US-Präsident Donald Trump und sein chinesischer Kollege Xi Jinping hatten sich am Wochenende darauf geeinigt, dass die USA zunächst keine weiteren Strafzölle verhängen. Im Gegenzug soll China verstärkt US-Agrarprodukte kaufen. Außerdem lockerte Trump den Bann gegen den chinesischen Netzwerk-Ausrüster Huawei. Die beiden Staaten hätten sich damit Zeit verschafft, sagte Analyst Chris Bailey vom Vermögensberater Raymond James. "Für ein Handelsabkommen bedarf es aber noch harter Arbeit an den Details." Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann warnte zudem vor der Kehrseite des Waffenstillstands: "Es besteht weiterhin die Gefahr, dass der handelspolitische Furor des US-Präsidenten sich nun gegen Europa richtet."
Haupt-Profiteure des Burgfriedens waren die Aktien von Chipherstellern, die stark vom China-Geschäft abhängen. Infineon und STMicro legten in der Spitze jeweils acht Prozent zu. Die Titel des Zulieferers ASML waren mit 190,84 Euro zeitweise so teuer wie noch nie. Der Index für die europäische Technologiebranche erreichte ein 13-Monats-Hoch von 501,35 Punkten. Die in Asien stark engagierten britischen Finanzkonzerne HSBC und Prudential rückten bis zu 2,1 Prozent vor.
Aus "sicheren Häfen" zogen sich Anleger dagegen zurück. Der Goldpreis fiel zeitweise um knapp zwei Prozent auf 1382,17 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) und steuerte auf den größten Tagesverlust seit zweieinhalb Jahren zu. Die Aktien des Goldminen-Betreibers Fresnillo fielen daraufhin in London um 3,7 Prozent.
ÖLPREIS STEIGT - EXPORTLÄNDER HALTEN AN FÖRDERBREMSE FEST
Der Preis für die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee stieg dagegen um 2,5 Prozent auf 66,38 Dollar je Barrel (159 Liter). Er profitierte Börsianern zufolge neben der Entspannung im Zollstreit vom Bekenntnis der großen Förderländer Saudi-Arabien, Russland und Irak zu einer Verlängerung der Förderbremse. Dies verhalf Ölkonzernen wie BP und Shell zu Kursgewinnen von jeweils 2,3 Prozent. Die Aktien von Lufthansa, Air France und der British Airways-Mutter IAG fielen dagegen um bis zu 1,5 Prozent. Treibstoff ist für Fluggesellschaften der größte Kostenfaktor.
Neben Xi traf Trump am Wochenende auch den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan. Dabei vereinbarten die beiden, über eine Lösung im Streit über den Kauf russischer Flugabwehr-Systeme durch die Türkei zu verhandeln. Der Regierung in Ankara zufolge schloss Trump Sanktionen gegen die Türkei aus. Die Leitindex der Istanbuler Börse stieg daraufhin um 3,2 Prozent, und die türkische Lira wertete auf.
In der Automobilbranche drückte ein pessimistischer Ausblick des Zulieferers Schaeffler auf die Stimmung. Das zweite Halbjahr werde schwächer als erwartet, warnte Firmenchef Klaus Rosenfeld in einem Interview. Schaeffler-Titel rutschten daraufhin um bis zu 5,9 Prozent ab. Die Papiere der Beteiligung Continental drehten ins Minus, und der europäische Branchenindex gab seine Gewinne fast komplett ab.
rtr