Rette sich wer kann! Dieses Motto gilt spätestens seit dem gestrigen Mittwoch für die verbliebenen Steinhoff-Aktionäre. Die Börsentage der in Südafrika beheimateten Möbel-Holding, einst im MDax notiert, sind gezählt. Die Aktie notiert bereits nahe Null, ein Totalverlust ist wahrscheinlich. Den Todesstoß für die Steinhoff-Aktie gab ein Gericht.
Ein niederländisches Gericht hat Steinhoff International Holding wider Erwarten die Genehmigung für einen Umschuldungsplan erteilt. Das Bezirksgericht Amsterdam bestätigte den Umstrukturierungsplan mit Wirkung vom Mittwoch und lehnte gleichzeitig den Antrag eines Klägers ab, die vorgeschlagene Umstrukturierung abzulehnen, heißt es in einer Ad-hoc-Mitteilung von Steinhoff.
Steinhoff wird nun zusammen mit seinen Tochtergesellschaften "mit der Umsetzung des WHOA-Restrukturierungsplans fortfahren, der voraussichtlich am oder vor dem 30. Juni 2023 abgeschlossen sein wird", erklärte das Unternehmen.
Steinhoff wird von der Börse genommen
Das angeschlagene Unternehmen, zu dem der südafrikanische Einzelhändler Pepkor gehört, wird nun von der Börse genommen und im Rahmen des Restrukturierungsplan (WHOA) eine neue, nicht börsennotierte Holdingstruktur geschaffen.
Die Umsetzung des Plans läutet das Ende einer Geschichte ein, die im Jahr 2017 mit einem Bilanzskandal begann und bei der die Aktionäre, darunter der ehemalige Vorsitzende und Milliardär Christo Wiese, Milliarden verloren haben.
Steinhoff ist völlig überschuldet, hat rund zehn Milliarden Euro Verbindlichkeiten. Die Gläubiger hatten sich zuletzt geweigert, Kredite zu verlängern.
Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) und zahlreiche Steinhoff-Kleinanleger hatten darauf gehofft, dass der Restrukturierungsplan abgelehnt wird. Dann hätte noch eine gewisse Möglichkeit bestanden, dass die Gläubiger nach weiteren juristischen Schritte den Anlegern entgegenkommen.
Aktie kurz vor Null
Die Steinhoff-Aktie reagierte auf das Gerichtsurteil am Mittwoch mit einem Kurssturz um gut 70 Prozent. Am Donnerstag setzt sich die Talfahrt fort. Bei 0,004 Euro, also weniger als ein halber Cent, wurde ein neues Allzeit-Tief markiert.
Das Ende der Börsen-Notiz der Steinhoff Holding ist nahe. Selbst spekulative Käufe verbieten sich daher. BÖRSE ONLINE hatte in seiner Print-Ausgabe mehrfach vor einem Investment in Steinhoff-Aktien gewarnt, zuletzt Anfang März bei 0,02 Euro zum Verkauf geraten. Wer noch Steinhoff-Aktien hält, sollte versuchen, sie an der Börse zu verkaufen, um wenigstens ein paar Euro zu retten (und die Verluste in der Steuererklärung geltend zu machen).
(Mit Material von Reuters)
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