Dax und EuroStoxx50 verloren jeweils etwa 0,3 Prozent auf 10.589 und 3022 Punkte. Auslöser der Verkäufe war ein Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg vom Dienstagnachmittag, dem zufolge die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Anleihekäufe von aktuell 80 Milliarden Euro in monatlichen Schritten um jeweils zehn Milliarden Euro zurückfahren könnte. "Zweifellos kann das Quantitative Easing nicht ewig weitergehen", sagte Aktienhändler Markus Huber vom Brokerhaus City of London. "Es ist aber wohl noch zu früh anzunehmen, dass die EZB bereits eine Entscheidung gefällt hat."
Auch Investmentmanager Patrick O'Donnell vom Vermögensverwalter Aberdeen rechnet nicht damit, dass die Währungshüter den Geldhahn bald zudrehen. "Fundamental betrachtet gibt es keinen Grund, da sie ihr Inflationsziel nicht annähernd erreicht haben." Aktuell liegt die Teuerung bei etwa 0,4 Prozent, von der Notenbank angestrebt sind knapp zwei Prozent.
Das sogenannte Tapering sei nur dann eine Überlegung wert, wenn man das Gefühl habe, dass es keine Früchte trage oder die Nachteile die Vorteile überwögen, fügte O'Donnell hinzu. Hier setzt die Kritik an der aktuellen EZB-Geldpolitik an: Den Banken brechen wegen der niedrigen Zinsen die Erträge weg. Gleichzeitig warnen Experten vor Spekulationsblasen am Aktien- oder Immobilienmarkt.
ANLEIHE-RENDITEN STEIGEN - EURO ZIEHT AN
Die Verkaufswelle am Anleihemarkt trieb die Rendite der richtungweisenden zehnjährigen deutschen Titel. Der Euro kostete mit 1,1207 Dollar etwa einen halben US-Cent mehr als vor Veröffentlichung des Bloomberg-Berichts.
Zur britischen Währung klettere er zeitweise sogar auf ein Fünf-Jahres-Hoch von 0,8842 Pfund. Gleichzeitig fiel das Sterling wegen anhaltender Spekulationen auf schwierige Verhandlungen über den Austritt Großbritanniens aus der EU erstmals seit 1985 unter die Marke von 1,27 Dollar. "Die Kursbewegung scheint sich von den Konjunkturdaten abzukoppeln, die eigentlich zeigen, dass die britische Wirtschaft okay ist", sagte Analystin Kathleen Brooks von Forex.com. Das Stimmungsbarometer der britischen Dienstleister blieb über der Schwelle von 50 Punkten, die Wachstum signalisiert.
HOFFNUNG AUF MILDERE STRAFEN STÜTZT DEUTSCHE BANK
Gegen den Trend stiegen die Titel der Deutschen Bank um ein Prozent. Dem "Platow-Brief" zufolge könnte das Institut den Rechtsstreit um Tricksereien am US-Immobilienmarkt mit einer Zahlung von maximal fünf Milliarden Dollar beilegen. Das Geldhaus wollte diesen Bericht nicht kommentieren. "Jeder Euro, den die Bank weniger zahlen muss, tut gut", sagte ein Händler. Außerdem nähre es Hoffnungen, dass die Deutsche Bank um die befürchtete Kapitalerhöhung herumkomme.
Zur Spitzengruppe im Dax gehörten zudem die Autobauer BMW, Daimler und Volkswagen mit Kursgewinnen von bis zu 1,2 Prozent. Dank einer gestiegenen Nachfrage von Privatkunden stieg der Pkw-Absatz im September um 9,4 Prozent.
An der Londoner Börse sorgte der gut 13-prozentige Kurssprung von Tesco für Aufsehen. Mit 213,45 Pence waren die Titel des britischen Einzelhändlers so teuer wie zuletzt vor mehr als einem Jahr. Dank eines Halbjahresgewinns über Erwartungen und optimistischer Margenziele könne mit einer Fortsetzung der Rally gerechnet werden, schrieben die Analysten der Barclays Bank. Im Windschatten von Tesco gewannen die Konkurrenten Sainsbury, Morrisons und Marks & Spencer bis zu 2,6 Prozent zu.
rtr