Vor dem Zinsentscheid der US-Notenbank Fed am Mittwoch haben die Anleger im DAX am Montag die Füße still gehalten. Es gilt als ausgemachte Sache, dass die Währungshüter um Jerome Powell die Zinsen um mindestens einen Viertel Prozentpunkt senken werden. Laut Marktstratege Jim Reid von der Deutschen Bank sind 0,25 Prozentpunkte eingepreist aber 0,50 Punkte durchaus möglich. Im Fokus stünden außerdem die Äußerungen von Fed-Chef Jerome Powell wegen der Signalwirkung für die künftige Geldpolitik. "Die Fed hat in dieser Woche den Joystick in der Hand", sagte er.
Börsianer warteten zudem gespannt auf Fortschritte bei den Handelsgesprächen zwischen den USA und China. "Beide Parteien wissen, dass ihnen die Zeit davonläuft, um eine stärkere Abschwächung der Weltwirtschaft zu verhindern", sagte Hussein Sayed, Chef-Anlagestratege des Brokerhauses FXTM. "Angesichts der Erfahrungen aus der Vergangenheit, sind die Erwartungen allerdings nicht allzu hoch."
Zudem stehen im Wochenverlauf die Quartalsberichte mehrerer Index-Schwergewichte auf dem Terminplan. Am Dienstag öffnen die Airline Lufthansa, der Baustoffhersteller HeidelbergCement, der Agrar- und Pharmariese Bayer, und der Gesundheitskonzern Fresenius sowie dessen Dialyse-Tochter Fresenius Medical Caare die Bücher für das zweite Quartal.
Auch an der Wall Street blieben die Anleger in Deckung. Die US-Leitindizes Dow Jones, Nasdaq und S&P 500 kamen zur Eröffnung kaum vom Fleck.
Auf Unternehmensseite stand am Montag die Deutsche Telekom im Fokus der Aktionäre. Das US-Justizministerium hatte am Freitagabend die geplante 26 Milliarden US-Dollar schwere Fusion der US-Tochter T-Mobile US mit dem Rivalen Sprint unter Auflagen erlaubt. Die T-Aktie stieg um rund drei Prozent.
Was am Montag an der Börse sonst noch wichtig war
Trump kritisiert erwartete US-Zinssenkung als unzureichend
US-Präsident Donald Trump hat die allseits erwartete Zinssenkung durch die amerikanische Notenbank kritisiert, bevor diese überhaupt vollzogen ist. Eine kleine Zinssenkung sei nicht genug, teilte der Präsident am Montag über den Kurznachrichtendienst Twitter mit. Damit bezog sich Trump auf die von Finanzfachleuten für diesen Mittwoch erwartete Zinssenkung. Es wäre die erste Reduzierung des US-Leitzinses seit mehr als zehn Jahren
LSE und Refinitiv besprechen Fusion - Deutsche Börse beerdigt Kaufpläne
Die Deutsche Börse wird in ihrem Expansionsdrang gestoppt und bei angepeilten Zukäufen nun vom Londoner Konkurrenten LSE ausgebremst. Mit ihrem Vorstoß für einen Milliarden-Kauf des Finanzdatenanbieters Refinitiv fahren die Londoner dem deutschen Börsenanbieter in die Parade. Der Dax-Konzern wollte eigentlich die Devisenplattform von Refinitiv erwerben.
Brexit und Preiskampf zehren an Ryanair-Gewinn - Aktie legt dennoch zu
Der Brexit-Wirrwarr und ein harter Preiskampf in Deutschland halten Europas größten Billigflieger Ryanair finanziell im Sinkflug. Im ersten Geschäftsquartal bis Ende Juni brach der Gewinn deutlich ein, wie die Easyjet-Rivalin am Montag in Dublin mitteilte. Einerseits schwollen die Kosten für Sprit und Personal an, andererseits musste Ryanair-Chef Michael O'Leary die Ticketpreise senken, um genügend Passagiere in seine Flieger zu locken. Und weiterhin grassiert die Unsicherheit wegen der Flugverbote für den Boeing-Mittelstreckenjet 737 Max.
Probleme in der Labordiagnostik bremsen Siemens Healthineers aus
Beim Medizintechnik-Konzern Siemens Healthineers halten die Schwierigkeiten im Diagnostikgeschäft an. Hohe Anlaufkosten, verzögerte Installationszeiten sowie Vertriebsprobleme in den USA für das neue Laborsystem Atellica bremsten das Wachstum im dritten Geschäftsquartal. Das Management kappte das Auslieferungsziel für das Gesamtjahr deutlich. Als Konsequenz tauscht die Siemens-Tochter nun den Diagnostikchef aus. Konzernchef Bernd Montag übernimmt künftig selbst die Verantwortung für den Bereich.
Scania füllt VW-Lastwagentochter Traton die Kasse
Der schwedische Lastwagenbauer Scania hat der VW-Nutzfahrzeugtochter Traton im ersten Halbjahr einen Gewinnsprung beschert. Das Betriebsergebnis stieg um ein Viertel auf 1,1 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Montag in München mitteilte. Allerdings hat sich der Nachfrageboom in Europa inzwischen deutlich abgeschwächt, der Auftragseingang ist gesunken. Für das Gesamtjahr stellte Traton deshalb nur einen leichten Umsatzzuwachs sowie eine höhere Gewinnmarge als im Vorjahr in Aussicht.
Fusionspläne: Lieferdienste Takeaway.com und Just Eat bei Preis einig
Unter den Essens-Lieferdiensten bahnt sich ein milliardenschwerer Zusammenschluss an. Die niederländische Lieferando-Mutter Takeaway.com will ihren britischen Wettbewerber Just Eat kaufen. Weil der Deal komplett über einen Aktientausch stattfinden soll, dürften am Ende allerdings die Just-Eat-Aktionäre die Mehrheit an dem fusionierten Unternehmen halten, wie die Unternehmen am Montag mitteilten. Just Eat-Aktien legten am Montag um 21 Prozent zu, während Takeaway-Aktien leicht nachgaben.
EuGH: Auch Websites beim 'Like'-Button mit in der Verantwortung
Auf Internet-Nutzer dürfte ein weiterer Einwilligungs-Klick beim Aufruf diverser Websites zukommen. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) entschied, dass die Seiten-Betreiber für Erhebung und Übermittlung von Daten durch Facebooks "Like"-Button mit verantwortlich sind. Deshalb müssen sie die die Nutzer darüber informieren und eventuell deren Zustimmung dazu einholen - und zwar bevor die Website benutzt wird.
rtr/dpa-AFX/fh