Techriese Apple stellt sein neues iPhone vor und startet in die Ära der künstlichen Intelligenz. Warum die Aktie weiter großes Potenzial hat und wie viele Kurschancen drin sind.
Auch Apple weiß: Es gibt Wichtigeres als ein neues iPhone. Um dem TV-Duell zur US-Präsidentschaftswahl zwischen Kamala Harris und Donald Trump aus dem Weg zu gehen, hat der Techriese die Präsentation seines neuen Smartphones um einen Tag vorverlegt. Am 9. September wird Apple-Chef Timothy Cook das Gerät in die Kameras halten. Äußerlich dürfte es keine spektakulären Neuerungen geben. Trotzdem soll das iPhone 16 eine neue Ära einleiten. Einen „Superzyklus“ erwartet Gene Munster von der Vermögensverwaltung Deepwater.
Spät, aber nicht zu spät startet Apple in das Zeitalter der künstlichen Intelligenz. Unter dem Schlagwort Apple Intelligence werden verschiedene Dienste gebündelt. Auf der Entwicklerkonferenz im Juni gab es Einblicke: Programme, die bei der Formulierung von E-Mails helfen oder auch maßgeschneiderte Bilder generieren. Eine wichtige Rolle spielt die Allianz mit OpenAI, dem Entwickler des Chatbots ChatGPT. Vor einem Comeback steht Siri. Die digitale Sprachassistentin, die Apple erstmals 2011 präsentierte, dürfte eine zentrale Rolle übernehmen.
KI als Kurs-Booster für die Apple-Aktie
KI-Anwendungen sollen das Geschäft quer durch die Produktpalette von Apple antreiben. Weil die Rechenleistungen der neuen Technologie komplex sind, stoßen ältere Geräte an ihre Grenzen. Laut Apple brauchen beispielsweise iPhone-Nutzer für KI mindestens das Modell 15 Pro. Das dürfte ein starker Anreiz sein, auf ein neues Gerät aufzurüsten. Munster kalkuliert, dass 80 Prozent der über 2,2 Milliarden aktiven Apple-Geräte aufgerüstet werden müssten, um auf KI-Funktionen zugreifen zu können. Der Prozess dürfte sich allerdings über mehrere Jahre ziehen. Für das iPhone erwartet der Analystenkonsens über die kommenden drei Geschäftsjahre einen Umsatzanstieg von durchschnittlich siebeneinhalb Prozent.
Auch das Servicegeschäft, zu dem der App Store gehört, sollte von KI-Anwendungen profitieren. Schon jetzt ist die Sparte zum Wachstumstreiber geworden. In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres steigerte Apple den Umsatz dort um 14 Prozent. Bei Werbung, Cloud und Bezahldiensten habe man Rekordumsätze erwirtschaftet, meldete Apple. Mehr als ein Viertel des Konzernumsatzes wird inzwischen mit Services erzielt. Der Bereich ist überdurchschnittlich profitabel und bringt wiederkehrende Einnahmen.
Die wichtigste Frage Ein aus Sicht der Börse kniffliger Punkt ist das Bewertungsniveau der Aktie. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist vom einst einstelligen Bereich auf rund 30 geklettert. Gleichzeitig erwarten Analysten, dass der Nettogewinn um rund acht Prozent steigt. Diese Relation ist nicht sonderlich inspirierend.
Es gibt aber noch andere Faktoren: Mit netto rund 100 Milliarden Dollar wächst der Gewinn von extrem hoher Basis aus. Gleichzeitig wird Apple immer mehr zu einem digitalen Versorger, der ähnlich wie Konsumgüterhersteller fest im Leben seiner Kunden verankert ist. Die hohe Ebit-Marge von über 30 Prozent ähnelt der von Luxusgüterkonzernen. Damit bewegt sich Apple in der Welt von Branchen, denen Börsianer deutlich höhere Bewertungen zugestehen als einfachen Computerherstellern.
Wir glauben, dass Apple durch KI das Potenzial hat, positiv zu überraschen. Die Aktie bleibt ein Basisinvestment im Technologiebereich. Ein Kursziel von 230 Euro bietet zweistellige Chancen nach oben.
Übrigens: Dieser Artikel erschien zuerst in der neuen Print-Ausgabe von BÖRSE ONLINE. Diese finden Sie hier
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