Genährt wurde der Optimismus von überraschend starken chinesischen Konjunkturdaten. Das Stimmungsbarometer der dortigen Einkaufsmanager habe nicht nur erstmals seit vier Monaten die Marke von 50 Punkten, ab der Wachstum signalisiert wird, übersprungen, schrieben die Analysten der Rabobank. "Zudem ist der Anstieg der stärkste seit 2012."

Ein weiterer Stimmungsaufheller waren Signale zu Fortschritten bei den Handelsgesprächen zwischen den USA und China. "Kommt es zu einem Deal, dürften die Aktienmärkte deutlich an Schwung gewinnen", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. "Denn dies würde auch die Angst vor einer Abkühlung der Weltkonjunktur reduzieren."

Davon profitierten Firmen mit einem starken Asien-Geschäft, wie die Großbank HSBC oder Luxusgüter-Hersteller wie LVMH oder Swatch. Ihre Aktien verteuerten sich um bis zu 1,7 Prozent. Gefragt waren auch die exportabhängigen europäischen Autobauer, deren Branchen-Index mit einem Plus von bis zu 3,3 Prozent den drittgrößten Kurssprung des Jahres verzeichnete. Parallel dazu verteuerte sich die Sorte Brent aus der Nordsee um 1,5 Prozent auf 68,59 Dollar je Barrel (159 Liter).

NEUER ABSTIMMUNGSMARATHON IN SACHEN BREXIT


Mit sorgenvoller Miene blickten Anleger dagegen nach London, wo das Unterhaus erneut über Alternativen zum Brexit-Deal von Premierministerin Theresa May abstimmen wollte. "Dass heute aus den Reihen des Unterhauses ein mehrheitsfähiger Plan B hervorgeht, erscheint ebenso unrealistisch wie eine Mehrheit im Unterhaus für eine lange Verlängerung und der Abhaltung der Wahlen zum Europäischen Parlament", schrieben die Analysten der BayernLB. Aus diesem Grund ist nach Einschätzung des Anlagestrategen Marshall Gittler vom Vermögensberater ACLS das Risiko eines ungeordneten Brexit zuletzt eher gestiegen. Der Internet-Seite OddsChecker zufolge taxieren Buchmacher die Wahrscheinlichkeit hierfür auf knapp 42 Prozent. Das Pfund Sterling erholte sich dennoch etwas von seinen Verlusten der vorangegangenen Tage und verteuerte sich um 0,6 Prozent auf 1,3106 Dollar. Der Euro hielt sich knapp im Plus bei 1,1233 Dollar.

Der Brexit bereitet auch Firmen zunehmend Kopfzerbrechen. So warnte Easyjet vor Einbußen wegen des geplanten EU-Ausstiegs Großbritanniens. Die Aktien des Billigfliegers fielen daraufhin um knapp zehn Prozent auf ein Zwei-Jahres-Tief und steuerten auf den größten Tagesverlust seit drei Jahren zu. Auf Basis dieses Ausblicks kürze er seine Gesamtjahresprognosen um 22 Prozent, schrieb Analyst Gerald Khoo von der Investmentbank Liberum. Im Sog von EasyJet verloren die Titel des Erzrivalen Ryanair 5,1 Prozent. Die Papiere von AirFrance, Lufthansa und der British Airways-Mutter IAG büßten bis zu 1,8 Prozent ein.

LIRA-TALFAHRT VORERST BEENDET


Nach den türkischen Kommunalwahlen stabilisierte sich die Währung des Landes. Der Kurs des Dollar fiel um 0,4 Prozent auf 5,5199 Lira, nachdem er in den vergangenen Tagen zwischen 5,85 und 5,32 Lira geschwankt hatte. Die von einigen vorhergesagte krachende Niederlage für die AK-Partei von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan sei ausgeblieben, sagte Commerzbank-Analyst Tatha Ghose. Er rechne nun mit neuen Programmen der Regierung zur Ankurbelung der schwächelnden Konjunktur. Die ebenfalls zu erwartende Lockerung der Geldpolitik könne aber den Abwertungsdruck auf die Lira wieder verstärken.

rtr