Bei den Börsianern machte sich Hoffung auf eine Jahresendrally breit: "Wenn wir heute über dieser Marke schließen, geht es schnurstracks Richtung 11.400 Punkte", sagte ein Händler.

Der deutsche Leitindex lag am frühen Nachmittag 1,5 Prozent im Plus bei 10.940 Zählern, nachdem er zuvor auf ein Zwölf-Monats-Hoch von 10.946,89 Stellen gestiegen war. Der EuroStoxx50 gewann ein Prozent auf 3132 Zähler. Nach dem gescheiterten Verfassungsreferendum in Italien richteten Anleger ihre Aufmerksamkeit wieder auf Fundamentaldaten, sagte Lorne Baring, Geschäftsführer des Vermögensverwalters B Capital. "Europäische Aktien sind günstiger als US-Papiere und die Dividendenrenditen sind attraktiver."

Darüber hinaus rechnen Börsianer fest damit, dass die EZB am Donnerstag die Verlängerung ihrer Wertpapierkäufe im Volumen von monatlich 80 Milliarden Euro um mindestens ein halbes Jahr verkündet. "Anleger lehnen sich weit aus dem Fenster", warnte Jochen Stanzl, Analyst des Online-Brokers CMC Markets. "Sie nehmen Nachrichten vorweg. Geht das schief, ist am Ende die Ernüchterung groß." Auch am Anleihemarkt wetteten Investoren auf weitere EZB-Stützungskäufe. Dies drückte die Renditen der zehnjährigen Bundestitel auf 0,346 von 0,373 Prozent. Die vergleichbaren italienischen Papiere rentierten bei 1,894 Prozent, nach 1,958 Prozent am Vortag.

GREIFT DER STAAT KRISENBANKEN UNTER DIE ARME?



Gleichzeitig stieg der europäische Banken-Index um 1,9 Prozent und sein italienisches Pendant sogar um 4,8 Prozent. Insidern zufolge will der italienische Staat seine Beteiligung an der krisengebeutelten Banca Monte dei Paschi di Siena (BMPS) aufstocken. Die Aktien des ältesten Geldhauses der Welt stiegen daraufhin um bis zu 10,7 Prozent. Die drittgrößte Bank Italiens sitzt auf einem Berg fauler Kredite und benötigt fünf Milliarden Euro frisches Kapital. Wegen der Verunsicherung nach dem Sturz des Ministerpräsidenten Matteo Renzi gestaltet sich die Suche nach neuen Großinvestoren aber offenbar schwieriger als gedacht. Die Titel der HVB-Mutter Unicredit, die bis zu 13 Milliarden Euro bei Investoren einsammeln will, gewannen 7,9 Prozent.

Am deutschen Aktienmarkt gehörten Deutsche Bank und Commerzbank mit Kursgewinnen von bis zu 6,2 Prozent zu den Favoriten. An der Züricher Börse legten Credit Suisse zeitweise sogar 8,7 Prozent zu. Das Geldhaus strich zwar seine Gewinnziele zusammen, kündigte aber gleichzeitig zusätzliche Einsparungen von umgerechnet gut 900 Milliarden Euro an.

STEINHOFF IM AUFWIND - WERBEAGENTUREN UNTER DRUCK

Im deutschen Nebenwerte-Index MDax sorgte Steinhoff mit einem Kursplus von bis zu zehn Prozent für Aufsehen. Der Betreiber der "Poco"-Möbelmärkte steigerte Umsatz im abgelaufenen Quartal um etwa zwölf Prozent auf 3,369 Milliarden Euro. Der operative Gewinn legte ähnlich stark auf 327 Millionen Euro zu.

In London rutschten die Titel der Werbeagentur WPP um 3,1 Prozent und in Paris diejenigen des Konkurrenten Publicis um 2,5 Prozent ab. Dem "Wall Street Journal" zufolge untersucht das US-Justizministerium, ob Werbeagenturen ihren eigenen Produktionsfirmen Aufträge für den Dreh von Werbefilmen zugeschanzt haben, indem sie Angebotsunterlagen manipulierten.

rtr