Die Schieflage des chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande blieb aber weiter Thema auf dem Börsenparkett. Die kaum zu vermeidende Insolvenz habe Erinnerungen an die Finanzmarktkrise im Jahr 2008 geweckt, sagte Christian Henke, Analyst vom Brokerhaus IG. "Die Anleger haben nun Angst, dass sich dies erneut wiederholen könnte."

Dagegen bezweifelte Richard Bernstein, Chef des Vermögensverwalters Richard Bernstein Advisors, dass sich die Zahlungsprobleme des mit 305 Milliarden US-Dollar verschuldeten Immobilienriesen zu einer ausgewachsenen Krise entwickeln werden. "Ich gehe davon aus, dass es eine Rettungsaktion für Anleihe- und Kreditgläubiger geben wird." Allerdings werde die Regierung in Peking wohl die Firma für ihr Missmanagement bestrafen.

Mit der abnehmenden Furcht vor erneuten weltweiten Börsen-Turbulenzen zogen sich Investoren aus "sicheren Häfen" wie der Weltleitwährung Dollar oder Staatsanleihen zurück. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, bröckelte auf 93,123 Punkte ab. Bond-Verkäufe trieben die Rendite der zehnjährigen Bundestitel auf minus 0,307 Prozent.

Auch Kryptowährungen gingen auf Erholungskurs. Bitcoin wurde für rund 43.000 Dollar gehandelt. Zuvor war die größte und bekannteste Kryptowährung zeitweise um knapp acht Prozent auf ein Sieben-Wochen-Tief von 40.172 Dollar gefallen. Der kleinere Rivale Ethereum zog leicht an auf 3030 Dollar, nachdem er erstmals seit Anfang August unter 3000 Dollar gefallen war. Allerdings bleibe die Nervosität bei risikoreichen Anlagen hoch, sagten Börsianer. "Wir können noch keine sehr positive Sichtweise einnehmen, bevor wir nicht die nächsten Tage überstanden haben", sagte Matthew Dibb, Manager beim Krypto-Indexfondsanbieter Stack Funds.

UNIVERSAL MUSIC LANDET MIT BÖRSENGANG EINEN HIT


Für Furore sorgte das Börsendebüt von Universal Music (UMG). Die Titel der weltgrößten Plattenfirma, die unter anderem Bob Dylan, Billie Eilish und The Weeknd unter Vertrag hat, stiegen in Amsterdam auf bis zu 26,45 Euro und lagen damit 43 Prozent über dem Referenzpreis von 18,50 Euro. In ihrem Windschatten gewannen die Aktien großer UMG-Anteilseigner wie des Hedgefonds Pershing Square und des chinesischen Technologiekonzerns Tencent in Amsterdam beziehungsweise Frankfurt bis zu sechs Prozent.

Die Aussicht auf die Übernahme des Bezahlsenders BT Sport durch das Sport-Streaming-Portal DAZN ließ Anleger zu Aktien des britischen Telekomkonzerns BT greifen. In der Spitze legten BT-Aktien um bis zu 4,4 Prozent zu, nachdem die "Financial Times" unter Berufung auf Insider über fortgeschrittene Gespräche berichtet hatte. DAZN wollte sich nicht äußern. BT hat die Einheit im Frühjahr ins Schaufenster gestellt, nachdem der Telekomkonzern Milliarden für die Rechte an der Premier League und der Champions League für BT Sport ausgegeben hatte, um dem dominierenden britischen Sportsender Sky Paroli zu bieten.

rtr