Es ist schon eine ganze Weile her, dass diese Kennzahl so abrutschte wie aktuell. Müssen Anleger jetzt für ihre Investments weitreichende Konsequenzen fürchten oder ist alles doch nicht so schlimm?
Jeder würde gerne wissen, wie es in Zukunft an den Aktienmärkten weitergeht. Eine Glaskugel dafür haben wir zwar leider nicht, aber gerade Wirtschaftswissenschaftler stützen sich bei Prognosen immer wieder gerne auf bestimmte Kennzahlen und Indikatoren, die in der Rückschau vergangene Börsenbewegungen relativ sicher vorausgesagt haben. Dabei gibt es keine Gewähr, dass diese Kennzahlen auch in Zukunft so treffsicher sind. Aber eine Zahl, die seit 90 Jahren erstmals wieder so deutlich abgesunken ist, haben Experten gerade besonders im Blick. Drohen Anlegern schlaflose Nächte?
Was macht die Geldmenge M2?
Besondere Aufmerksamkeit bei der Entwicklung der Märkte bekommen von Wirtschaftswissenschaftlern die Geldmengenmaße M1 und M2. M1 bezeichnet dabei das gesamte Bargeld, das Menschen relativ frei zur Verfügung steht, beispielsweise auf ihrem Girokonto. Zur M2 kommen dann noch die Einlagen auf einem Sparkonto oder Einlagenzertifikate dazu. Und genau diese Geldmenge beziehungsweise deren Entwicklung über die Jahre sorgt zumindest in den USA gerade für Unruhe.
Denn nur in ganz seltenen Fällen schrumpft diese deutlich. Wenn sie das aber tat, hatte das große Konsequenzen für die Wirtschaft und natürlich auch die Aktienmärkte. Aber wie ist die Situation gerade? Zuletzt war die Geldmenge M2 bis zum Juli 2022 auf einen Höchststand von 21,7 Billionen US-Dollar gestiegen, ging danach aber bis zum Januar 2024 auf 20,78 Billionen US-Dollar zurück, wie das Board of Governors der Federal Reserve Ende Februar mitteilte. Seit dem Peak im Juli 2022 ging es sogar um 4,21 Prozent nach unten. Das ist vergleichsweise der größte Rückgang der Geldmenge seit der „Great Depression“ in den 1930er-Jahren, wie das Portal "The Motley Fool" berichtete. Im Jahresvergleich schrumpfte der M2-Bestand um 1,44 Prozent.
Und auch sonst ist ein großer Rückgang der M2 kein gutes Omen. Laut einer Studie von Nick Gerli von Reventure Consulting ging die M2 seit 1870 nur in fünf Fällen um mehr als zwei Prozent im Jahresvergleich zurück: 1878, 1893, 1921, 1931 bis 1933 und aktuell zwischen Juli 2022 und Januar 2024. In allen Fällen in der Vergangenheit folgte auf den Rückgang der Geldmenge eine Depression mit zweistelligen Arbeitslosenquoten. Aber ist so ein Szenario jetzt wieder denkbar und was würde das für die Aktienmärkte bedeuten?
Die Situation heute muss neu bewertet werden
Glaubt man den Daten der Bank of America Global Research, dann würde ein Großteil der Rückgänge im US-Index S&P 500 erst nach der Ausrufung einer Rezession in den USA auftreten. Ein weiterer Rückgang der Geldmenge M2 könnte für die heißgelaufenen Aktienmärkte in Zukunft also noch zum Problem werden. Dass Amerika aufgrund der sinkenden Geldmenge jetzt zwangsläufig in eine Depression rutscht, ist aber natürlich nicht sicher, da die letzten Ereignisse mit ähnlichen Voraussetzungen schon lange zurückliegen und die Situation heute besonders ist.
Zwar krachte die Geldmenge seit Juli 2022 ganz schön nach unten, voraus ging diesem Vorgang aber eine bisher einmalige globale Pandemie, in der auch das Sparpotenzial in der Bevölkerung weltweit ein anderes war. Zwar sollten Anleger die Entwicklung der Geldmenge nicht ignorieren und die jüngsten Rückgänge aufmerksam verfolgen, für Panik an den Börsen ist es aber zu früh.
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