Der DAX notiert kurz vor einem Allzeithoch und zeigt leichte Ermüdungserscheinungen. Wer wissen will, ob es jetzt noch weiter aufwärts gehen kann, muss sich die Einzelwerte im Index genauer ansehen. Dabei finden sich vereinzelt aussichtsreiche Titel, aber auch charttechnisch sehr angeschlagene Papiere.
Wir zeigen zudem, welche Kursmarken unbedingt beachtet werden sollten, wo Gewinne mitgenommen werden können und wie sinnvolle Stopps zur Risikoabsicherung zu setzen sind. Eine unvermeidliche Übersicht für jeden Anleger, der Ein- und Ausstiegszeitpunkte in seinen DAX-Positionen optimieren will.
1. Adidas
Der Sportartikelhersteller gehört derzeit zu den schwächsten Werten im DAX. Die aktuelle Entwicklung könnte zwar zu einer Bodenbildung führen, dazu muss aber zumindest noch die 80er-Marke überschritten werden. Dann wäre wieder Potenzial in Richtung der 200-Tage-Linie bei 84 Euro. Ein neuer Aufwärtstrend wäre erst feststellbar, wenn die Aktie auch noch über der nächsten Hürde bei 87 / 87,50 Euro wieder gekauft wird, wahrscheinlich ist jedoch, dass sie dort wieder stoppt. Momentan ist eine stärkere Erholung noch Wunschdenken. Anleger können froh sein, wenn der Kurs nicht weiter unter die 75er-Marke fällt, denn in diesem Fall wäre der Weg nach unten frei. Gegen dieses Horrorszenario spricht vor allem der bereits überverkaufte Marktzustand. Das Papier hat sich rund 8 Prozent von der 20-Tage-Linie und 10 Prozent von der 200-Tage-Linie nach unten abgesetzt, ein Niveau, auf dem in den vergangenen Jahren stets Abwärtstrend-Pausen einsetzten. Nur in starken Crash-Phasen fiel die Aktie auch mal 40 Prozent unter den 200-Tage-Durchschnittskurs, das ist aktuell jedoch äußerst unwahrscheinlich.
2. Allianz
Die Allianz-Aktie schwächelt seit Januar, profitiert nun aber von dem starken Unterstützungsbereich bei rund 118,50 bis 122 Euro. Dort treffen ein Aufwärtstrend, eine bereits mehrfach bestätigte horizontale Kaufzone sowie die 200-Tage-Linie zusammen. Solange so viele Unterstützungen auf einer Stelle verlaufen, ist ein Ausbruch nach unten kaum zu befürchten. Umso stärkere wäre aber das Verkaufssignal, wenn er dennoch zustande kommt. Erst die 100er-Marke bietet dann wieder Halt. Doch wahrscheinlicher ist eine Konsolidierung auf dem aktuellen Niveau. So schnell dürfte die Aufwärtstrendlinie bei 140 Euro aber auch nicht wieder erreicht werden, dazu fehlen die kurzfristigen Kaufsignale. Unter dem Strich bleibt also eher eine Seitwärtsprognose.
3. BASF
Seit Ende Februar konsolidiert die Aktie, was aber kein Grund zur Panik ist. Zwar hat sie vom damals erreichten Hoch mehr als 10 Prozent wieder abgegeben, inzwischen viele Verluste aber zurückgewonnen. Dazu kommt, dass der Februar-Spitzenwert ein Allzeithoch war. Schön an dieser Aktie ist, dass sie nicht zu steil steigt, um zu überhitzen und damit einen Crash herauszufordern. Steigen die Kurse weiter gemächlich an, ist die 100er-Marke schon 2015 erreichbar. Nur wenn sie 8nter 65/70 Euro fällt, wird es Zeit für einen Notverkauf. Doch schon die 200-Tage-Linie knapp unter der 75 dürfte stabilisierend wirken. Insgesamt eines der solidesten Papiere im Deutschen Aktienindex.
4. Bayer
Bayer wirkt ein bisschen wie die Turbo-Variante von BASF. Ebenfalls in einem stabilen Aufwärtstrend, aber viel steiler steigend, und damit auch weitaus crashanfälliger. Derzeit stabilisiert die 200-Tage-Linie zusammen mit einer horizontalen Unterstützung bei rund 90/92 Euro, darunter ist aber der Weg in Richtung 76 Euro frei. Das ist der Nachteil eines steilen Anstiegs: Zeit für die Ausbildung von Unterstützungszonen bleibt keine. Da die Aktie bereits seit Januar Schwäche zeigt, ist sie momentan auch kein Kauf. Dazu muss erst ein neues Jahreshoch markiert werden.
5. Beiersdorf
Die Beiersdorf-Aktie zeigt nach einer Korrekturphase nun erste vielversprechende Anzeichen einer Bodenbildung. Gelingt auch noch der Sprung über die Zone von 71,75 / 72 Euro, sollte sich der Kurs schnell am bisherigen Allzeithoch von 77,33 wiederfinden, mittelfristig auch darüber. Doch prallt die Aktie an der nun erreichten Widerstandszone ab, ist Luft nach unten bis 64,30. Im Moment stehen die Chancen noch 50 zu 50.
6. BMW
Vorsicht heiß! Diese Aktie ist extrem überkauft. Das Mindestkorrekturziel in einem neutralen Marktumfeld liegt bei 87 Euro, auch Kurse bis 75/80 sind möglich wenn der DAX weiter schwächelt. Erst darunter ist der Aufwärtstrend von BMW in Gefahr, dieses Risiko ist aber eher gering. Fazit: Nachkaufen bei Schwäche, und dann halten bis mindestens 100. Sofort einzusteigen macht dagegen keinen Sinn, selbst wenn man mit etwas Pech die nächste Aufwärtsbewegung verpasst. Dafür ist das Chance-Risiko-Verhältnis einfach zu schlecht.
7. Commerzbank
Eines der schönsten Kaufsignale der vergangenen Tage kommt von der Commerzbank, die mit einen Ausbruch über 14 Euro Kurspotenzial bis mindestens in den Bereich 16 / 16,50 Euro geschaffen hat. Erst unterhalb von 12,50 Euro verschlechtert sich die Prognose wieder leicht, sogar Verluste bis 11 / 11,50 dürften den Aufwärtstrend aber nicht nennenswert gefährden. Langfristig ist das Papier sicher eine der spannendsten Aktien im DAX.
8. Continental
Als die absolute Spitzenaktie im DAX ist Continental immer einen Blick wert. Leider ist die Aktie aus heutiger Sicht aber nicht so spannend, wie man angesichts der bisherigen Performance erwarten würde. Das Papier ist bereits zu gut gelaufen, um jetzt noch ohne Wenn und Aber zu einem Einstieg zu raten. Anleger, die bereits Papiere besitzen, können diese weiter halten und sich mit einem Stoppkurs je nach Zeithorizont an einer der beiden nächsten Unterstützungen orientieren. Wer nur kurzfristig drin bleiben möchte, springt schon beim Fall unter den Aufwärtstrend bei rund 170 Euro wieder ab. Wer mittel- bis langfristig investiert ist, setzt einen Stopp knapp unter der 200-Tage-Linie bei aktuell 141,50 Euro. Immerhin ist das Papier nicht so überkauft, dass die Korrekturgefahr extrem hoch ist. Weitere Gewinne bleiben damit möglich.
9. Daimler
Obwohl die Aktie in einem schönen Aufwärtstrend notiert, ist sie jetzt erst einmal nicht interessant. Gerade hat der Kurs den oberen Rand des Trendkanals berührt, dazu kommt, dass das Papier sich relativ weit von seinen 20- und 200-Tage-Linien entfernt hat. Damit ist die Gefahr einer Konsolidierung viel höher als die Chance auf weitere steile Gewinne. Wer Daimler unbedingt im Depot haben will, sollte wenigstens eine Zwischenkorrektur in Richtung 67 Euro abwarten, Geduldige Anleger greifen sogar erst bei 62,50 / 63 Euro zu, wenn die Untergrenze des aktuellen Kurskorridor wieder getestet wird.
10. Deutsche Bank
Die Deutsche Bank ist eines der Sorgenkinder im DAX, obwohl sie im Januar noch ein vielversprechendes Kaufsignal geliefert hat. Der anschließende Einbruch lässt aber keine Zweifel mehr an einem Fehlsignal. Eine Bodenbildung im Bereich der 30er-Marke ist möglich, dann könnten die Karten neu gemischt werden. Vorerst ist eine Aufwärtsbewegung bis 34,50 Euro möglich, mittelfristig sollte auch die 40er-Marke wieder getestet werden können. Doch solange das Papier relative Schwäche zeigt, sich also deutlich schlechter als der Markt bewegt, ist Vorsicht angebracht - für Anleger gibt es derzeit noch bessere Aktien im DAX.
11. Deutsche Börse
Der seit 2012 bestehende Aufwärtstrend steht momentan auf dem Prüfstand. Fällt die Aktie unter 55,50 Euro, drohen weitere Verluste bis zunächst 52 / 52,50 Euro. Stabilisiert sich der Kurs dagegen jetzt, kann die Zone um 62,50 / 65 Euro erneut getestet werden. Welches der beiden geschilderten Szenarien eintritt, hängt maßgeblich von der Entwicklung des Gesamtmarktes ab. Das Risiko eines Ausbruchs nach unten ist nicht unerheblich.
12. Deutsche Post
Die Post ist ähnlich wie Continental ebenfalls einer der Börsenlieblinge. Wer in den vergangenen beiden Jahren auf dieses Papier gesetzt hat, konnte nichts falsch machen. Seit dem 2011er-Tief hat sich der Kurs sogar mehr als verdreifacht. Nun hat die Aktie die selben Probleme wie alle Highflyer: Es existieren nur wenige Unterstützungen, also Kurszonen in denen verstärkte Kaufaktivität zu beobachten war. Das liegt einfach daran, dass die Notierungen nirgends lange genug verweilten. Immerhin bilden bei rund 24 / 24,50 Euro die Kombination aus 200-Tage-Linie und langfristigem Aufwärtstrend eine erste Orientierungsmarke. Darunter ist dann aber jede Menge Platz nach Süden. Nach oben ist der Weg für das auf einem Allzeithoch verlaufende Papier aus charttechnischer Sicht allerdings ebenfalls frei. Daher gilt auch hier: Nachkaufen bei Schwäche, bestehende Positionen mit Stopp knapp unter der 200-Tage-Linie halten.
13. Deutsche Telekom
Die T-Aktie sticht aktuell weder besonders positiv, noch auffällig negativ aus der Gesamtheit aller DAX-Aktien heraus. Schön ist der solide anmutende horizontale Unterstützungsbereich um 11 Euro, der auch von der 200-Tage-Linie verstärkt wird. Bei 10 Euro folgt eine langfristige horizontale Zone. Seit Januar zeigt die Aktie ein deutliches Korrekturverhalten, daher ist ein Einstieg momentan trotz der vergleichsweise guten charttechnischen Absicherung nach Süden vorerst noch nicht ratsam. Erst wenn sich der Kurs wieder über die 12er-Marke oder besser sogar über die 13er-Marke erholt, wird das Papier wieder interessant.
14. E.ON
Die Versorger kommen nur schwer in die Gänge: E.ON ist trotz eines vermeintlichen Kaufsignals im Februar wieder in seine Handelsspanne zurückgefallen. Damit schwankt das Papier auch weiter zwischen rund 12,90 Euro auf der Unterseite und 14,30 Euro auf der Oberseite. Ein Ausbruch bleibt abzuwarten, wobei die Chancen auf einen neuen Aufwärtsimpuls aus Sicht der Charts sehr gut stehen. Dann wäre Luft bis mindestens an die 16er-Marke. Fallen die Notierungen dagegen nach unten aus der Tradingrange heraus, ist erst bei 11,80 / 11,90 Euro wieder eine Unterstützung sichtbar.
15. Fresenius Medical Care (FMC)
Der Seitwärtstrend bei FMC hält an. Allerdings ist der Kurs nun wieder in die obere Hälfte der Tradingrange gesprungen, und macht damit Hoffnung auf einen Test der nördlichen Begrenzung bei 54,35 bis 55 Euro. Eine positive Vorhersage darüber hinaus ist aus dem jetzigen Kursbild aber nicht abzuleiten. Gefahr droht bei einem Rückfall unter die 50er-Marke, dann gerät wieder die Südseite der großen Handelsspanne bei 46,50 Euro ins Visier.