Charttechnisch ist ein Doppeltop noch drin, dazu funken die US-Märkte bewertungsseitig halbes SOS. So notieren im S&P 500 rund 75 Prozent der Aktien über ihrer 20-Tage-Linie. Zu Monatsbeginn waren es noch 95 Prozent, der Markt wird somit von immer weniger Werten oben gehalten. Grundsätzlich sollten Anleger die Entwicklung der US-Börsen immer gut verfolgen, da meistens ein hoher Gleichlauf mit dem DAX besteht. In diesem Jahr ist die Korrelation aber wesentlich geringer. Während die US-Indizes bis zuletzt mehrfach Rekorde feierten, zeigte sich der deutsche Aktienmarkt bis Mitte Oktober vergleichsweise schwach und holte erst in den vergangenen Wochen kräftig auf.
Schaut man auf den DAX, so sieht man alle 30 Indexwerte derzeit über ihrer 21-Tage-Linie. In der Vergangenheit waren solche Extremsituationen oft ein guter Indikator für eine bevorstehende Kursschwäche. Als besonders kritisch ist der weite Abstand der Kurse zum Monatsdurchschnitt einzustufen. Inzwischen notiert der Markt um 4,7 Prozent über seiner 21-Tage-Linie.
Auf Seite 2: Startschuss zur Wochenentscheidung am Donnerstagmittag
Der Startschuss zur Wochenentscheidung fällt also am Donnerstagmittag. Um 13.45 Uhr werden die Ergebnisse der Sitzung erwartet, für 14.30 Uhr ist die Pressekonferenz angesetzt. Zuletzt befeuerte Draghi Spekulationen, die EZB könnte bereits heute Staatsanleihenkäufe ankündigen. Wahrscheinlicher sind neue Maßnahmen aber auf einer der drei ersten Sitzungen im kommenden Jahr. Erst dann wird die EZB die Auswirkungen ihrer bisherigen Käufe einschätzen können.
Wichtig werden auch die neuen Projektionen zu Wachstum und Inflation. Der durch die sinkenden Ölpreise bewirkte Teuerungsrückgang im November auf nur noch 0,3 Prozent dürfte den Befürwortern einer noch lockeren Geldpolitik eindeutig als Argument dienen. Im September waren die EZB-Experten für 2015 von einem Wachstum im Eurosystem von 1,6 Prozent bei einer Inflation von 1,1 Prozent ausgegangen. Die Schätzungen dürften heute deutlich zurückgenommen werden.
Morgen dann sind die USA dran. Eine der wichtigsten Konjunkturdaten dieser Woche ist der US-Arbeitsmarktbericht, der um 14.30 Uhr bekannt gegeben wird. Im November sollen 228.00 Jobs geschaffen worden sein nach 214.000 für Oktober. Die Arbeitslosenquote soll stabil bei 5,8 Prozent geblieben sein. Gleichzeitig mit den Arbeitsmarktzahlen werden die Daten zur US-Handelsbilanz publiziert. Im Oktober soll das Handelsbilanzdefizit leicht zurückgegangen sein auf 41,5 Mrd. Dollar. Um 16 Uhr folgen die US-Industrieaufträge für Oktober. Im September waren sie um 0,6 Prozent gegenüber dem Vormonat gesunken.
Auf Seite 3: Wie Anleger sich positionieren können
Wer angesichts der markanten Rally seine Kurzfristgewinne ins Trockene bringen möchte, sichert sich mit der HY2S3U ab, einem DAX-Put mit Laufzeit Juni 2015 und Basis bei 10.000. Eine längere Laufzeit bietet die DZU67Q bei Verfall im Dezember 2015, gleicher Basispreis.
Daniel Saurenz betreibt die Seite www.feingold-research.com. Der ehemalige FTD-Redakteur ist Spezialist für Zertifikate.