"An der Börse ist das Drehbuch für weiter steigende Kurse geschrieben", sagte Chefanalyst Jochen Stanzl vom Brokerhaus CMC Markets. Dabei spielten die Hoffnungen auf ein Handelsabkommen zwischen den USA und China, auf stabile Zinsen auf beiden Seiten des Atlantiks und auf höhere Unternehmensgewinne eine Rolle: "Hoffnung ist die Triebfeder der aktuellen Aufwärtsbewegung." Auch an den US-Aktienmärkten wurde vorbörslich mit Gewinnen gerechnet.

Einige Experten gehen davon aus, dass der Grundstein gelegt ist für einen weiteren Aufwärtstrend. "Die Chancen stehen gut, dass die aktuellen Kursniveaus nachhaltig verteidigt werden können", sagte Investmentstratege Thomas Metzger vom Bankhaus Bauer. Seit Jahresanfang hat der Dax knapp 14 Prozent zugelegt - sogar einen Tick mehr als der US-Leitindex Dow Jones, der als Triebfeder für die europäischen Börsen gilt. Zudem sinkt die Nervosität, das entsprechende Barometer fiel zeitweise auf den niedrigsten Stand seit 15 Monaten.

Rückenwind kam von den US-Geschäftszahlen. Die Bank of America schaffte im Auftaktquartal einen Rekordgewinn, auch Blackrock verdiente besser als erwartet. Zwar hätten die US-Institute Goldman Sachs und Citigroup die Investoren enttäuscht, auf dem zweiten Blick seien doch auch ihre Ergebnisse gut gewesen, sagte Naeem Aslam, Chefanalyst bei TF Global Markets in London. "Dieser Optimismus kommt auch im europäischen Bankensektor an. Wenn sie ihre Zahlen vorlegen, sind die Erwartungen hoch, dass wir nach langer Zeit wieder gute Zahlen sehen werden."

Ein Bericht über interne Zweifel an den Konjunkturprognosen der Europäischen Zentralbank (EZB) belastete dagegen den Euro. Die Gemeinschaftswährung gab 0,1 Prozent nach auf 1,1308 Dollar. Wegen der Konjunkturabkühlung in China und der von den USA angefachten Handelskonflikte stuften immer mehr EZB-Vertreter die Vorhersagen für die Euro-Zone als zu optimistisch ein, sagten vier mit den Diskussionen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Auf der jüngsten Zinssitzung habe eine "signifikante Minderheit" die Vorhersage bezweifelt, dass das Wachstum im zweiten Halbjahr wieder anziehen werde.

ZALANDO SCHREIBT SCHWARZE ZAHLEN


Die Lufthansa trieb ihren Investoren Sorgenfalten auf die Stirn - mit einem Kursminus von bis zu fünf Prozent waren die Aktien zeitweise größter Verlierer im Dax. Die Fluggesellschaft verzeichnete von Januar bis März vor allem wegen höherer Treibstoffkosten einen operativen Verlust von 336 Millionen Euro. Auch die Aktien der Rivalen Air France-KLM, Easyjet und Ryanair lagen zeitweise im Minus.

Im Nebenwerteindex MDax schossen die Papiere von Zalando um bis zu zwölf Prozent in die Höhe. Europas größter Online-Modehändler schrieb im ersten Quartal unerwartet schwarze Zahlen. Analysten hatten mit einem Verlust von zehn Millionen Euro gerechnet.

An der Börse in London waren die Titel von JD Sports gefragt, die Titel kletterten zeitweise 5,3 Prozent auf ein Rekordhoch von 560 Pence. Der größte britische Sportartikel-Händler baute Umsatz und Gewinn stärker aus als erwartet.

Aus Erleichterung über den Abschluss eines Vergleichs im Zusammenhang mit Verstößen gegen US-Sanktionen gegen den Iran, Libyen und Syrien packten sich Anleger UniCredit-Aktien in ihre Depots. Die Titel legten bis zu 2,7 Prozent zu.

rtr