Angesichts des immer weitere Kreise ziehenden Zollkonflikts könnte die US-Notenbank Fed zumindest die Weichen in Richtung Zinssenkung stellen. Bislang hatten die Währungshüter für dieses Jahr eine Pause signalisiert. Anleger spekulieren inzwischen aber auf bis zu drei Schritte nach unten. "Fed-Chef Jerome Powell muss ein ziemlich guter Pokerspieler sein, um die Situation zu meistern", sagte Wilson. Die unabhängige Notenbank muss laut Experten bei der Umstellung auf eine lockerere Geldpolitik wegen der ständigen Zwischenrufe aus dem Weißen Haus darauf achten, dass dies nicht als Einknicken vor der Politik gewertet wird.

Powell müsse versuchen, die Spekulationen zu dämpfen, ohne die Stimmung komplett zu verdüstern. "Wir bleiben dabei, dass sich die Fed noch etwas zurückhaltend zeigen und eine Zinssenkung nächsten Monat noch nicht konkret in Aussicht stellen wird - zumal es nun ein Treffen zwischen Trump und dem chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping am Rande des G20-Gipfels nächste Woche zumindest abzuwarten gilt", hieß es bei der BayernLB. Dann drohe den Börsen aber Rückschlagspotenzial, da einige Marktteilnehmer auf dem falschen Fuß erwischt werden könnten, sagte David Madden vom Handelshaus CMC Markets.

CHIPWERTE MACHEN BODEN GUT


Für Erleichterung sorgten Signale von US-Präsident Donald Trump für eine mögliche Annäherung im Handelsstreit USA/China. Das half Chip-Werten, die die Exportbeschränkungen der US-Regierung für chinesische Technologieunternehmen besonders zu spüren bekommen. In Frankfurt kletterten Infineon um bis zu 3,1 Prozent. Siltronic machten nach der Gewinnwarnung am Dienstag wieder Boden gut und stiegen um knapp fünf Prozent. In Paris führte STMicro mit einem Plus von 3,3 Prozent die Gewinnerliste an. Den Franzosen half auch eine "Overweight"-Bewertung von Morgan Stanley.

ADIDAS ERLEIDET RÜCKSCHLAG BEI MARKENSCHUTZ-STREIT


Im Rampenlicht standen am deutschen Aktienmarkt auch Adidas. Der Sportartikel-Hersteller hat einen Rechtsstreit um eine seiner Drei-Streifen-Marke verloren. Das Gericht der Europäischen Union in Luxemburg erklärte die Marke in einem am Mittwoch veröffentlichten Urteil für nichtig, soweit es um drei parallele, in beliebiger Richtung auf Schuhen, Hemden oder Kappen angebrachte Streifen gehe. Adidas-Aktien gaben knapp zwei Prozent nach.

In Brüssel stürzten Colryut um rund 13 Prozent ab. Die belgische Supermarktkette warnte vor einer Verschlechterung des Branchenumfelds in den wichtigsten Märkten Frankreich und Belgien. Die Zahlen des abgelaufenen Geschäftsjahres hätten zwar im Rahmen der Erwartungen gelegen, schrieb Analyst James Grzinic von der Investmentbank Jefferies. Es werde für Colruyt aber immer schwieriger, das aktuelle Niveau der Ertragskraft zu verteidigen.

rtr