"Alles spricht für eine Atempause am Aktienmarkt", betont NordLB-Stratege Tobias Basse. In der ablaufenden Woche hat der Dax bei einem Stand von 10.373 Punkten 3,2 Prozent zugelegt. Gemischte Signale von den Unternehmen dürften das Börsenbarometer auf der Stelle treten lassen. "Die Ausblicke könnten zwar noch enttäuschen, allerdings ist die Dividende der neue Zins für viele Anleger und das könnte die Nachfrage nach ausschüttungsstarken Titeln anheizen." Der Dow-Jones-Index in New York war in der Vorwoche insgesamt um 0,6 Prozent geklettert. Am Freitag erlebte der S&P-Techsektor die stärksten Tageseinbußen seit elf Wochen, nachdem Microsoft wie auch Google mit ihren Quartalsberichten enttäuschten.
AMERIKANER DÜRFTEN NICHT GROSS ÜBERRASCHEN - JAPANER SCHON
Mit einer Zinsanhebung in den USA am Mittwoch rechnen die meisten angesichts schwacher Wirtschaftsdaten nicht. Mit Spannung wird jedoch abgewartet, ob Yellen den Wink für einen Schritt im Juni geben könnte. Die Analysten der Commerzbank rechnen damit, dass sie sich bedeckt halten wird. "Wir erwarten allenfalls eine gewisse Anschärfung des Kommuniqués, um zu verhindern, dass die Märkte jeglichen weiteren Zinsschritt abschreiben." Die Fed hatte im Dezember erstmals seit fast zehn Jahren ihre geldpolitischen Zügel angezogen. Aktuell hält die Fed ihre Leitzinsen in einer Spanne zwischen 0,25 und 0,5 Prozent.
Auch Stratege Basse zufolge wird sich Yellen angesichts der Konjunkturabkühlung zum Jahresanfang nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Die Schwäche im ersten Quartal werde sich vor allem auch in der ersten Schätzung zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) niederschlagen, die am Donnerstag auf der Agenda steht. Auf deutscher Seite wird der Ifo-Geschäftsklimaindex am Montag die wichtigste Zahl der Woche sein.
Zudem richtet sich der Blick der Investoren auf die geldpolitische Entscheidung der Bank of Japan am Donnerstag. Hier könnten deutlich expansivere Schritte beschlossen werden: Offenbar erwägen die Zentralbanker negative Zinsen auch für die Kreditvergabe. Das könnte vor allem an den asiatischen Aktienmärkten für Furore sorgen. Laut Allianz Global Investors würde sich Zentralbankchef Haruhiko Kuroda mit zusätzlichen Lockerungen immer weiter auf unbekanntes Terrain vorwagen. "Im Rahmen ihres 'traditionellen' QE hat die BoJ bereits Vermögenswerte im Volumen von fast 80 Prozent des japanischen BIP angekauft - mehr als die Fed, die EZB und die Bank of England zusammen." Am Freitag bleiben die Börsen in Japan dann feiertagsbedingt geschlossen.
BILANZREIGEN UND VW-ABGASSKANDAL IM BLICK
Der Terminkalender für Bilanzveröffentlichungen dies- und jenseits des Atlantiks ist prall gefüllt. Die Woche startet unter anderem mit Philips, der Hannover Messe und der Autoshow in Peking. Obwohl hohe zweistellige Wachstumsraten beim Absatz der Vergangenheit angehören, reisen viele deutsche Automanager mit Zuversicht nach China - auch weil der Staat den Autokauf weiter subventioniert.
Das Thema Abgasskandal und seine Folgen wird bei der Bilanzpressekonferenz von Volkswagen am Donnerstag im Fokus stehen. Am Dienstag legen Bayer und Eli Lilly vor. In den USA dürften Anleger allerdings vor allem auf die Apple -Quartalszahlen schauen. Es wird damit gerechnet, dass der iPhone-Absatz erstmals im zweiten Quartal zurückgegangen ist. Am Mittwoch stehen dann die vor einer Fusion stehenden Börsenbetreiber Deutsche Börse und LSE auf der Agenda. Konkurrent ICE muss sich bis Mai entscheiden, ob er wirklich eine Gegenofferte für die Briten in den Ring werfen möchte. In den USA gibt Facebook am Mittwoch Einblick ins abgelaufene Vierteljahr.
Ernst wird es für den Chef der Deutschen Bank, John Cryan, am Donnerstag. Wegen der branchenweiten Flaute im Investmentbanking hat er die Märkte bereits auf einen trüben Jahresauftakt eingestimmt. Anleger fragen sich, ob sich der Manager strategisch stärker auf stabilere Geschäfte wie die Vermögensverwaltung und das Firmenkundengeschäft stützen will.
Reuters