Die US-Notenbank Fed will bei der Straffung ihrer Geldpolitik behutsam vorgehen und treibt damit die europäischen Aktienmärkte in die Höhe. Dax und EuroStoxx50 legten am Donnerstag jeweils um rund zwei Prozent auf 9729 beziehungsweise 3115 Zähler zu. Die Investoren seien erleichtert, weil die Notenbanker in den USA mit der Zinswende offensichtlich keine Eile hätten, sagte Takako Masai von der Shinsei Bank. Mit ihrer ultralockeren Geldpolitik haben die großen Zentralbanken in den vergangenen Jahren den Grundstein für steigende Aktienkurse gelegt.

Fed-Chefin Janet Yellen hatte am Mittwochabend signalisiert, dass die Zinsen wahrscheinlich noch nicht auf "einer der beiden nächsten Sitzungen" - also im Januar oder März - erhöht werden dürften. An den Märkten wird frühestens Mitte 2015 mit einem solchen Schritt gerechnet.

Der Dollar war trotz der vorsichtigen Töne der Fed im Aufwind: Der Euro fiel auf 1,2279 Dollar zurück, nachdem er am Mittwoch zeitweise noch über 1,25 Dollar notiert hatte. Die entscheidende Botschaft für den Devisenmarkt sei, dass die Zinswende in den USA näher rücke, sagte ein Händler. Auch Commerzbank-Analystin Thu Lan Nguyen betonte: Den Spekulationen, dass der durch den Ölpreisverfall getrübte Inflationsausblick die Fed von Zinserhöhungen gänzlich abhalten werde, habe Fed-Chefin Janet Yellen vorerst eine Absage erteilt.

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RUBEL NIMMT TALFAHRT WIEDER AUF

Gestützt wurde der deutsche Aktienmarkt neben der Fed-Erklärung auch durch den Ifo-Index, der im Dezember um 0,8 auf 105,5 Punkte kletterte. Der gesunkene Ölpreis sorgt für mehr Optimismus in der deutschen Wirtschaft, begründen Experten die Entwicklung. Es war der zweite Anstieg des Ifo-Index in Folge. Von Reuters befragte Ökonomen hatten 105,4 Zähler erwartet.

Börsianer bezweifelten allerdings, dass der Dax zum Jahresende noch einmal deutlich zulegen wird. Die Rubel-Krise, die die europäischen Aktienmärkte in den vergangenen Tagen belastete, sei noch lange nicht ausgestanden. Die russische Landeswährung nahm nach einer kurzen Erholungsphase ihre Talfahrt wieder auf - der Dollar kletterte um bis zu 6,2 Prozent auf 63,87 Rubel. Der zuletzt rasante Ölpreisverfall und die westlichen Sanktionen im Zuge der Ukraine-Krise haben den Rubelkurs seit Jahresbeginn um rund die Hälfte einbrechen lassen. Präsident Wladimir Putin sieht die Wirtschaft seines Landes trotz des Verfalls des Rubel allerdings auf einem stabilen Kurs. Die russische Notenbank und die Regierung würden geeignete Maßnahmen ergreifen, um die Währung zu stützen. Der russische Leitindex, der seit Monatsbeginn um mehr als Viertel gefallen ist, legte um knapp fünf Prozent zu.

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KONJUNKTURSENSIBLE WERTE IM AUFWIND

Im Dax profitierten vor allem stark konjunkturabhängige Werte von der Aufwärtsbewegung. Die Werte von Autobauern wie Volkswagen und BMW legten um 3,4 beziehungsweise 2,5 Prozent zu. Die Aktien des Chemiekonzerns Lanxess gewannen 3,2 Prozent. Auf der Verliererseite standen dagegen Adidas mit einem Abschlag von 0,5 Prozent, nachdem Goldman Sachs die Titel zum Verkauf empfohlen hatte. Die Analysten gehen davon aus, dass die Margen unter einem schwächeren Russland-Geschäft und Investitionen in den USA leiden dürften.

Im TecDax schossen QSC um bis 15,5 Prozent in die Höhe. Der Internetdienstleister United Internet prüft laut "Manager Magazin" die Übernahme des Netzes der Kölner QSC.

Reuters