Chart 1 - Intradaychart auf Fünf-Minuten-Basis
Der DAX ist schon seit dem Fall unter die 8900er-Marke überverkauft. Er hat sich inzwischen um acht Prozent von seinem durchschnittlichen Monatskurs nach unten entfernt (blauer Indikator unter dem Tageschart). Diese Entwicklung zeigt, dass die Kurse in zu kurzer Zeit zu schnell gefallen sind und damit reif für eine Gegenbewegung zurück nach oben werden. Selbst wenn diese Erholung / Bärenmarktrally nicht weit führen muss, stoppt sie zumindest vorläufig eine weitere Abwärtsbewegung und kann der Anfang einer Bodenbildung sein.
Gleich nach dem Ausbruch unter die 8900 fanden sich aber noch nicht genug kaufwillige Marktteilnehmer, das Verkaufssignal durch den Absturz unter dieses früher immer stark nachgefragte Preisniveau (Unterstützung) war einfach zu hoch. Erst jetzt, nachdem der Index fast in einem Rutsch weiter bis an die nächste Haltezone gefallen ist, wird eine Atempause im Abwärtstrend wieder wahrscheinlicher.
Ausgelöst, oder zumindest drastisch verstärkt wird diese Tendenz durch die scharfe Richtungsumkehr des US-Leitindex S&P 500 gestern Abend. Nach einem starken Einbruch fingen sich die Notierungen des weltweit wichtigsten Börsenbarometers im Bereich der Nachfragezone um 1820 Punkte und konnten anschließend bis Handelsschluss wieder um mehr als 40 Zähler zulegen. Diese ungewöhnlich große Nachfrage nach einem ebenfalls weit überdurchschnittlich schwachen Handelsstart ist ein Zeichen für einen finalen Ausverkauf, der oft am Ende eines Abwärtstrends steht - oder zumindest am Ende einer Verkaufswelle. Danach folgt häufig ein Erholungsimpuls, nach dem es aber durchaus ein weiteres Mal nach unten gehen kann.
Nun sind neue signifikante Tiefpunkte aber zunächst sehr unwahrscheinlich, für den DAX bedeutet dies, die Zone um 8500/8550 Zähler sollte vorläufig halten. Stattdessen ist das Augenmerk nun auf der Oberseite, hier ist zunächst die 8700er-Marke zu nennen, an der mit erstem schwachen Verkaufsdruck durch Anleger zu rechnen ist, die schnell wieder der Mut verlässt. Auch der Abwärtstrend, der sich von diesem Areal bis hoch in Richtung 8750 Punkte zieht, dürfte verkaufsfördernd wirken. Spätestens in den kommenden Tagen sollten die Kurse aber weiter bis 8860/8900 Zähler steigen können, und damit die ehemalige mittelfristige Unterstützung (siehe Tageschart) von unten noch einmal erreichen. Auf längere Sicht liegen Kursziele einer anhaltenden Erholung dann knapp unter der 9000 sowie in der Zone um 9170/90 Punkten.
Anleger finden auf Seite 6 passende Zertifikate, mit denen Sie mit hebeln zwischen 6 (für längerfristige Spekulationen) und 30 (für wenige Stunden bis Tage) auf steigende Notierungen setzen können. Dafür verfällt das letztgenannte Papier bereits unter 8430 Punkten wertlos, viel weiter darf der DAX also nicht fallen. Für das Risiko winken aber auch entsprechende Chancen: Schon ein DAX-Anstieg von 90 Punkten würde im kurzfristigen Derivat zu einem Kursanstieg von 30 Prozent führen, 300 Punkte Plus im Index - nicht unrealistisch aus heutiger Sicht - würden den Einsatz im Zertifikat sogar verdoppeln.
Chart 2 - S&P 500- Tageschart mit Abstand zum 21- und 200-Tage-Durchschnitt in %
Tradesignal Online. Tradesignal® ist eine eingetragene Marke der Tradesignal GmbH. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.
Chart 3 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %
Im Tageschart ist der Ausbruch unter die 8900er-Marke nun das zentrale Ereignis. Die dort erstmals seit Ende 2013 ausgebliebene Nachfrage lässt für die kommenden Wochen und Monate auf weitere Kursrückgänge schließen. Dabei sind Kursziele von 8500 und 8000/8150 Punkten realistisch. An der letztgenannten Marke verlief lange Zeit das Allzeithoch des Deutschen Aktienindex, sie ist in den Köpfen der Marktteilnehmer noch präsent. Wenn der Index erneut auf dieses Niveau zurück fällt, könnten viele langfristig denkende Anleger dies als zweite Einstiegschance sehen. Abwenden würde der Markt die negative mittelfristige Prognose nur, wenn er sich zügig und nachhaltig über die 8900 erholt. Ein kurzfristiger Anstieg über diese Zone ist zwar zu erwarten, doch von Dauer dürfte er aus heutiger Sicht nicht sein.
Chart 4 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie
Im Wochenchart ist der Aufwärtstrend gebrochen, hier ist Abwärtspotenzial erkennbar. Bevor die Kurse nicht mindestens 25 bis 35 Prozent unter die 200-Tage-Linie fallen, ist der Markt aus ganz langfristiger Sicht nicht als überverkauft zu sehen. Kursverluste bis an die 7500er-Marke, wo eine weitere Unterstützung liegt, sind aus dieser Perspektive durchaus möglich. Allerdings nur, wenn die 8900er-Marke nicht halten sollte. Derzeit ist dies noch offen, Anleger müssen noch nicht mit dem Schlimmsten rechnen.
Insbesondere aus dem übergeordneten Sichtwinkel wird erkennbar: Seit 2009 tendiert der Markt nach oben, und selbst Korrekturen wie der Mini-Crash in 2011 konnten den DAX nicht allzu lange vom Steigen abhalten. Diese Tendenz dürfte sich auch nach einer ausgeprägten Konsolidierung, wenn sie denn kommt, wieder fortsetzen.
Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis
Unterstützungen und Widerstände
Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft.
www.index-radar.de