von Index Radar




Chart 1 - DAX im Fünf-Minuten-Chart Tradesignal Online. Tradesignal® ist eine eingetragene Marke der Tradesignal GmbH. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.






So richtig will oder kann sich der DAX derzeit nicht entscheiden. Für eine Fortsetzung der Rally scheint es nicht mehr genügend Anleger zu geben, die auf dem erhöhten Niveau noch einsteigen wollen. Knapp unter der 12.000er-Marke werden viele Strategen vorsichtig. Auf der anderen Seite sind aber auch viele investierte Anleger nicht bereit, ihre ansehnlichen Buchgewinne komplett zu realisieren. Zwar waren in den vergangenen Tagen durchaus Gewinnmitnahmen zu beobachten. Mit Blick auf die vorherige Rally sind die Verluste aber nicht erwähnenswert.

Vergleichbar ist die Ausgangslage also mit dem Kauf eines Autos. Mit etwas Glück kostet es in einer Woche zehn Prozent weniger. Sollten sich allerdings mehrere Interessenten für ein Fahrzeug interessieren, könnte der Preis auch um zehn Prozent steigen. Wie soll man sich entscheiden?

Den Markt beobachten und vorerst nichts machen. Gestern und heute haben unzählige Finanzexperten die Signale der Fed unter die Lupe genommen und nehmen nun entsprechende Anpassungen bei ihren Zielquoten für Aktien sowie deren regionale Aufteilung vor. Dazu kommt die Verzerrung durch den heutigen Großen Verfall an den Terminmärkten. Unter dem Strich erschweren diese Faktoren derzeit eine saubere Analyse der zurückliegenden Tage. Immerhin wird der Effekt bald auslaufen, spätestens mit Beginn der kommenden Woche dürften sich klarere Muster herauskristallisieren, die es frühzeitig zu durchleuchten gilt.

Auf Basis unserer bewährten Differenzmethode zur 21-Tage-Linie führte die jüngste Konsolidierung zu einer leichten Entspannung der Situation. Wie zuletzt erwähnt kann ein überkaufter Zustand entweder über eine Seitwärtsbewegung oder eine Kurskorrektur abgebaut werden. Bisher hat sich der Markt für die sanfte Variante entschieden. Während der DAX knapp unter der 12.000 auf der Stelle tritt, klettert die 21-Tage-Linie mit rund 0,4 Prozent pro Tag nach oben. Bereits dieser Effekt trägt wesentlich dazu bei, dass sich die Lage im kurzfristigen Bereich verbessert. Zu Wochenbeginn notierte der DAX mit sieben Prozent noch gefährlich weit über seinem Monatsmittelwert, inzwischen sind es nur noch 3,2 Prozent. Dennoch kann noch keine Entwarnung gegeben werden.

Dies gilt vor allem für die unverändert starke Überhitzung im langfristigen Bereich. Erst allmählich gewinnt der 200-Tage-Durchschnitt an Schwung, die Differenz von 19 Prozent ist aber unverändert als sehr hoch einzustufen. Hier liegt die kritische Schwelle bei 14 Prozent (entspricht einem DAX-Stand von rund 11.300), und selbst dann ist die Wahrscheinlichkeit für Kursverluste noch sehr hoch.

Während sich die Markttechnik erst langsam und nur im kurzfristigen Bereich verbessert, steht auf charttechnischer Basis unverändert eine Patt-Situation. Auf der Oberseite war gestern bei 12.000 Schluss, hier könnte die bisher nur psychologische Barriere einen relevanten Widerstand ausbilden. Sollte die noch sehr schwache Hürde genommen werden, liefert unverändert die bisherige Rekordmarke bei rund 12.220 ein erstes Zielniveau. Bisher liegt hier noch kein Widerstand vor. Erst wenn der DAX bei einem möglichen zweiten Anlauf erneut scheitern sollte, gilt es den Bereich verstärkt zu beachten. Kurse darüber hinaus sind für den heutigen Tag kaum zu erwarten, wären aber natürlich im Sinne einer prozyklischen Entwicklung positiv einzuordnen.

Die Bären müssen sich ebenfalls mit neuen Einstiegssignalen noch gedulden. Auch am Donnerstag lockte die Zone um 11.750 bis 11.820 wieder genügend Käufer an, hier setzte erneut eine Gegenbewegung ein. Damit steigt zugleich die Relevanz des Bereichs. In der kommenden Woche steht dann eine erste Weichenstellung bevor: Die Unterstützung wird vom kurzfristigen Aufwärtstrend geschnitten. Spätestens dann muss sich der DAX nach oben absetzen, andernfalls droht ein erstes Schwächesignal. Heute verläuft die Gerade bei rund 11.710 und stellt somit eine weitere Nachkaufgelegenheit dar, falls der DAX unter 11.750 fallen sollte. Darunter wird es dann etwas ungemütlicher. Im ungünstigen Szenario müsste ein Rücksetzer bis an den 21-Tage-Linie bei rund 11.570 einkalkuliert werden. Hier hätte der Index 38,2 Prozent der jüngsten Aufwärtswelle (gestartet im Bereich der 10.600er-Marke) wieder nach unten korrigiert. Dieses Fibonacci-Retracement stellt erfahrungsgemäß ein von vielen Anlegern beachtetes Korrekturziel dar, an dem Schnäppchenjäger wieder verstärkt zugreifen.





Chart 2 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie



Nach der beeindruckenden Rally der vergangenen Wochen ist das Potenzial für den DAX auf der Oberseite limitiert. Als gutes Barometer dient der Abstand zur 21-Tage-Linie. Die Extremwerte zwischen 8 und 9 Prozent sind fast wieder erreicht. In den zurückliegenden Monaten erfolgten die meisten Wendepunkte bereits, wenn der Index zwischen 3,6 und 3,8 Prozent über seinem Monatsdurchschnittskurs kletterte - dieser Schwellenwert wurde zuletzt deutlich überschritten. Eine Konsolidierung ist daher nur eine Frage der Zeit.

Offen ist nur die Frage, wie der überhitzte Zustand abgebaut wird. Zwei Varianten sind denkbar: Entweder über eine Seitwärtsbewegung und somit Konsolidierung auf hohem Niveau oder über Kursverluste.





Chart 3 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie



Wie weit kann es langfristig nach den neuen Allzeithochs nun noch gehen? Die Statistik hilft, diese Frage zu beantworten: Unter dem Kursverlauf des DAX haben wir im Wochenchart den Abstand der Kurse zur 200-Tage-Linie (entspricht etwa dem 40-Wochen-Durchschnitt) abgebildet. Mit dieser Methode lässt sich ein Kursziel auf der Oberseite bei maximal rund 11.960 Zählern errechnen - dieser Wert entspricht den in der Vergangenheit im Idealfall gemessenen 20/21 Prozent Abstand des Index zu seinem langfristigen Durchschnittspreis.

Zu Beginn des Jahrtausends waren es auch mal 33 Prozent und mehr - doch das sollten sich Anleger lieber nicht wünschen, auch wenn der DAX dadurch noch rechnerisches Potenzial bis über die 13.000er-Marke hätte. Denn anschließend startete damals der dreijährige Abwärtstrend, im Zuge dessen sich der Indexstand fast viertelte.



Chart 4 - Kerzenchart auf Tagesbasis





Unterstützungen und Widerstände





















































Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar".

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