Rückversicherer Hannover Rück hat die Gewinnprognose für 2002 bestätigt, Hurrikan „Ian“ belastete deutlich geringer als bei Munich Re und Swiss Re. Warum die Nummer Drei bei dem größten Schadensereignis des Jahres glimpflich davon kam und trotz Überschreitung des Schadensbudgets die Gewinnziele voraussichtlich einhalten kann. Von Klaus Schachinger


Hurrikan "Ian" belastet Rückversicherer Hannover Rück nach eigenen Angaben mit rund 276 Millionen Euro netto. Beim Nettowert wird der Teil der Risiken, den der Rückversicherer bei anderen Unternehmen abgesichert oder in Form von Katastrophenanleihen weitergereicht hat, abgezogen. Die Schätzung für die Bruttobelastung steht noch aus. Ein wesentlicher Grund für die vergleichsweise geringe Belastung durch die vom Hurrikan verursachten großen Schäden: anders als Primus Munich Re und die Nummer Zwei Swiss Re haben die Niedersachsen ihr Geschäft in Florida, auch wegen der niedrigen Versicherungsprämien, kontinuierlich zurückgefahren. In der Rückversicherung der Schäden durch den Hurrikan hat der Rückversicherer deshalb nach eigenen Angaben einen Marktanteil von nur 0,7 Prozent.

Hannover-Rück-Chef Jean-Jacques Henchoz bestätigte die Gewinnprognose das Geschäftsjahr. Aktuell wird jedoch das untere Ende der Spanne von 1,4 bis 1,5 Milliarden Euro avisiert. Die Bestätigung wurde an der Börse honoriert. Der Aktienkurs legte zu. Von Januar bis September summieren sich die Belastung des Rückversicherers auf fast 1,5 Milliarden Euro und überstieg damit die dafür veranschlagten Reserven um 400 Millionen Euro. Trotz Überschreitung des Budgets wurde das Gewinnziel bestätigt. Chef Henchoz begründete das mit den Gewinnen aus inflationsbesicherten Anleihen in den Kapitalanlagen. Sie dürften die hohe Schadenbelastung abfedern. Von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragte Analysten hatten im Schnitt mit einem Jahresgewinn unterhalb der Zielspanne gerechnet.

Für die Assekuranzbranche ist Hurrikan "Ian" in diesem Jahr der mit Abstand höchste Naturkatastrophenschaden. Nach Einschätzung der Hannover Rück liegen die Belastungen durch „Ian“ für die globale Assekuranz zwischen 50 bis 60 Milliarden Dollar. Munich Re und Swiss Re gehen von höheren Belastungen aus und taxieren ihre eigenen Belastungen auf 1,6 Milliarden Euro und 1,3 Milliarden US-Dollar. Bereits die Schäden durch Winterstürme in Europa und Überflutungen in Australien und Südafrika während der ersten sechs Monate haben 2022 zu einem Jahr mit einer überdurchschnittlich hohen Großschadenbelastung gemacht.

Im dritten Quartal verdiente Hannover Rück unter dem Strich rund 222 Millionen Euro, knapp ein Fünftel mehr als im Vorjahr. Wegen der erheblichen Schadensbelastung in diesem Jahr will der Rückversicherer, wie auch die Konkurrenz, bei den anstehenden Erneuerungen von Policen die Prämien deutlich erhöhen. Weitere Faktoren für höhere Prämien sind die großen Preissteigerungen im täglichen Geschäft, etwa Kfz-Reparaturen und im Baugewerbe. Zudem würden die Inflationsraten die Wiederaufbaukosten verteuern sagte Henchoz. Unterm Strich will der Konzern seine Bruttoprämieneinnahmen 2022 bereinigt Währungseffekte um mindestens um 7,5 Prozent erhöhen. In den ersten neun Monaten waren es 13,5 Prozent mehr.

Fazit

Der hohe Bestand inflationsgebundener Anleihen, der über die vergangenen Jahre aufgebaut wurde, ist nun ein wertvoller Gewinnpuffer. Der für 2022 in Aussicht gestellte Nettogewinn von 1,4 bis 1,5 Milliarden Euro Nettogewinn ist ein Plus von mindestens 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Mit einer nachhaltigen Dividendenrendite von mehr als vier Prozent ist die Aktie ein aussichtsreiches Langfristinvestment.

Mit Material von dpa-AFX