Erste Gerüchte gab es bereits im August. In den vergangenen Tagen hat sich die wirtschaftliche Lage des einst mit 47 Milliarden Dollar größten US-Start-up weiter verschärft. Am Montag wurde die WeWork-Aktie vom Handel ausgesetzt, am Dienstag nun der Insolvenzantrag. Teuer wird das Ganze für die Aktionäre. Und für Softbank.
Der Büroraum-Vermieter WeWork hat in der Nacht zum Dienstag seinen schon länger erwarteten Insolvenzantrag gestellt. Gerichtsunterlagen zufolge will das einstmals wertvollste US-Start-up nach dem als "Chapter 11" bezeichneten Verfahren eine Sanierung anstreben.
Die Idee hinter WeWork ist, in sogenannten Co-Working-Spaces Büroräume mit gemeinsamer Infrastruktur an Start-ups und Unternehmer zu vermieten. Nach jüngsten Angaben kam die Firma zuletzt auf 660 solcher Standorte in 119 Städten rund um die Welt. In Deutschland ist WeWork unter anderem in Berlin und Frankfurt präsent.
Mahnendes Beispiel für Überbewertung
WeWork wurde in den vergangenen Jahren zu einem mahnenden Beispiel für maßlos überbewertete US-Start-ups. Schon im August räumte das Unternehmen mit Blick auf seine Verluste und den erwarteten Geldbedarf "erhebliche Zweifel" am Fortbestehen ein. Im September wurden erste Schritte angeschoben, das Immobilien-Portfolio zu verkleinern.
WeWork wurde einst mit 47 Milliarden Dollar bewertet, ist inzwischen an der Börse jedoch nur noch 44 Millionen Dollar wert. Schwarze Zahlen hat WeWork nie geschrieben. Pläne, die Kosten so weit zu senken, dass das Unternehmen wenigstens kein Geld mehr verbrennen würden, waren an der Schwäche des Büroimmobilien-Marktes gescheitert.
Hinter WeWork steht der japanische Tech-Investor SoftBank. In der vergangenen Woche war eine 30-Tage-Frist abgelaufen, innerhalb der WeWork Schuldscheine hätte bedienen müssen. Das Unternehmen lies die Frist jedoch verstreichen. Die WeWork-Aktie crashte und wurde am Montag vom Handel ausgesetzt.
Hohe Verluste für Softbank
Mit der einst hohen Bewertung wollte WeWork schon im Jahr 2019 an die Börse gehen. Doch statt eines Triumphs gab es schon damals einen Flop. Investoren machten einen Bogen um die verlustreiche Firma. Teuer wurde das damalige Debakel vor allem für den japanischen Konzern SoftBank des Milliardärs Masayoshi Son. Softbank und sein mit saudi-arabischen Geldern gestützter Vision-Investitionsfonds hatten sich für neun Milliarden Dollar einen Anteil von 29 Prozent an WeWork gesichert. Als der Börsengang 2019 platzte, nahm Softbank weitere 9,5 Milliarden Dollar in die Hand, um auf 80 Prozent aufzustocken und den umstrittenen Mitgründer und Chef Adam Neumann herauszudrängen.
Doch auch unter der Regie von SoftBank blieb WeWork glücklos. In der Corona-Pandemie leerten sich Büros weltweit, weil Menschen zu Hause arbeiteten. Auch nach Abklingen der Pandemie tat sich WeWork schwer damit, Büroflächen zu füllen. Zugleich mussten Mietkosten für Gebäude bezahlt und Schulden bedient werden. Im Jahr 2021 schaffte es WeWork über einen Umweg doch noch an die Börse: durch die Fusion mit einer Blankoscheck-Firma (SPAC).
Die Ratingagentur Fitch stuft die aktuelle Insolvenz als "begrenzten Kreditausfall" ein und hat Verbindlichkeiten von WeWork im Volumen von 1,4 Milliarden Dollar entsprechend herabgestuft. Das Geschäftsmodell sei aber grundsätzlich tragfähig, wenn es WeWork gelinge, eine höhere Auslastung zu erreichen und sich von schwachen Standorten zu trennen.
Die WeWork-Aktie dürfte nach einer Wiederaufnahme des Handels in den kommenden Wochen – wie bei ähnlichen Pleiten oft zu beobachten – zum Spielball von Zockern werden. BÖRSE ONLINE rät Privatanlegern indes, dem Treiben besser von der Seitenlinie aus zuzuschauen. (Mit Material von dpa-AFX und Reuters)
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