Die Großanleger an den Börsen gingen in den vergangenen Wochen davon aus, dass sich die USA und China in ihrem Zollstreit schon noch einigen werden. Es werde nicht so heiß gegessen, wie gekocht wird, so die Devise. Doch was, wenn es anders kommt? Dass die Börsenhändler der schwelende Konflikt nach wie vor verunsichert, zeigte sich zu Beginn der Woche. Da stürzte der deutsche Aktienindex DAX und die US-Börse verbuchten große Verluste, weil US-Präsident Donald Trump auf Twitter überraschend neue Strafzölle auf Aluminium und Stahl aus Argentinien und Brasilien angekündigt hatte. Doch am 15. Dezember könnte es noch schlimmer kommen. Für diesen Zeitpunkt ist nämlich die Einführung von Zöllen in Höhe von 15 Prozent auf chinesische Konsumgüter im Wert von 160 Milliarden Euro geplant. Und bisher gingen viele Teilnehmer auf dem Finanzmarkt offenbar davon aus, dass diese nicht kommen werden.
Sollten die China-Zölle jedoch tatsächlich eingeführt werden, könnte das ein Schock für Investoren weltweit sein, weil sie entgegen der bisherigen Hoffnungen doch für eine weitere Eskalation im Zollstreit sprechen. Das hat der Datendienst Bloomberg herausgefunden, der sich bei Großanlegern umgehört hat. "Sollte die für 15. Dezember geplanten Zölle umgesetzt werden wäre das ein großer Schock für den Konsens des Marktes", so Manulife Investment Management in Hong Kong gegenüber Bloomberg. "Trump wäre der Grinch, der Weihnachten gestohlen hat", so die Gesellschaft in Anspielung auf ein Märchen, in dem eine schlecht gelaunte Kreatur einem Dorf das Weihnachtsfest vermiesen will, indem es alle Geschenke stiehlt. Ein Vertreter von Deepblue Global Investment sprach bei Bloomberg TV sogar von einer "dunklen Zukunft" in den kommenden Monaten. Und Chris Weston von Pepperstone Group erwartet einen "wilden Tag", allein am 15. Dezember könnten die Kurse um zwei Prozent fallen, falls die Zölle wirklich kommen.
Im Oktober hatte Trump eine Teileinigung im Handelsstreit mit China verkündet, die USA hatten damals auf eine angekündigte Anhebung von Strafzöllen von 25 auf 30 Prozent für chinesische Importe im Wert von 250 Milliarden US-Dollar verzichtet. Die für 15. Dezember geplanten Zölle auf Konsumgüter wie Smartphones, Laptops oder Kleidung waren aber explizit von dieser Einigung ausgenommen.