Also nur ein Strohfeuer? Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Mit Blick auf das späte dritte Quartal sollte der Dax tatsächlich noch spürbare Luft nach oben haben. Zum einen dürften die Unternehmensgewinne dann wieder sukzessive positiv überraschen. Schließlich sind die Analysten in den letzten Monaten immer skeptischer geworden, was die Hürde für Positivüberraschungen im weiteren Jahresverlauf senkt. Zum anderen nimmt die Zahl der Fusionen und Übernahmen weltweit wieder zu und stützt damit die Kurse. Zwar werden wohl weniger als die Hälfte der jetzt angedachten Transaktionen langfristig tatsächlich den erhofften wirtschaftlichen Mehrwert bringen. Für die kommende Zeit ist dies aber dennoch eine gute Unterstützung. Nicht zu vergessen ist natürlich auch die steigende Zahl an Aktienrückkäufen. Teils nutzen die Gesellschaften hier den niedrigen Zins, um kreditfinanziert eigene Aktien zurückzukaufen. Davon profitieren die bestehenden Anleger. Auch der "Heißhunger" institutioneller Anleger auf Aktien ist ungebrochen, was angesichts rekordtiefer Zinsen kaum verwundern kann.
Wie weit kann es gehen? Die Bewertung der Dax-Aktien ist am aktuellen Rand als weitestgehend fair zu bezeichnen. Entsprechend muss der nächste substanzielle Aufwärtsschub von steigenden Unternehmensgewinnen ausgelöst werden. Wir gehen davon aus, dass die kommenden zwei Jahre gute Jahre für deutsche Unternehmen werden. Die gesunden strukturellen Ausgangsbedingungen, die sich bessernde Weltwirtschaft und die für Deutschland viel zu niedrigen Zinsen werden die Konjunktur in Deutschland beflügeln. Entsprechend halten wir Gewinnzuwächse von 7-9% p.a. für realistisch. Kombiniert mit einer leicht höheren KGV-Bewertung ergibt sich somit innerhalb der nächsten zwei Jahre grundsätzlich Potenzial in Richtung 12.000 Punkten. Dies ist eine grobe Potenzialeinschätzung und keinesfalls ein Dax-Kursziel. Bei letzterem müsste man noch zahlreiche andere Faktoren einfließen lassen, die eine Sicht auf 24 Monate de facto unmöglich machen. Fünf Tipps für die persönliche Anlage · Sichern Sie die aufgelaufenen Kursgewinne bei Aktien mit einem Stopp Loss-Limit ab. Dadurch ist sichergestellt, dass eine mögliche Börsenlethargie über die Sommermonate Sie nicht auf dem falschen Fuß erwischt. In Summe sollte die Aktienquote weiter deutlich über den Quoten von Festverzinslichen Papieren und Rohstoffen liegen. · Setzen Sie sich verbindliche Kursmarken, zu denen Sie wieder nachkaufen wollen. Eine Kursmarke sollte dabei im unteren Drittel der aktuellen Seitwärtsspanne liegen - z.B. bei 9200 Punkten -, eine weitere Kaufmarke sollte möglichen Ausbruch nach oben abdecken. Diese könnte beispielsweise bei rund 10.100 Punkten liegen. · Volatilität als Chance verstehen. Viele Produktkonzepte wie z.B. Zertifikate profitieren von steigenden Schwankungen am Markt. Prüfen Sie daher gegebenenfalls den Tausch von Aktien in passende Zertifikatsstrukturen. · Stellen Sie sich gegen die herrschende Stimmung am Markt. Stimmungen sind ein schlechter Ratgeber. Daher nutzt man diese gerne als Kontraindikator. Aktuell haben beispielsweise viele Anleger Gelder aus den Schwellenländern abgezogen. Hier entsteht für den langfristig orientierten Investor gerade eine hervorragende Kaufchance. · Wenn Ihnen kurzfristige Schwankungen egal sind: Suchen Sie sich einen guten aktiv gemanagten Aktienfonds, mit dem Sie an den mittelfristig weiter steigenden Kursen partizipieren können.