Am 17. und 18. April öffnet die "Invest" wieder ihre Pforten. Auf der größten Messe des deutschsprachigen Raums rund um Finanzthemen treffen mehr als 100 Aussteller auf private Anleger, Bankberater und Vermögensverwalter. Die meisten Besucher dürfte nur eine Frage beschäftigen: Wie können sie angesichts der Minirenditen bei festverzinslichen Wertpapieren ihr Geld möglichst sicher und gewinnbringend anlegen? Antworten darauf werden in mehr als 200 Vorträgen, Diskussionsrunden und Workshops gesucht.
Auch Börsenreporter Markus Koch ist mit von der Partie. Mit seinem Vortrag "Zinsen im Keller. Aktien im Dachgeschoss. Was nun?" dürfte er den Nerv des Anlegerpublikums exakt treffen. Denn der Steigflug des DAX wurde zuletzt immer steiler: Während der deutsche Leitindex von der 10 000- bis zur 11 000-Punkte-Marke mehr als acht Monate brauchte, schaffte er den nächsten Tausender in gut vier Wochen. Allein von Januar bis März hat der DAX um 22 Prozent zugelegt. Das war das beste Quartal seit 2003.
Je länger die Rally andauert, desto schwerer tun sich Anleger, die jetzt noch an der Seitenlinie stehen, mit dem Einstieg. Stattdessen warten sie auf eine Korrektur. Zuletzt ist die Skepsis sogar noch gestiegen. Dies zeigt der UBS Sentiment Index, der die Risikobereitschaft der Käufer von DAX-Discount-Zertifikaten der Schweizer Emittentin misst. Demnach haben Anleger im März im Vergleich zum Vormonat mehr als doppelt so hohe Sicherheitspuffer beim Kauf der Papiere gewählt.
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Längste DAX-Hausse der Geschichte
"Selbst die zuversichtlichsten Anleger wissen, dass der Aufwärtstrend irgendwann abebben wird. Kurskorrekturen sind nach den jüngsten Rekordständen nicht auszuschließen", sagt Steffen Kapraun, Zertifikate-Experte bei der UBS. In der Tat befindet sich der Bullenmarkt nun schon im siebten Jahr. Genauer gesagt sind es 73 Monate - eine längere Hausse gab es in der Geschichte des DAX noch nie. Allerdings gibt es zahlreiche Argumente, die für weiter steigende Kurse sprechen.
BÖRSE ONLINE hat die wichtigsten Punkte, die für und wider den Einstieg in Aktien sprechen, unter die Lupe genommen. Um es gleich vorwegzunehmen: Trotz einiger Risikofaktoren dürfte in den kommenden Jahren an Dividendenpapieren kein Weg vorbeiführen. Selbst ein DAXStand von 20 000 Punkten ist keine Utopie, auch wenn der Index diese Marke sicherlich nicht kurzfristig erreichen dürfte.
Aber bis zum Ende des Jahrzehnts? Warum eigentlich nicht. Ausgehend vom aktuellen Stand von gut 12 000 Zählern müsste der DAX dazu um 11,4 Prozent pro Jahr zulegen. Seit der Einführung des Index 1988 lag die jährliche Wachstumsrate mit 9,1 Prozent nur unwesentlich darunter. Und seit dem Tief im März 2009 betrug der Anstieg sogar 22,3 Prozent pro Jahr. Mit anderen Worten: Um bis 2020 auf 20 000 Zähler zu kommen, würde es ausreichen, wenn der DAX nur halb so schnell wie in den vergangenen sechs Jahren klettert.
Auf Seite 3: Das billige Geld macht's
Das billige Geld macht’s
Kurstreiber gibt es zuhauf, der wichtigste ist das seit 9. März laufende Anleihekaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB). Dabei wollen die Währungshüter zur Ankurbelung von Inflation und Wachstum in der Eurozone bis September 2016 Staatsanleihen und andere Wertpapiere für bis zu 1140 Milliarden Euro aufkaufen - 60 Milliarden Euro pro Monat.
Der Start des unter dem Begriff Quantitative Easing (QE) bekannten Programms hat die Renditeniveaus am Anleihemarkt nochmals massiv nach unten gedrückt. Auf Sicht von zehn Jahren erhält man auf deutsche Bundespapiere mittlerweile weniger als 0,15 Prozent. "Für Anleger, die ihr Vermögen bewahren oder vermehren wollen, ist die Situation schwierig", sagt Asoka Wöhrmann, Chief Investment Officer der Deutschen Asset & Wealth Management. "Wer sein Anlagevermögen etwa mit der Anlage in einer als sicher geltenden zehnjährigen deutschen Staatsanleihe verdoppeln möchte, benötigt derzeit 386 Jahre. Anleger müssen sich also alternative Renditequellen suchen", ergänzt der Experte.
Und die scheinen sie zu finden: Deutsche Aktienfonds sind - zumindest bei ausländischen Anlegern - so beliebt wie lange nicht. Laut der Monatsstatistik des deutschen Fondsverbands BVI verzeichneten Publikumsfonds im Januar 2015 den absatzstärksten Monat seit Anfang 2007. Von den 8,9 Milliarden Euro an Zuflüssen entfielen 4,9 Milliarden auf Mischfonds, die teilweise auch in Aktien investieren. Reine Aktienfonds sammelten netto 2,4 Milliarden Euro ein, wobei ETFs auf den Euro Stoxx und den DAX bei Anlegern besonders beliebt waren.
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USA und Japan als Vorbild
Nimmt man die umfangreichen QE-Maßnahmen der USA als Vergleichsmaßstab, ist ein Ende der Party am Aktienmarkt noch lange nicht in Sicht. Während der ersten QE-Runde der amerikanischen Notenbank, die ein Volumen von 1700 Milliarden Dollar hatte und damit mit dem EZB-Programm durchaus vergleichbar ist, stieg der US-Leitindex S & P 500 um knapp 30 Prozent. Während QE2, der "Operation Twist" und QE3 stieg das Auswahlbarometer nochmals um die Hälfte.
Noch gravierender fällt der Vergleich mit Japan aus: Dort wurde Ende 2012 der Weg für eine unkonventionelle Geldpolitik freigemacht. Das Geldmengenwachstum ist angesprungen, und der japanische Aktienmarkt legte innerhalb von nur sechs Monaten um 80 Prozent zu. Übertragen auf den deutschen Markt hieße das: Nimmt man die Ankündigung des QE-Programms von Mario Draghi am 22. Januar als Ausgangspunkt, als der DAX bei 10 300 Punkten stand, hätte der Index noch Luft bis rund 18 500 Zähler.
Dieses optimistische Szenario wäre allerdings vom Tisch, wenn die EZB ihr QE-Programm
vorzeitig beendet. EZB-Direktoriumsmitglied Yves Mersch hat einen solchen Schritt nicht ausgeschlossen, sollte sich die Wirtschaft der Eurozone stärker erholen und die Inflation schneller wieder anziehen als gedacht. Allerdings dürfte Mersch mit dieser Meinung in der Minderheit sein. "Aus dem jüngsten Protokoll des EZB-Rats geht zusätzlich hervor, dass man
sich auch durch gute Konjunkturdaten nicht von einer vollständigen Umsetzung des Programms abbringen lassen will", erklärt Klaus Stopp, Leiter Skontroführung Renten bei der Baader Bank. "Die EZB ist offenbar entschlossen, ihren über eine Billion Euro schweren Aufkaufplan durchzuziehen." Auch Befürchtungen, wonach die Zentralbank nicht genügend Verkäufer finden würde, haben sich bislang nicht bestätigt: Im ersten Monat hat sie das selbst gesteckte Ziel bei ihrem Aufkaufprogramm locker erreicht.
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Bewertungen sind noch moderat
Auch aus Bewertungssicht ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. Gemessen am KGV auf Basis der 2016er-Gewinnprognosen von rund 15,4 ist der DAX nur geringfügig teurer als im langjährigen Mittel. Im Februar 2000 war das Index-KGV auf über 30 angeschwollen. Zu solchen Übertreibungen muss es auch bei einem DAX-Stand von 20 000 nicht kommen. Denn sollten die Gewinne der Unternehmen in ähnlichem Tempo mitwachsen, stünde das Index-KGV dann noch immer auf dem heutigen Stand.
Die historischen Vergleiche bei anderen Kennzahlen wie etwa dem Kurs-Buchwert- Verhältnis (KBV) fallen ähnlich positiv aus. Das aktuelle DAX-KBV von rund 2 liegt nicht allzu weit vom historischen Mittel von gut 1,7 entfernt. Zwar drehte der DAX bei einem KBV von 2 mehrfach nach unten, zuletzt 2007. Doch er notierte auch schon deutlich darüber: Im Aktienboom zur Jahrtausendwende zahlten Anleger für die Bluechips im Schnitt mehr als den dreifachen Buchwert.
Auch die durchschnittliche Dividendenrendite im DAX von derzeit rund 2,3 Prozent liegt nicht allzu weit vom historischen Mittelwert entfernt. Selbst wenn sich der Index noch einmal verdoppeln würde, können Anleger allein mit den Dividenden einen fast achtmal höheren Ertrag erzielen als mit Bundesanleihen.
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Welche Risiken dem DAX drohen
Einer der größten Risikofaktoren für einen weiteren DAX-Höhenflug ist die sich andeutende Zinswende in den USA. Denn sie könnte umfangreiche Verwerfungen an den internationalen Kapitalmärkten auslösen. Allerdings zeigen die jüngsten Entwicklungen, dass sich der erste Zinsschritt der US-Notenbank Fed immer weiter nach hinten zu verschieben scheint. Zudem lehren die Erfahrungen der Vergangenheit, dass Zinssteigerungen nicht zwangsläufig das Ende eines Börsenaufschwungs bedeuten. Die Analysten von Sal. Oppenheim haben errechnet, dass sich Aktien selbst in Zinsanstiegsphasen positiv entwickelten. "Insgesamt zeigt die historische Analyse, dass Aktionäre eine Zinswende nicht fürchten müssen - zumindest nicht, solange die Konjunkturerwartungen positiv bleiben", so die Experten.
Daneben könnten geopolitische Konflikte, ein Aufflammen der Schulden- und Finanzkrise und konjunkturelle Rückschl.ge den DAX-Steigflug beenden. Gefährlich sind vor allem Faktoren, die derzeit noch kaum jemand auf der Rechnung hat. Ein Beispiel sind die im Mai anstehenden Unterhauswahlen in Großbritannien, bei denen europafeindliche Kräfte an Einfluss gewinnen könnten. Auch die spanischen Parlamentswahlen Ende 2015 und die Präsidentschaftswahlen in Frankreich 2017 könnten - zumindest kurzfristig - für Unsicherheit sorgen.
Denkbar ist auch ein Wiederaufflammen der Schuldendebatte in den USA. Denn mit Verbindlichkeiten von 18,1 Billionen Dollar sind die Vereinigten Staaten erneut an die gesetzliche Schuldenobergrenze gestoßen. Aufgrund von "außergewöhnlichen Maßnahmen" ist die Finanzierung der Regierungsgeschäfte nur noch bis Herbst garantiert. Doch auch schon die Hauptbelastungsfaktoren der vergangenen Wochen und Monate - Ukraine und Griechenland - hielten den DAX nicht davon ab, weiter zu steigen. Warum also sollte sich das ändern?
Bleibt nur noch die Frage, mit welchen Aktien Anleger bestmöglich an einem weiteren
Kursaufschwung partizipieren können. BÖRSE ONLINE hat einen DAX-Sechserpack
zusammengestellt, der sich durch relativ konjunkturresistente Geschäftsmodelle auszeichnet. Mit den Papieren können Anleger selbst dann recht gelassen bleiben, wenn sich der Konjunkturhimmel vorübergehend verdunkeln sollte.