Der Dax stieg am Nachmittag um 1,3 Prozent auf 12.833 Punkte, der EuroStoxx50 lag 0,9 Prozent höher bei 3600 Punkten. Die Hoffnung auf stärkere Zahlen vom US-Arbeitsmarkt hatten den deutschen Leitindex zuvor noch auf ein Rekordhoch von 12.878,59 Zählern getrieben.
US-Unternehmen und Staat stellten im Mai allerdings zusammen nur 138.000 neue Mitarbeiter ein, von Reuters befragte Ökonomen hatten mit 185.000 gerechnet. Am Devisenmarkt geriet der Dollar unter Beschuss, der Euro legte 0,6 Prozent auf 1,1282 Dollar zu. Die US-Futures gaben einen Teil ihrer vorbörslichen Gewinne ab.
EXPERTEN - US-JOBDATEN SOLLTEN SICHT DER FED NICHT ÄNDERN
Experten rechnen aber trotz der enttäuschenden Jobdaten mit weiteren Zinserhöhungen der US-Notenbank. "Wir sind zyklisch gesehen beim Arbeitsmarkt in einer fortgeschrittenen Phase, das Wachstum schwächt sich ab", betonte Ökonom Tom Porcelli vom Brokerhaus RBC Capital Markets. Die Federal Reserve sei sich dessen seit längerem bewusst. "Diese Zahl wird die Fed nicht davon abbringen, die Zinsen im Juni anzuheben."
Der Ausstieg der USA aus dem Weltklimavertrag versetzte Aktienanleger grundsätzlich eher in Kauflaune. "Auch wenn es politisch und ökologisch eher tragisch ist, der Ausstieg aus dem Klimaabkommen verringert die unmittelbaren Kosten für die US-Wirtschaft", sagte Marktanalyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. "Die Börsen würdigen solche Entwicklungen effizient, aber pietätlos." US-Präsident Donald Trump will das von der Weltgemeinschaft geschlossene Abkommen verlassen und alle Zahlungen für den Kampf gegen den Klimawandel an andere Länder einstellen.
US-KLIMAPOLITIK HILFT AUTOSEKTOR - WINDKRAFT ABGESCHLAGEN
Die Hoffnung auf eine Lockerung von Abgas-Vorschriften trieb die Aktien von Autoherstellern an. Die Titel von VW, BMW und Daimler stiegen um jeweils rund 1,7 Prozent. Auch die Kurse von Renault, Peugeot und Fiat zogen an. Der europäische Index für die Autobranche legte mit 1,7 Prozent so stark zu wie kein anderes Sektorenbarometer.
Aktien von Windkraftunternehmen gerieten hingegen unter Druck. Die Anteilsscheine des weltgrößten Turbinenbauers Vestas aus Dänemark fielen um bis zu drei Prozent auf ein Sieben-Wochentief. Beim spanischen Konkurrenten Gamesa ging es 1,4 Prozent abwärts, für Nordex im Technologieindex TecDax 0,6 Prozent. Die USA ist als weitweit zweitgrößter Markt in der Windindustrie für zahlreiche europäische Firmen ein wichtiger Geschäftspartner.
Auch Ölanleger reagierten nervös, weil sie ein Fortbestehen des weltweiten Überangebots an Rohöl fürchten. Der Preis für ein Fass (159 Liter) der Nordsee-Sorte Brent rutschte einen Dollar auf ein Dreieinhalb-Wochen-Tief von 49,51 Dollar ab.
LINDE-AUFSICHTSRAT GIBT GRÜNES LICHT FÜR PRAXAIR-DEAL
Im Dax zählten die Papiere von Linde mit einem Plus von mehr als zwei Prozent zu den Top-Favoriten, nachdem der Aufsichtsrat des Industriegase-Herstellers der Fusion mit dem US-Konkurrenten Praxair zugestimmt hat. Wenn auch Aktionäre und Behörden mitziehen, soll der 65 Milliarden Euro schwere Deal nächstes Jahr über die Bühne gehen.
rtr