Volle Fahrt voraus: Zum Jahreswechsel geben die Banken und Finanzhäuser jede Menge Kursziele aus. Auch in diesem Jahr wagen sich die Marktexperten aus der Deckung und sagen dem DAX mehrheitlich ein positives Jahr voraus. Aus einer exklusiven Umfrage unserer Redaktion unter 22 Banken und Analysehäusern errechnet sich ein durchschnittlicher DAX-Stand von 11 933 Punkten in exakt zwölf Monaten. Verglichen mit dem Schlussstand 2015 bedeutet das ein Potenzial von 11,1 Prozent.

Sollte die Prognose eintreffen, würden die 30 deutschen Bluechips noch etwas an Tempo zulegen. Im vergangenen Jahr legte der DAX - unter zum Teil beträchtlichem Schwanken aufgrund verschiedener Krisen - um 9,6 Prozent zu. Absoluter Spitzenreiter war Adidas mit einem Plus von 56 Prozent. Aber auch Infineon und Fresenius konnten noch um jeweils mehr als die Hälfte steigen. Die rote Laterne trugen dagegen die Energieversorger. RWE rutschte um 54 Prozent ab, Eon um 37 Prozent. Die größte "Skandalnudel" des Jahres 2015, Abgasmanipulator VW, steht mit einem Börsenwertverlust von knapp 28 Prozent an der dritten Stelle der Verliererliste. Um das Kurspotenzial der heimischen Standardwerte im Jahr 2016 einschätzen zu können, gilt es, neben den 30 DAX-Mitgliedern auch die Rahmenbedingungen genau unter die Lupe zu nehmen. Diese können sich angesichts des anhaltend tiefen Zinsniveaus sowie des niedrigen Ölpreises durchaus sehen lassen.

Denn dieser Mix heizt letztendlich die Verbraucherstimmung an. Nach Ansicht der Bundesbank war der private Konsum im Schlussviertel 2015 sogar die Haupttriebfeder, weshalb die deutsche Wirtschaft ihr Wachstumstempo zum Jahresende gehalten hat. Auch der Start ins Jahr 2016 könnte dynamisch verlaufen. Laut einer Umfrage des Marktforschers GfK dürfen sich die Einzelhändler auf ein gutes Geschäft nach den Feiertagen freuen. Nachdem sich die Stimmung der Verbraucher vier Monate in Folge eingetrübt hat, wird für Januar ein Anstieg des Konsumklima-Barometers um 0,1 auf 9,4 Punkte prognostiziert. Angetrieben von einer expansiven Geldpolitik dürfte sich die positive Wirtschaftsperiode im neuen Jahr also fortsetzen.



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Optimistisch ins Jahr



Die Bundesbank hat in ihrer jüngsten BIP-Prognose für 2016 ein Wachstum von 1,7 Prozent veranschlagt. 2017 soll das Bruttoinlandsprodukt dann um 1,8 Prozent zulegen. "Wir halten es für wahrscheinlich, dass dieser Konjunkturzyklus eine längere ‚Lebensdauer‘ haben wird als die sonst oft üblichen sieben Jahre", zeigen sich auch die Ökonomen von Warburg Research zuversichtlich.

Dank dieses positiven Umfelds sollten auch Unternehmensgewinne weiter steigen. Die Konsensschätzungen liegen derzeit bei 837 Indexpunkten für 2016 und 918 für 2017. Die sich daraus errechnenden KGVs von 12,8 beziehungsweise 11,7 signalisieren keine Überbewertung, vielmehr lassen sie dem DAX Spielraum nach oben. In dieses Horn bläst auch Andreas Hürkamp von der Commerzbank. Der Aktienmarktstratege ist sogar noch einen Tick optimistischer: "In unserem Szenario werden die DAX-Gewinnerwartungen für die kommenden zwölf Monate bis Ende 2016 um sieben Prozent auf 900 Indexpunkte steigen - ein neues Allzeithoch für den deutschen Aktienmarkt."

Auch das Gros der Konzerne rechnet mit höheren Erträgen. Bis auf K+S, Lufthansa, Munich Re, RWE, Siemens und Vonovia geht der Durchschnitt der Analysten von einem positiven Ergebnistrend aus. Besonders kräftig soll dieser etwa bei SAP mit einem Plus von 42 Prozent ausfallen. Bei den Dividenden zeigt sich ein ebenso erwartungsvolles Bild. Lediglich bei drei Titeln, Deutsche Bank, RWE und VW, wird eine sinkende Ausschüttung prognostiziert. Bei Eon soll die Dividende unverändert bleiben, der große Rest legt dagegen eine Schippe drauf. Das ist eine klare Verbesserung zum vergangenen Jahr, wo sich "nur" 19 DAX-Unternehmen spendabler zeigten. Bei der Commerzbank und Lufthansa wird sogar mit einer Wiederaufnahme der Dividendenzahlung gerechnet. Insgesamt errechnet die Commerzbank für den DAX eine Rekord-Ausschüttungssumme von 30,4 Milliarden Euro. Das liegt vor allem daran, dass Schwergewichte wie die Allianz, BMW, Daimler oder die Deutsche Telekom ordentlich draufsatteln.

Ausgehend von 2009 gehen die heimischen Standardwerte 2016 in das achte Jahr ihres Haussezyklus. Im Rückblick seit 1960 hatte der DAX sechs derartige Phasen durchgemacht. Die kürzeste dauerte Ende der 60er-Jahre drei Jahre, die längste knapp acht Jahre von 1982 bis 1990. Ein ähnlicher Zyklus startete 1992 und endete im Jahr 2000. In beiden Fällen setzte die US-Notenbank mit einer restriktiveren Geldpolitik dem Bullenmarkt ein Ende.



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Endet 2016 der Haussemodus?



Stellt sich die Frage: Ist die im Dezember 2015 eingeleitete Zinswende der Fed nun wieder das berüchtigte Haar in der Suppe? Wir sehen das nicht so. Die Währungshüter dürften aus der Vergangenheit gelernt haben und folglich die Zügel nur sehr behutsam anziehen. Zudem zeigt sich auf dem alten Kontinent ein völlig gegensätzliches Bild zu damals. Die europäische Zentralbank (EZB) feuert in geldpolitischer Hinsicht weiter aus allen Rohren. EZB-Chef Mario Draghi hat zwar auf der letzten Sitzung 2015 die hohen Erwartungen nicht erfüllt. Doch dürften die etwas enttäuschenden weiteren Maßnahmen nur bedeuten, dass die EZB ihr Pulver trocken halten will. "Hätte die EZB die Laufzeit des Programms verlängert und gleichzeitig das Volumen aufgestockt, wären die Währungshüter an ihre Grenzen gestoßen", erklärt Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank, und fügt hinzu: "Mit dem Entscheid besteht nun grundsätzlich die Möglichkeit, zu einem späteren Zeitpunkt nachzulegen."

Die Quintessenz aus der günstigen Bewertung, kombiniert mit einer attraktiven Dividendenrendite von 2,7 Prozent, und positiven Rahmenbedingungen ist, dass sich der DAX im neuen Jahr weiter aufwärts bewegen sollte. Auch auf Einzelaktienbasis finden sich jede Menge Anlagechancen. Als kaufenswert stufen wir 15 Titel und damit die Hälfte der DAX-Mitglieder ein, zum Verkauf raten wir bei zwei Aktien. In unserem neuesten DAX-Check ist es zudem zu einer Heraufstufung gekommen. Die BMW-Aktie bekommt das Prädikat "Kaufen" zurück. Nachfolgend stellen wir Ihnen drei Titel vor, die das Zeug dazu haben, 2016 überproportional gut abzuschneiden.

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Beiersdorf



Perfekt gepflegt ins neue Jahr



Mit einem Kursplus von knapp einem Fünftel zählte die Beiersdorf-Aktie 2015 zu den Top Ten der besten Werte im DAX. Damit schnitten die Hamburger deutlich besser ab als etwa der französische Konkurrent L’Oréal. Die Outperformance hat einen guten Grund: Beiersdorf macht im operativen Geschäft mächtig Dampf. Bereits nach neun Monaten erzielte der Konsumgüterhersteller eine Marge von 14,9 Prozent, eine Verbesserung um 2,1 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr.

Die Erlöse legten um nahezu sieben Prozent auf fünf Milliarden Euro zu. "Wir wachsen teils gegen den Markt und setzen uns auch in einem schwierigen Marktumfeld durch", erklärt Vorstandschef Stefan Heidenreich den Erfolg. Für das abgelaufene Jahr hat er sich einen "deutlichen" Anstieg der operativen Rendite vorgenommen.

Aufgrund der günstigen Rahmenbedingungen dürfte der Hersteller von Hautpflegemarken wie Nivea oder Hansaplast-Pflastern auch 2016 auf Kurs bleiben. Zum einen steht Deutschland gerade am Beginn eines konsumgetriebenen Aufschwungs. Zum anderen profitiert Beiersdorf vom schwachen Euro, niedrigeren Rohstoffkosten sowie höheren Preisen. Auch ist bei den Hanseaten von einer Abkühlung in den Schwellenländern nichts zu sehen. Im Gegenteil: Besonders stark legte der Konzern zuletzt in Krisenländern wie Russland und Brasilien zu. Hoffnung schürt zudem ein neuer Damenrasierer, der bereits in Deutschland und Österreich erhältlich ist und große Erfolge feiert.

Zugegeben, auf KGV-Basis ist die Beiersdorf-Aktie kein Schnäppchen. Doch dürfte die zuletzt starke Margenverbesserung noch nicht zu Ende sein. Beiersdorf gilt nämlich als Hauptprofiteur eines wirtschaftlichen Aufschwungs in Europa sowie einer Stabilisierung in den aufstrebenden Märkten.



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BMW



Neue Kurschancen im Jubiläumsjahr



Die BMW-Aktie kam im Zuge der China-Schwäche 2015 unter Druck. Allerdings haben die Münchner gezeigt, dass sie sich davon nicht unterkriegen lassen. Zum ersten Mal übertraf BMW bereits nach elf Monaten das Ziel von zwei Millionen verkauften Fahrzeugen. Möglich machte dies ein starker November, in dem die Absätze um 5,6 Prozent zulegten. Die positive Entwicklung sorgte letztendlich dafür, dass die weiß-blaue Aktie 2015 doch noch mit einem Plus von knapp neun Prozent abschloss. Die Drehzahl des Autotitels könnte sich 2016 noch etwas erhöhen.

Zum einen sollte das Ergebnis für das abgelaufene Geschäftsjahr bereits in trockenen Tüchern sein, dies stellte Finanzchef Friedrich Eichiner jüngst noch einmal klar. Erwartet werden neue Bestmarken bei Absatz, Umsatz und Vorsteuergewinn. Zum anderen dürfte sich die Rekordfahrt 2016 unter anderem dank neuer Modelle weiter fortsetzen. Neben zahlreichen neuen Hybridausführungen bei der Premiummarke BMW steht der Wechsel der wichtigen 5er-Serie an. Neu hinzu kommt die 1er-Limousine. Zudem feiert der Konzern im März sein 100-jähriges Bestehen. "Der seit Mai amtierende Konzernchef Harald Krüger wird bemüht sein, im Jubiläumsjahr 2016 mit hervorragenden Zahlen zu glänzen", sagt Nord/LB-Analyst Frank Schwope. Im Zuge der Feierlichkeiten möchte Krüger seine überarbeitete Strategie vorstellen, wie der Konzern weiter nachhaltig und profitabel wachsen soll.



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SAP



Immer mehr Geld aus der Wolke



Der Walldorfer Technologiekonzern SAP befindet sich noch immer inmitten eines Transformationsprozesses. Das Unternehmen stellt sein Angebot auf Cloud-Programme um, welche die Kunden abonnieren, anstatt eine einmalige hohe Lizenzgebühr leisten zu müssen. Dieser Umstand sorgt dafür, dass zunächst die Gewinnmarge sinkt. In der Bilanz lässt sich diese Entwicklung ablesen. 2015 nahm die operative Rendite in den ersten beiden Quartalen im Schnitt um rund einen Prozentpunkt ab. Doch von Juli bis September legte SAP einen Gang zu, und die Marge übertraf mit einem starken Wert von 32,4 Prozent den Vergleichswert aus dem Vorjahr. "Die Profitabilitätssteigerung lässt hoffen, dass der Umbau in Richtung Mietsoftware im Internet sich schneller als erwartet auch bei der Marge bemerkbar macht", zeigt sich Nord/LB-Analyst Wolfgang Donie optimistisch.

Das Cloud-Geschäft selbst wächst derweil schneller als angenommen. SAP hat sich im Gesamtjahr einen Umsatz von rund zwei Milliarden Euro in der Sparte vorgenommen. "Wir haben eine Chance, das zu übertreffen", betonte Vorstandschef Bill McDermott nach der Vorlage des Zwischenberichts. Nach drei Quartalen hat SAP bereits einen Erlös von 1,66 Milliarden Euro erreicht, rund doppelt so viel wie im Vorjahr. Wir gehen davon aus, dass sich die positive Entwicklung im Schlussquartal fortgesetzt hat und dies der Aktie einen weiteren Schub geben wird. Als erster DAX-Konzern wird SAP am 22. Januar seine Bücher öffnen.