Am Donnerstag meldet gleich eine ganze Fülle deutscher Aktien Quartalszahlen. Das müssen Anleger über die Ergebnisse und deren Einfluss auf die Aktien von BMW, Beiersdorf & Co. wissen.

Entwicklung von Infineon schwächt sich leicht ab

Beim Chiphersteller Infineon hat sich im dritten Quartal die Entwicklung im Vergleich zu den drei Monaten davor leicht abgeschwächt. Der Halbleitermarkt zeige dabei weiterhin ein gemischtes Bild mit Licht und Schatten, erklärte Vorstandschef Jochen Hanebeck bei der Veröffentlichung der Zahlen am Donnerstag in Neubiberg. So sorgten Elektromobilität und erneuerbare Energien sowie die damit verbundenen Anwendungsbereiche für eine stabil hohe Nachfrage. Dagegen sei der Bedarf zum Beispiel für Konsumenten-Anwendungen, wie PCs und Smartphones, nach wie vor gering.

Der Umsatz sank daher in den drei Monaten per Ende Juni um ein Prozent auf knapp 4,1 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorquartal. Das Segmentergebnis, das die operative Tätigkeit abbildet, nahm um zehn Prozent auf knapp 1,1 Milliarden Euro ab. Die Zahlen lagen im Rahmen der Analystenerwartungen. Nach Steuern verdiente Infineon mit 831 Millionen Euro ein Prozent mehr.

In der Chipbranche ist der Vergleich zum Vorquartal wegen der Volatilität des Geschäfts üblich. Im Vergleich zum Vorjahr konnte Infineon bei allen Kennziffern kräftige Zuwächse erreichen. Die Jahresprognose bekräftigte der Chiphersteller.

Infineon (WKN: 623100)

BMW verdient im zweiten Quartal etwas weniger

Der Autobauer BMW hat im zweiten Quartal trotz eines guten Laufs im Tagesgeschäft etwas weniger Gewinn gemacht. Unter dem Strich ging der Konzernüberschuss im Jahresvergleich um 2,9 Prozent auf 2,96 Milliarden Euro zurück, wie der Dax-Konzern am Donnerstag in München mitteilte. Grund seien vor allem höhere Steuern gewesen. Der Umsatz im Konzern kletterte hingegen um 7 Prozent auf 37,2 Milliarden Euro, weil BMW mehr Autos verkaufte und teurere Modelle einen größeren Anteil am Gesamtverkauf hatten.

BMW hatte bereits am Dienstag Eckdaten zum operativen Geschäft vorgelegt und dabei auch den Jahresausblick für den Absatz und für die Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern im Automobilbau erhöht. Allerdings benötigt der Konzern auch mehr Geld für Investitionen in Elektroantriebe sowie für höhere Vorräte als bisher veranschlagt, was die Anleger herb enttäuschte. Die operative Gewinnmarge im zweiten Quartal war zwar im Jahresvergleich um einen Prozentpunkt auf 9,2 Prozent gestiegen, hier hatten Analysten zuvor allerdings mit einer noch stärkeren Verbesserung gerechnet. Belastend wirkten sich unter anderem negative Währungseffekte, gestiegene Materialkosten und höhere Gewährleistungsaufwendungen aus.

BMW (WKN: 519000)

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Beiersdorf rechnet 2023 mit mehr Umsatzwachstum - Ergebnisprognose bleibt

Dank des gut laufenden Hautpflegegeschäfts mit den Marken Nivea und Eucerin hebt der Konsumgüterkonzern Beiersdorf nach dem ersten Halbjahr seinen Umsatzausblick für das laufende Jahr an. So soll der Erlös im Konzern und in der Konsumentensparte aus eigener Kraft - sprich ohne Währungs- und Übernahmeeffekte - um einen hohen einstelligen bis niedrig zweistelligen Prozentbetrag gegenüber dem Vorjahreswert wachsen, wie der Dax-Konzern am Donnerstag mitteilte. Bisher gingen die Hamburger von einem organischen Wachstum im mittleren bis höheren einstelligen Bereich aus. Sollte es im Luxusgeschäft noch besser laufen, könne der Konzern in der Konsumentensparte auch einen Wert am oberen Ende der Spanne erreichen, hieß es. Im ersten Halbjahr war Beiersdorf mit 12,3 Prozent bereinigtem Umsatzplus im Konzern gut unterwegs.

Inklusive aller Effekte steigerte der Dax-Konzern den Erlös um 10,3 Prozent auf 4,94 Milliarden Euro und damit etwas stärker als von Experten gedacht. Vor allem beim um Sondereffekte bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern schnitt Beiersdorf besser ab als von Fachleuten erwartet, dieses kletterte von 710 Millionen Euro ein Jahr zuvor auf 852 Millionen Euro. Weil Beiersdorf in der zweiten Jahreshälfte mehr Geld in Werbung und Marketing stecken will, um den Absatz zu fördern, bleibt das Unternehmen bei der Ergebnisprognose. Diese sieht eine leicht steigende operative Marge gegenüber dem Vorjahreswert von 13,2 Prozent vor. Im ersten Halbjahr stieg die bereinigte Marge um 1,4 Prozentpunkte auf 17,3 Prozent.

Beiersdorf (WKN: 520000)

United Internet und 1&1 gewinnen viele Kunden hinzu

Der Internetkonzern United Internet hat im ersten Halbjahr ein deutliches Plus an Neukunden verzeichnet. Die Zahl kostenpflichtiger Kundenverträge sei um 490 000 auf knapp 28 Millionen gestiegen, teilte die 1&1-Mutter am Donnerstag in Montabaur mit. Dabei konnte die Telekommunikationstochter 1&1 180 000 Kunden von sich überzeugen - deutlich mehr als noch im Vorjahreszeitraum. Sie kommt nun auf fast 16 Millionen Kundenverträge. Auch die Webhosting-Tochter Ionos gewann Verträge hinzu.

Auf Konzernebene kletterte der Umsatz von United Internet im ersten Halbjahr um 4,4 Prozent auf rund 3 Milliarden Euro. Davon blieben 670 Millionen Euro als um Sondereffekte bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) übrig - 1,9 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum.

Die Telekommunikationstochter 1&1 steigerte ihren Erlös zwischen Januar und Juni um 2,1 Prozent auf knapp zwei Milliarden Euro, während das bereinigte operative Ergebnis um 2,2 Prozent auf knapp 393 Millionen Euro wuchs.

Die bisherigen Jahresziele für United Internet und 1&1 bestätigte der Vorstand.

United Internet (WKN: 508903)

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Maschinenbauer Dürr steigert Gewinn deutlich

Der Maschinenbauer Dürr hat im zweiten Quartal vor allem dank guter Geschäfte mit der Autoindustrie deutlich mehr verdient. "Das zweite Quartal hat die erwartete Beschleunigung gebracht", sagte der Vorstandvorsitzende Jochen Weyrauch am Donnerstag bei Vorlage der Halbjahreszahlen. Diesen Kurs setze das Unternehmen fort, im dritten und insbesondere im vierten Quartal werde es bei Umsatz und Ergebnis nochmals deutlich zulegen. Auch der Auftragseingang liege auf Kurs und dürfte im Gesamtjahr das obere Ende der Zielbandbreite von 4,4 bis 4,8 Milliarden Euro erreichen. Die Jahresziele bestätigte der Vorstand.

Im zweiten Quartal legte der Umsatz im Vorjahresvergleich um knapp sieben Prozent auf 1,12 Milliarden Euro zu, wie das im MDax notierte Unternehmen in Bietigheim-Bissing mitteilte. Aber vor allem im Tagesgeschäft lief es für den Maschinenbauer deutlich besser. Der operative Gewinn (bereinigtes Ebit) zog um mehr als die Hälfte auf 62,6 Millionen Euro an. Dazu trug neben besserer Geschäfte auch ein Sparprogramm bei. Unter dem Strich hat sich der Überschuss mit 37,4 Millionen Euro mehr als verdoppelt.

Dürr (WKN: 556520)

Höhere Zinsen bringen Großbank ING Gewinnsprung - Erwartungen übertroffen

Die gestiegenen Zinsen haben der niederländischen Großbank ING im zweiten Quartal einen kräftigen Gewinnsprung beschert. Mit knapp 2,2 Milliarden Euro lag der Überschuss rund 83 Prozent höher als ein Jahr zuvor, wie der Mutterkonzern der gleichnamigen deutschen Direktbank am Donnerstag in Amsterdam mitteilte. Die ING verdiente damit deutlich mehr als von Analysten im Schnitt erwartet. So legte das Institut nur knapp 100 Millionen Euro für drohende Kreditausfälle zurück. Branchenexperten hatten mit fast viermal so viel gerechnet.

Den Großteil des Gewinnanstiegs verdankte die Bank dem stark gestiegenen Zinsniveau. Der Zinsüberschuss stieg dadurch um fast ein Fünftel auf nahezu 4,1 Milliarden Euro, wenn auch nicht ganz so stark wie von Analysten gedacht. Die gesamten Erträge legten sogar um 23 Prozent auf knapp 5,8 Milliarden Euro zu.

Während viele andere Banken infolge der Inflation mit höheren Ausgaben für Gehälter und Sachleistungen zu kämpfen haben, hielt die ING ihre Betriebskosten abseits von Bankenabgaben nahezu stabil. Einschließlich der Bankenabgaben gingen sie sogar um rund vier Prozent zurück.

ING Groep (WKN: 907466)

ProSiebenSat.1 schreibt weiter rote Zahlen

Der Medienkonzern ProSiebenSat.1 hat im vergangenen Quartal 56 Millionen Euro Verlust gemacht. Vorstandschef Bert Habets sagte am Donnerstag: "Das zweite Quartal war wie erwartet weiter von einem schwachen TV-Werbemarkt geprägt." Außerdem belasteten die Vollkonsolidierung der Streaming-Plattform Joyn sowie eine Restrukturierungsrückstellung für den Konzernumbau samt Abbau von 400 Stellen das Quartalsergebnis stark.

Der neue Finanzvorstand Martin Mildner sagte, im zweiten Halbjahr erwarte er "eine Erholung unseres Werbegeschäfts und damit deutliche Aufholeffekte bei Umsatz und Ergebnis". Der MDax-Konzern bestätigte die Jahresprognose und rechnet mit rund 4,1 Milliarden Euro Umsatz und einem um Sondereffekte bereinigten Betriebsergebnis (adjusted Ebitda) von rund 600 Millionen Euro.

Im laufenden dritten Quartal dürfte das Betriebsergebnis auf Vorjahreshöhe stagnieren. Entscheidend seien aber die letzten vier Monate des Jahres als traditionell umsatz- und ergebnisstärkste Zeit für das Werbegeschäft, teilte ProSiebenSat.1 mit.

Im zweiten Quartal fiel der Konzernumsatz im Vorjahresvergleich um 17 Prozent auf 868 Millionen Euro. «Vor dem Hintergrund des rezessiven gesamtwirtschaftlichen Umfelds investierten Werbekunden wie erwartet weiterhin nur zurückhaltend in TV-Werbung.» Diesen Rückgang konnte das Wachstum der digitalen Werbeerlöse nur teilweise kompensieren. Zudem fehlten die Erlöse des 2022 verkauften US-Produktionsgeschäft der Red Arrow Studios. Der Umsatz der Dating & Video-Sparte brach um 18 Prozent ein, zum einen wegen der Konsumzurückhaltung, zum anderen wegen strengerer Verbraucherschutzregeln, die die Abo-Modelle von Parship und ElitePartner betreffen. Zugelegt haben dagegen das Online-Vergleichsportal Verivox und die Online-Parfümerie flaconi.

Das Konzernergebnis Ergebnis sei "vor allem aufgrund der geringeren Profitabilität des Werbegeschäfts gesunken", teilte ProSiebenSat.1 mit. Das bereinigte Betriebsergebnis halbierte sich auf 79 Mio Euro, nach Steuern stand ein Verlust von 56 Millionen Euro. Dazu trug die Restrukturierungsrückstellung in Höhe von 58 Millionen Euro maßgeblich bei. Nach der Übernahme von Joyn doppelt besetzte Stellen sollen nun wegfallen und Kosten gesenkt werden, um in die Digitalisierung investieren zu können und ProSiebenSat.1 langfristig wieder profitabler zu machen.

ProSiebenSat.1 Media (WKN: PSM777)

Mit Material von dpa-afx

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