"Was die Wahl in Frankreich angeht, ist ein Sieg Macrons nach dem gestrigen TV-Duell eine ausgemachte Sache für die Börse", sagte Aktienexperte Jochen Stanzl vom Brokerhaus CMC Markets. Der Dax setzte seinen Rekordlauf fort und stieg um ein Prozent auf noch nie zuvor erreichte 12.648 Punkte. Der französische Leitindex CAC40 erklomm mit 5357 Punkten den höchsten Stand seit über neun Jahren. Auch für die Wall Street deuteten die Terminkontrakte auf steigende Kurse zur Eröffnung hin.

Bei einem teils hitzig geführten verbalen Schlagabtausch hatten Macron und Le Pen am Mittwochabend einander mit Vorwürfen überzogen, ihre Landsleute hinters Licht zu führen. Einer Blitz-Umfrage von Opinionway zufolge ging der europafreundliche Macron als Sieger aus der Debatte hervor: 61 Prozent der Wähler würden am Sonntag demnach ihm die Stimmen geben, die EU-Gegnerin Le Pen käme auf 39 Prozent.

RÜCKENWIND DURCH POSITIVE KONJUNKTURDATEN



Die Spekulationen auf einen Sieg Macrons, der die Wirtschaft in Frankreich reformieren und die Konjunktur ankurbeln will, heizte die Nachfrage nach französischen Anleihen an. Der Rendite-Abstand zu den in Europa führenden zehnjährigen Bundesanleihen schrumpfte deshalb. Der Euro kletterte um mehr als einen halben US-Cent auf 1,0940 Dollar nach oben. Am Mittwochabend hatte die Aussicht auf höhere US-Zinsen den Euro noch belastet. Die US-Notenbank Fed hatte wie erwartet die Zinsen zwar unverändert gelassen, aber die Tür für eine Anhebung im Juni offengehalten.

Rückenwind erhielten die europäischen Börsen und der Euro auch von positiven Konjunkturdaten. Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft - Dienstleister und Industrie - kletterte im April auf den höchsten Stand seit sechs Jahren. Die Einzelhändler im Euro-Raum steigerten ihren Umsatz im März den dritten Monat in Folge. Zudem ging die Arbeitslosigkeit in Spanien im April so stark zurück wie noch nie in einem Monat.

INFINEON KANN ANLEGER MIT GEWINNSPRUNG NICHT BEGEISTERN



Unter den größten Gewinner im Dax waren Adidas mit einem Plus von 1,5 Prozent. Der Sportartikelhersteller verdiente im ersten Quartal mehr als erwartet und sprintet dem Erzrivalen Nike mit schnellen Schritten davon. "Das war ein exzellenter Start ins Jahr 2017", erklärten Analysten von Baader Helvea.

Auf der Verliererseiten standen Infineon mit einem Kursminus von 2,6 Prozent. Der Chipherstellers baute zwar seinen Gewinn im zweiten Quartal deutlich aus und peilt im Gesamtjahr die höchste Rendite seit sechs Jahren an. Analysten hatten aber mit noch besseren Zahlen gerechnet.

In London standen HSBC mit plus 3,5 Prozent an der Spitze des "Footsie": Anleger waren erleichtert, dass der Gewinn nicht so stark zurückging wie befürchtet.

In Mailand deckten sich Börsianer nach einem Umsatzsprung bei Yoox Net-a-Porter mit Aktien des Online-Händlers für Luxus-Mode ein. Der Kurs stieg um 4,4 Prozent.

rtr