziele angehe, so habe VW seine Prognose für die operative Marge 2021 am oberen Ende der Spanne von 6,0-7,5 Prozent und für den freien Cashflow von mehr als 15 Milliarden Euro bestätigt. Für 2025/26 erwarte VW eine operative Marge von acht bis neun Prozent und mindestens 15 Milliarden Euro an freiem Cashflow.
Chancen-Risiken-Analyse: Die DZ Bank sieht Chancen bei einer besser als erwarteten Absatzentwicklung und bei einer steigenden Nachfrage nach E- und Hybrid-Fahrzeugen. Aufwärtspotenziale versprächen auch eine Margenverbesserungen durch die stärkere Nutzung von modularen Baukästen auf Konzernebene sowie Fortschritte bei der Restrukturierung bzw. -neuausrichtung des Konzerns.
Risiken wittern die Analysten dagegen bei einer Eintrübung der weltweiten Autokonjunktur, insbesondere in China und Europa oder bei steigenden Investitionen (F&E, CAPEX) wegen dem strukturellen Wandel (E-Mobilität, autonomes Fahren). Negativ Erwähnung finden zudem etwaige Margenverbesserungen durch die stärkere Nutzung von modularen Baukästen auf Konzernebene, strengere Emissionsvorgaben (Europa/Welt) und steigende Rohstoffpreise bzw. Transportkosten. Hinzu kommen möglicherweise ungünstige Wechselkurse sowie ein laufendes Kartellverfahren.
Mit Blick auf Stärken und Schwächen zählt Raiffeisen Research zu den Stärken eine Modelloffensive im elektrifizierten Automobilsegment und eine attraktive Ausschüttungspolitik (= hohe Dividendenrendite). Als Schwächen stuft man dagegen teils radikale Änderungen der gesetzlichen/politischen Rahmenbedingungen (CO2- Richtlinien, Importzölle etc.) ein, welche die ganze Industrie belasten.
Charttechnik: Auch die Vorzugsaktien von Volkswagen erwiesen sich in der Vergangenheit als schwanungsfreudig und es gab auch immer wieder abrupte Richtungsänderungen. Immerhin hat es der Titel aber geschafft, sich letztlich von Juli 1996 bis März 2015 von 18,84 Euro auf 255,20 Euro nach oben zu schrauben.
Diese Angabe bedeutete aber auch, dass es seit Jahren nicht mehr zu neuen Bestmarken gereicht hat und auch aktuell weist die Notiz bei einem Stand am Freitagabend von 180,34 Euro einen deutlichen Abstand zum zuvor erwähnten Rekordhoch auf. Eine deutliche Kluft gibt es auch gegenüber dem Jahreshoch von 246,55 Euro vom April 2021 zu konstatieren. Dafür bewegt sich der Kurs aber nach wie vor erheblich über dem Coronavirus-Baisse-Tief von 87,20 Euro vom 18. März 2020. Zusammengefasst drängt sich der Titel aktuell charttechnisch gesehen allerdings nicht als ein Kauf auf.