"Die erste Euphorie über die Feuerpause im Handelsstreit hat sich ein wenig gelegt", sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. "Nun werden die Investoren genau darauf hören, was an konkreten Fortschritten auf dem Weg zu einem Handelsvertrag kommen wird." Die angedrohten US-Strafzölle auf europäische Waren spielten am Aktienmarkt bislang keine Rolle, sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. "Es ist zum jetzigen Zeitpunkt eher unwahrscheinlich, dass Präsident Donald Trump eine neue Front im Handelskrieg eröffnen wird. Vor allem jetzt, wo er sich im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen im kommenden Jahr nach einem Triumph sehnt."

Einige Investoren nahmen dennoch Kurs auf "sichere Häfen". Die "Antikrisen-Währung" Gold verteuerte sich um 0,6 Prozent auf 1392,16 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Die Nachfrage nach Bundesanleihen drückte die Rendite der zehnjährigen Titel auf ein Rekordtief von minus 0,367 Prozent. Das bedeutet, dass Anleger dafür zahlen, dem Bund Geld leihen zu dürfen.

ITALIEN BEUGT SICH DRUCK DER EU


Auch bei italienischen Bonds griffen Investoren zu. Die zehnjährigen Titel rentierten mit bis zu 1,857 Prozent auf dem niedrigsten Stand seit mehr als einem Jahr. Anleger reagierten Börsianern zufolge erleichtert, dass die Regierung im Etatstreit mit der EU einlenkt und ihr Defizit-Ziel senkt.

Pfund-Anlegern bereitete dagegen der parteiinterne Wahlkampf um die Nachfolge von Theresa May als Tory-Parteivorsitzende und britische Premierministern Kopfschmerzen. Beide Kandidaten, Außenminister Jeremy Hunt und sein Vorgänger Boris Johnson, trommelten für einen notfalls ungeordneten Brexit, schrieben die Analysten der BayernLB. Das Pfund Sterling verbilligte sich um 0,2 Prozent auf 1,2607 Dollar.

SCHWACHES DEBÜT FÜR MODEHÄNDLER GFG - ANHEUSER-BUSCH GEFRAGT


Am deutschen Aktienmarkt sorgte das Börsendebüt von Global Fashion Group (GFG) für lange Gesichter. Die Titel des vor allem in Entwicklungsländern aktiven Online-Modehändlers fielen auf 4,33 Euro. Damit notierten sie knapp vier Prozent unter dem Ausgabepreis von 4,50 Euro, der unter der ursprünglich angepeilten Spanne von sechs bis acht Euro lag.

In Brüssel legten Titel von Anheuser-Busch dagegen 1,3 Prozent zu. Der weltgrößte Bierbrauer will sein Asien-Geschäft in Hongkong an die Börse bringen und hofft auf Einnahmen von umgerechnet bis zu 8,7 Milliarden Euro. Anheuser-Busch schaffe durch die Emission die Grundlage für Übernahmen asiatischer Brauereien wie ThaiBev, schrieb Analyst Nico von Stackelberg von der Investmentbank Liberum.

rtr