"Der Markt geht davon aus, dass die schlimmsten Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie und der Lockdowns hinter uns liegen", sagte Finanzmarkt-Experte Thomas Dorner vom Vermögensverwalter Aberdeen Standard. "Wir konzentrieren uns auf die positiven Effekte der Impfstoffe und auf die Wiedereröffnung der Wirtschaft."
Bund und Länder berieten über das weitere Vorgehen in der Virus-Krise. Einem der Nachrichtenagentur Reuters vorliegenden Entwurf zufolge soll der generelle Lockdown zwar bis zum 28. März verlängert werden. Ab kommender Woche würden aber Kontaktbeschränkungen gelockert und bestimmte Geschäfte dürften wieder öffnen.
Vor diesem Hintergrund griffen Investoren bei konjunkturabhängigen Werten zu. So stieg der Index der europäischen Autobranche um mehr als drei Prozent und notierte mit 587,40 Zählern so hoch wie zuletzt vor knapp drei Jahren. Seine Pendants für den Banken- und den Tourismus-Sektor markierten mit 126,63 beziehungsweise 260,18 Punkten jeweils Zwölf-Monats-Hochs.
Im Gegenzug zogen sich Investoren aus "sicheren Häfen" zurück. So verbilligte sich Gold um 1,6 Prozent auf 1710 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Staatsanleihen gerieten ebenfalls unter Verkaufsdruck. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen Bundestitel auf minus 0,317 Prozent. Furcht vor einem rasanten Anstieg der Zinsen wie in der vergangenen Woche sei derzeit aber nicht zu beobachten, sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. Das Bekenntnis der Notenbanken zu längerfristig niedrigen Zinsen trage Früchte.
ÖLPREIS VOR OPEC+-TREFFEN IM AUFWIND - BITCOIN ZIEHT AN
Die Hoffnung auf eine kraftvolle Erholung der Weltwirtschaft von den Coronavirus-Folgen spiegelte sich auch im Ölpreis wider. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um ein Prozent auf 63,32 Dollar je Barrel (159 Liter). Insidern zufolge könnte die Opec+ bei ihren Beratungen am Donnerstag dennoch eine Verlängerung der aktuellen Förderbremse beschließen, weil der Nachfrage-Anstieg auf wackligen Beinen stehe. Unklar sei allerdings, ob dies auch für die freiwilligen zusätzlichen Förderkürzungen Saudi-Arabiens gelten werde.
Auch bei Bitcoin griffen Investoren beherzt zu. Die älteste und wichtigste Cyber-Devise verteuerte sich um neun Prozent auf 51.794 Dollar. Die geplante Wiederbelebung der Handelsabteilung für Kryptowährungen bei der Investmentbank Goldman Sachs sei die bedeutendste Nachricht für diesen Markt seit Bekanntgabe des milliardenschweren Bitcoin-Investments des Elektroauto-Bauers Tesla, sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade.
SIEMENS ENERGY ALS DAX-KANDIDAT GEHANDELT
In Erwartung eines Dax-Aufstiegs legten sich Anleger Aktien von Siemens Energy ins Depot. Die Papiere kletterten in der Spitze um 3,5 Prozent. Experten rechnen damit, dass der Energietechnikkonzern am Abend bei der Index-Entscheidung der Deutschen Börse die besten Chancen auf einen Platz im deutschen Leitindex hat. Als weiterer heißer Kandidat gilt der Online-Modehändler Zalando. Im Gegenzug droht dem "Nivea"-Hersteller Beiersdorf und dem Bauindustrie-Zulieferer Heidelbergcement der Abstieg in den Nebenwerte-Index MDax.
In Mailand stiegen die Titel von Stellantis zeitweise um mehr als drei Prozent und waren mit 14,35 Euro so teuer wie zuletzt vor knapp drei Jahren. Der aus der Fusion von Peugeot und Fiat Chrysler hervorgegangene Autobauer habe sehr starke Geschäftszahlen vorgelegt, lobte Analyst Philippe Houchois von der Investmentbank Jefferies.
rtr