Mit "Dany Sahne" wird in diesem Jahr ein Klassiker des deutschen Lebensmittelhandels 50 Jahre alt. Danone brachte 1969 einen Schokopudding auf den Markt, der in den 80er-Jahren die Schallmauer von einer Milliarde verkauften Bechern durchbrach. Auch Danone selbst hat 2019 Grund zum feiern. Vor genau 100 Jahren gründete Isaac Carasso das Unternehmen. Zuvor hatte er einen Joghurt auf den Markt gebracht, der Kindern mit Durchfallerkrankungen helfen sollte. Zum Jubiläum erinnert das Unternehmen stolz an den Pioniergeist des Griechen und rückt seinen bis heute gültigen Anspruch in den Fokus: Danone möchte so viele Menschen wie möglich mit gesunden Nahrungsmitteln versorgen. Diesbezüglich wirkt "Dany Sahne" heute wie aus der Zeit gefallen. Schließlich besteht das Dessert zu mehr als einem Fünftel aus Zucker und Fett - Zutaten, bei denen immer mehr Konsumenten die Nase rümpfen.

Beim Besuch eines gut sortierten Supermarkts zeigt sich, dass Danone die Zeichen der Zeit erkannt hat. Unweit des süßen Klassikers stehen Produkte von Provamel und Alpro. Hinter diesen beiden Marken verbergen sich pflanzliche Milchprodukte. Beispielsweise führt Provamel ein Schokodessert auf Sojabasis mit einem Fettanteil von unter zwei Prozent und 9,2 Gramm Zucker je 100 Gramm Creme im Sortiment. 2017 ist Danone mit der Übernahme des US-Unternehmens Whitewave in das vegane Segment vorgestoßen.

Damit reagierten die Franzosen auf das sich weltweit verändernde Ernährungs- und Umweltbewusstsein. Natürlich ging es Konzernchef Emmanuel Faber bei der mehr als zwölf Milliarden US-Dollar schweren Transaktion nicht nur um eine Beruhigung des Gewissens. Vielmehr soll die neue Tochter dem Geschäft mit Milchfrischprodukten auf die Sprünge helfen - die Sparte steuert mehr als die Hälfte zu den Konzernumsätzen bei (siehe "Auf einen Blick"). 2018 entfielen bereits 15 Prozent der Umsätze im Kerngeschäft auf pflanzliche Produkte. "Wir sind mehr denn je davon begeistert, wie gut Whitewave zu unserem Geschäft passt", sagte Faber im Rahmen der Zahlenpräsentation.

Drei von vier Produkten des Zukaufs verzeichneten Wachstumsraten von mehr als fünf Prozent. Außerhalb von Nordamerika musste sich das Milchsegment 2018 dennoch mit einem marginalen Umsatzplus von 0,1 Prozent begnügen. Einen Strich durch die Rechnung haben dem Unternehmen die Konsumenten in Marokko gemacht. Aktivisten warfen den Franzosen unfaire Preise vor und riefen in den sozialen Medien zum Boykott von Danone-Produkten auf. Die Aktion traf den Konzern schwer. Auf vergleichbarer Basis meldete Danone für 2018 im Konzern ein Umsatzwachstum von 2,9 Prozent. Ohne den Geschäftseinbruch in Marokko wäre das Plus um 70 Basispunkte höher ausgefallen.

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Ehrgeizige Ziele


Für Schwung sorgen neben Whitewave die Segmente Wasser und medizinische Nahrung. In der zweitgenannten Sparte steigerte Danone die Umsätze 2018 um 5,9 Prozent, obwohl das Geschäft mit Babynahrung in China schwächelte. Im zweiten Halbjahr möchte Emmanuel Faber im Reich der Mitte die Kurve kriegen. Zur selben Zeit soll das Kerngeschäft Fahrt aufnehmen. Hier hilft zum einen das wahrscheinlich nahende Ende der Schwächephase in Marokko. Da der Boykott am 20. April ein Jahr alt wird, schrumpft die Vergleichsbasis. Gleichzeitig setzt das Management auf die in neuen Rezepturen verkaufte Joghurtmarke Activia sowie die Erzeugnisse von Alpro und Provamel. Alles in allem stellt Danone für das laufende Jahr ein bereinigtes Umsatzwachstum von rund drei Prozent in Aussicht. Bei der operativen Marge haben sich die Verantwortlichen den Sprung über die Marke von 15 Prozent vorgenommen. Zum Vergleich: 2018 lag die Kennzahl bei 14,45 Prozent. "2019 wird ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung unserer Vorsätze für 2020", kommentiert Finanzchefin Cécile Cabanis den Ausblick. Während die Marge im kommenden Jahr um einen weiteren Prozentpunkt höher ausfallen soll, liegt die Latte beim Umsatzwachstum zwischen vier und fünf Prozent.

Jon Cox, Analyst bei Kepler Cheuvreux, traut dem Unternehmen das Erreichen der ehrgeizigen Ziele zu. "Wir denken, Danone hat im Lebensmittelbereich das gesündeste und am besten zum Trend passende Portfolio", schreibt er in einer aktuellen Studie. Da das Management gleichzeitig auf die Kostenbremse tritt, sollten die Gewinne mittelfristig stark wachsen. Cox geht daher davon aus, dass der Bewertungsabschlag der Aktie verschwindet, und rät zum Kauf.

In der Tat zeigt Danone gegenüber der Konkurrenz einen markanten Discount. Beispielsweise liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) 2020 bei 16. Dagegen notiert der Lebensmittelgigant Nestlé bei mehr als dem Zwanzigfachen des für das kommende Jahr erwarteten Profits. Hinzu kommt eine attraktive Ausschüttungspolitik: Der Hauptversammlung am 25. April schlägt die Danone-Konzernleitung für 2018 eine Dividende von 1,94 Euro je Aktie vor. Der Aufschlag von vier Cent gegenüber dem Vorjahr bedeutet die fünfte Erhöhung nacheinander. Zudem errechnet sich daraus eine Dividendenrendite von annähernd drei Prozent - auch dieser Wert spricht gerade im Konkurrenzvergleich für die Franzosen. Wir heben deshalb unseren Ziel- und Stoppkurs leicht an.

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Investoren mit Argwohn

Gleichwohl konnte Danone im ersten Quartal nicht mit dem haussierenden europäischen Lebensmittelsektor Schritt halten. Noch zweifeln Investoren scheinbar daran, ob der Molkereigigant im Kerngeschäft tatsächlich so schnell wie geplant in Schwung kommt und außerdem die China-Flaute bei der Babynahrung überwinden kann. Allein wegen der Marokko-Problematik dürften die am 17. April anstehenden Umsatzzahlen für das erste Quartal kaum dazu taugen, den Argwohn zu beseitigen. Auf Dauer sollte sich die von vielen Konsumenten eingeschlagene Strategie aus weniger "Dany Sahne" und mehr gesunden Nahrungsmitteln aber für die Danone-Aktionäre bezahlt machen.

Auf einen Blick: Danone-Aktie