An den US-Börsen zeichneten sich vorbörslich Kursverluste ab, nachdem zuletzt überraschend viele Amerikaner Arbeitslosenhilfe beantragt hatten. Insgesamt stellten vergangene Woche 861.000 Amerikaner einen Antrag auf staatliche Stütze. "Von Normalität am Arbeitsmarkt kann nicht gesprochen werden", kommentierte Helaba-Ökonom Ulrich Wortberg.
Nach Einschätzung der Analystin Carol Kong von der Commonwealth Bank sind die Anleger auf Richtungssuche. Auf der einen Seite schürten die geplanten zusätzlichen Corona-Staatshilfen in den USA Hoffnungen auf frischen Wind für die Weltwirtschaft. Gleichzeitig bereite Anlegern die Ausbreitung von Coronavirus-Mutanten Sorgen.
KUPFER UND ROHÖL GEFRAGT
Unterdessen stieg der Preis für Kupfer um knapp drei Prozent auf ein Neun-Jahres-Hoch von 8630 Dollar je Tonne. Anleger setzten darauf, dass sich die Weltwirtschaft von den Coronavirus-Folgen erhole, sagte Commerzbank-Analyst Daniel Briesemann. Er halte die aktuelle Rally allerdings für überzogen.
Gleiches gelte für den Rohöl-Markt: die Produktionsausfälle durch den Kälte-Einbruch im Bundesstaat Texas führten nicht zwangsläufig zu einem Angebotsengpass, da auch die dortigen Raffinerien stilllägen und daher kein Rohöl nachfragten. Die Sorte Brent aus der Nordsee gewann dennoch bis zu 1,8 Prozent und war mit 65,52 Dollar je Barrel (159 Liter) so teuer wie zuletzt vor 13 Monaten.
K+S MIT KURSSTURZ - BAFIN ORDNET BILANZPRÜFUNG AN
Am deutschen Aktienmarkt standen K+S im Rampenlicht, nachdem die Finanzaufsicht BaFin wegen mutmaßlich fehlerhafter Bemessung von Vermögenswerten die Überprüfung der Bilanz des Salz- und Düngemittel-Herstellers angeordnet hatte. Im schlimmsten Fall drohten zusätzliche Abschreibungen und eine Kapitalerhöhung, kommentierte Analyst Markus Mayer von der Baader Helvea Bank. Die Aktien von K+S brachen bis zu 17,2 Prozent auf ein Sechseinhalb-Wochen-Tief ein.
ThyssenKrupp schlug mit der Entscheidung am Stahlgeschäft festzuhalten die Anleger in die Flucht. Die Aktien lagen rund zwei Prozent tiefer, nachdem sie zwischenzeitlich ihre Verluste wettgemacht hatten. Der Verzicht auf den Verkauf der Stahlsparte an den Konkurrenten Liberty Steel sei angesichts eines verbesserten Branchen-Umfelds aber ein Zeichen der Stärke, sagte ein Börsianer.
SCHWACHE AUSBLICKE LÖSEN KURSSTÜRZE AUS
Enttäuschende Firmenausblicke trübten die Stimmung: so fielen die Aktien von MTU Aero um 3,4 Prozent. Der für 2021 angepeilte Umsatz des Triebwerk-Herstellers sowie die Gewinnmarge lägen unter den Analystenprognosen, sagte ein Börsianer.
Die Titel von Airbus verloren in Paris 2,4 Prozent. Es sei etwas verwirrend, dass nach den ermutigen Ergebnissen des dritten und vierten Quartals die Ziele des Flugzeugbauers für 2021 hinter den Erwartungen zurückblieben, kommentierte Analyst Sandy Morris von der Investmentbank Jefferies.
Mit zeitweise rund 15 Prozent verbuchte Varta einen der größten Kursstürze der Firmengeschichte. Neben dem Ausblick habe bei dem Batterie-Hersteller das zukunftsträchtige Geschäft mit wiederaufladbaren Mikro-Batterien für schnurlose Kopfhörer und andere technische Geräte im vergangenen Jahr enttäuscht, sagte ein Aktienhändler.
rtr