"Für einen Moment wird die Unsicherheit über den Kurs des neuen US-Präsidenten Donald Trump scheinbar ausgeblendet", sagte CMC-Markets-Analyst Jochen Stanzl. "Die Trump-Rally ist wieder da", ergänzte ein Börsianer. Nach der Wahl des Republikaners hatten die Börsen weltweit bis zum Jahreswechsel stark zugelegt, da die Anleger sich von Trump ein besseres Marktumfeld erhoffen.

Nun hängt laut einem Händler einiges von den US-Börsen ab. Dort dürfte der Dow-Jones-Index erneut die Rekordmarke von 20.000 Punkten ins Visier nehmen. Momentan fehlen ihm dazu noch rund neunzig Zähler. Der US-Future lag rund eine Stunde vor US-Handelsbeginn im Plus.

Selbst ein unerwartet schwach ausgefallener Ifo-Index konnte die Risikolust der Anleger nicht bremsen. Das Geschäftsklima in den deutschen Chefetagen hatte sich im Januar überraschend eingetrübt. Die Führungskräfte beurteilten ihre Geschäftslage besser, die Aussichten für die kommenden sechs Monate hingegen schlechter als zuletzt.

MEXIKANISCHER PESO TROTZ TRUMP-ANKÜNDIGUNG STABIL



Die Anleger setzten dagegen auf große Bauprogramme in den USA, von denen auch deutsche Unternehmen wie HeidelbergCement profitieren würden, sagte ein Händler. Daher zählten die Papiere des Baustoffkonzern mit einem Plus von 3,4 Prozent zu den größten Dax-Gewinnern. Der Index für den europäischen Bausektor notierte auf einem Neuneinhalb-Jahreshoch. "Die Konjunktur läuft und somit auch der zyklische Bausektor", sagte ein Börsianer. Trump kündigte in einer Twitter-Botschaft den Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko an und will den umstrittenen Bau von Ölpipelines vorantreiben.

SANTANDER NACH ZAHLEN GEFRAGT



Dax-Spitzenreiter waren mit einem Plus von 3,8 Prozent die Aktien der Deutschen Bank. Deutschlands größtes Geldhaus erwägt nach Aussagen von Insidern im Rahmen seiner neuen Strategie einen Teilbörsengang der Vermögensverwaltung, die als Perle der Bank gilt. Analysten taxieren die Sparte auf rund acht Milliarden Euro - etwa ein Drittel des aktuellen Börsenwertes der gesamten Deutschen Bank. Selbst ein Teilverkauf würde die Kapitaldecke der Frankfurter aufpolstern.

Auch die meisten übrigen europäischen Finanzwerte legten zu. Santander profitierten von überraschend guten Bilanzzahlen und stiegen um 5,2 Prozent. An der Mailänder Börse lagen Unicredit mit einem Plus von mehr als sieben Prozent ganz vorne. Im Schnitt stiegen die europäischen Banken um rund zwei Prozent.

Im SDax straften Anleger Gerry Weber ab. Der Modehersteller meldete für das abgelaufene Geschäftsjahr einen Gewinneinbruch und rechnet auch 2016/17 noch nicht mit deutlichen Zuwächsen. Die Aktien fielen daraufhin um bis zu 6,4 Prozent.

rtr