Die Notenbanker um Mario Draghi verlängerten ihr bislang auf 1,74 Billionen Euro angelegtes Anleihen-Kaufprogramm zur Stützung der Konjunktur um neun Monate bis mindestens Ende Dezember 2017. Das ist länger als die meisten Volkswirte erwartet hatten. Die Aussicht auf eine längere Flut billigen Geldes trieb vor allem Aktien von Banken an. Commerzbank legten mehr als sechs Prozent zu, die Aktien italienischer Geldhäuser gewannen zeitweise mehr als fünf Prozent.
Für Überraschung sorgte allerdings der Beschluss der EZB, das monatliche Volumen von derzeit 80 Milliarden Euro ab April 2017 auf 60 Milliarden Euro zu senken. Das brachte vor allem Devisenanleger aus dem Tritt: Der Euro legte zunächst zu, lag dann mit 1,0751 Dollar aber mehr als einen US-Cent unter seinem Tageshoch. Verkäufe bei den Bundesanleihen trieben die Rendite der zehnjährigen Titel auf ein Elf-Monats-Hoch von 0,451 Prozent. "Die Option war bekannt: weniger, aber dafür länger zu kaufen. Aber die meisten haben damit nicht gerechnet", sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Das sei aber nicht als Einstieg in den Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik zu werten. "Die lockere Geldpolitik wird nicht einfach beendet, denn die Staatsschuldenkrise ist noch nicht gelöst."
An den Leitzinsen rüttelte die Zentralbank erwartungsgemäß nicht. Einzelheiten dürfte Notenbankchef Draghi danach auf der Pressekonferenz ab 14.30 Uhr (MEZ) vorstellen.
ÜBERNAHMEFIEBER BEI GFK - ENTTÄUSCHUNG BEI AIXTRON
Rund 3,8 Prozent auf 3,75 Euro abwärts ging es im TecDax für Aixtron -Aktien. Die geplante Übernahme des deutschen Technologie-Konzerns durch den chinesischen Investor Fujian Grand Chip Investment ist geplatzt. US-Präsident Barack Obama hatte sein Veto gegen die Übernahme des amerikanischen Aixtron-Geschäftes wegen Sicherheitsbedenken eingereicht.
Im SDax schossen GfK nach einer zwischenzeitlichen Handelsaussetzung um mehr als dreißig Prozent auf 43,75 Euro nach oben. Damit notierten sie so hoch wie seit knapp drei Jahren nicht mehr. Der Finanzinvestor KKR will bei dem Marktforscher einsteigen. Über ein niederländisches Finanzvehikel bietet KKR den Minderheitsaktionären der Nürnberger 43,50 Euro je Aktie.
ProSiebenSat.1 standen mit einem Plus von rund fünf Prozent auf 35,48 Euro ganz oben auf der Dax-Gewinnerliste. Die Analysten von Liberum hatten nach der Ernennung eines neuen Finanzvorstands des Unternehmens am Vortag ihre Kaufempfehlung bekräftigt.
rtr