Das Vermächtnis des toten Vermögensverwalters: Rekord-Briefmarke versteigert
· Börse Online RedaktionDas war damals Weltrekord für Briefmarken, die nach dem Zweiten Weltkrieg erschienen sind. Neuer Rekordhalter ist damit ein anderes Exemplar derselben Ausgabe, das vor zwei Jahren 123.000 Euro einbrachte.
Käufer des nun versteigerten Stücks war im Jahr 2005 Gerd Bennewirtz, Gründungsgesellschafter des Vermögensverwalters SJB Fondsskyline. Das Unternehmen war nach damaligen Angaben der einzige Vermögensverwalter in Deutschland, der auch in Postwertzeichen investiert. Bennewirtz starb im November 2018 im Alter von 56 Jahren an einem Herzinfarkt.
Nun erklärte ein Sprecher des Unternehmens, man habe nach Bennewirtz’ Tod den Briefmarkenhandel aufgegeben und deshalb die Marke veräußert. SJB spezialisiere sich nun auf das Kerngeschäft, die Anlageberatung für offene und geschlossene Investmentfonds. Den Namens des Käufers gab das Auktionshauses Christoph Gärtner auf Anfrage nicht preis und verwies auf eine Verschwiegenheitsvereinbarung.
SJB Fondsskyline hat mit dem Deal angesichts des Preisverfalls seit dem Jahr 2005 ein schlechtes Geschäft gemacht. Beim Kauf hatte Bennewirtz gesagt: "Eine Kapitalsteigerung geschieht nicht über Nacht. Wir fordern von uns wie von unseren Kunden, den Anlagehorizont von mindestens fünf bis zehn Jahren zuverlässig beizubehalten." Doch nun ist klar, dass selbst in den genannten Zeiträumen kein Gewinn entstand.
Die Hepburn-Ausgabe hat eine ungewöhnliche Geschichte. Sie ist offiziell nie erschienen. Im Jahr 2001 wollte die Deutsche Post mit einer Reihe von Marken bekannte Filmschauspieler ehren, unter anderem Hepburn ("Frühstück bei Tiffany"). Es war schon die gesamte Auflage gedruckt, als zwei Kinder Hepburns die Genehmigung verweigerten. Ihre Begründung: Das Motiv, das die Hepburn mit Zigarettenspitze zeigt, fördere gesundheitsschädliches Verhalten (immerhin war ihre Mutter an Krebs gestorben).
Die Briefmarke erschien nie, und es sollte eigentlich der komplette Bestand eingestampft werden. Aber etliche Bögen gingen an das Bundesfinanzministerium, das sie nicht zurückschickte. Offensichtlich wurden die meisten dieser Stücke unerkannt verbraucht. Doch fünf Marken tauchten im Laufe der Jahre gestempelt auf - unter anderem jene, die nun versteigert wurde. Sie ist unter den Fünfen das einzige Eckrandstück.
Daneben existieren mindestens dreißig ungebrauchte Stücke. Ein Bogen mit zehn Stück liegt im Archiv der Deutschen Post, ein weiterer lagert im Archiv für Philatelie der Museumsstiftung Post und Telekommunikation. Der dritte war an Sean Ferrer, ein Sohn Hepburns, gegangen. Er ließ ihn im Jahr 2010 für wohltätige Zwecke versteigern und erlöste 430.000 Euro. Die 2017 versteigerte Marke stammt aus diesem Bogen, der mittlerweile offensichtlich zerteilt wurde.