"Jetzt werden die Bremsspuren sichtbar" Marktexperten wie Carsten Mumm von Donner & Reuschel sowie Robert Greil von der Privatbank Merck Finck sehen die Apple-Warnung als schlechtes Vorzeichen für die anstehende US-Berichtssaison. Sie rechnen damit, dass auch angesichts eingetrübter Konjunkturdaten die Unternehmensgewinne jetzt stärker unter Druck kommen werden.

Apple jedenfalls verfehlte zum ersten Mal seit Einführung des iPhone seine Umsatzziele und begründet dies auch mit einem schwächeren China-Geschäft. Die Warnung belastete am Donnerstag auch Zulieferer wie den im SDAX notierten Chiphersteller Dialog Semiconductor. Apple-Chef Tim Cook sagte, man habe die wirtschaftliche Abwärtsbewegung in China unterschätzt. Das schürte am Markt auch die Sorge, dass der Handelskonflikt zwischen China und den USA die Wirtschaft stärker belasten könnte. Hinzu kamen negative Produktionszahlen aus China und eine Warnung der Zentralbank in Peking, dass das Wirtschaftswachstum im vierten Quartal unter 6,5 Prozent gefallen sein könnte. Zwar verbreitete sich am Freitag an den Märkten wieder mehr Zuversicht, nachdem Meldungen die Runde gemacht hatten, dass die USA und China ihre Handelsgespräche zu Wochenbeginn wieder aufnehmen wollen.

Alles in allem sind die Zahlen von Apple jedoch kein gutes Omen für die kommende Berichtssaison. "Vor allem der Hinweis auf die mittlerweile deutlich nachlassende Konjunkturdynamik in China dürfte auch andere US-Unternehmen betreffen und die anstehende Berichtssaison belasten", sagte Donner & Reuschel-Chefvolkswirt Carsten Mumm gegenüber BÖRSE ONLINE. "Ein weiterer Beleg für die auch in den USA immer stärker spürbaren Bremsspuren ist der deutlich nachgebende ISM-Einkaufsmanagerindex für das verar-beitende Gewerbe, der mit 54,1 Punkten auf dem tiefsten Stand seit Ende 2016 steht."

Vorerst negative Vorzeichen



Bereits in den vergangenen Wochen waren die Einkaufsmanagerindizes in China, Frankreich und Italien unter die Marke von 50 Punkten gesunken - und signalisieren damit Stagnation. "Die Vorzeichen für die globalen Aktienmärkte dürften damit vorerst negativ bleiben", erläutert Mumm. "Der wesentliche Belastungsfaktor in den vergangenen Monaten war jedoch der immer weiter eskalierende Handelskrieg. Nur wenn von dieser Seite schnelle und eindeutige Fortschritte vermeldet werden können, wäre kurzfristig eine Trendwende an den Aktienmärkten möglich."

Robert Greil, Chefstratege der Privatbank Merck Finck, sieht das ähnlich: "Die anhaltend schwächeren Daten, insbesondere die abgestürzte Stimmung der US-Einkaufsmanager, schüren neue Konjunktursorgen." Mit den schwächeren US-Indikatoren verdüsterten sich die Perspektiven für das Wirtschaftswachstum - und damit auch die Gewinnerwartungen der Unternehmen. "Während die Konsenserwartungen für 2019 sowohl in Europa als auch in den USA noch immer von einem Gewinnplus von acht Prozent ausgehen, halten wir eher fünf bis sechs Prozent für realistisch." Zudem lasse die politische Unsicherheit als Folge von Handelskonflikten, US-Government Shutdown und dem bevorstehenden Brexit nicht nach. "Damit dürfte der Druck auf die Aktienmärkte vorerst anhalten", prognostiziert Greil.

Auch deutsche Autowerte unter Druck



In diesem Marktumfeld waren zum Jahresauftakt auch deutsche Autowerte wie BMW, Daimler und Volkswagen unter Druck geraten, die sich vor allem auf ein schwierigeres Geschäft in China einstellen müssen. Dieser weltweit wichtigste Automarkt geht 2019 nach einer Prognose des CAR-Instituts auf 22,3 Millionen (2018: 23,2 Millionen; 2017: 24,2 Millionen) verkaufte Neufahrzeuge zurück. Demnach wird auch der deutsche Automarkt schrumpfen. 2017 lag er mit 3,44 Millionen Fahrzeugen weltweit noch auf Platz 4 nach China, den USA und Japan. 2018 sollen die Verkäufe auf 3,42 Millionen, 2019 auf 3,32 Millionen zurückgehen.

Indien hat Deutschland bereits 2018 mit 3,45 Millionen Autos vom vierten Platz verdrängt. "Das weltweite Autogeschäft wird schwieriger", sagt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. "Bis 2020 muss mit empfindlichen Rückgängen bei den Gewinnen der Autobauer und Zulieferer gerechnet werden." China-Flaute und Milliarden-investitionen bei Elektroautos bremsten. "Die gute Nachricht ist, dass der Durchbruch zum Elektroauto läuft.