Der Dax kletterte um bis zu 1,6 Prozent auf ein Siebeneinhalb-Wochen-Hoch von 11.309 Punkten. Der EuroStoxx50 rückte um 1,1 Prozent auf 3159 Zähler vor. Positive Quartalszahlen, unter anderem von Starbucks, und die Hoffnung auf ein baldiges Ende des US-Regierungsstillstandes sorgten an der Wall Street für gute Stimmung. Die US-Futures lagen kurz vor Marktöffnung bis zu ein Prozent im Plus.
Rückenwind bekamen Europas Aktienmärkte vor allem von der Europäischen Zentralbank, die die Zinsen am Donnerstag bei 0,0 Prozent belassen hatte. Zugleich ließ EZB-Chef Mario Draghi durchblicken, dass wegen der schwächelnden Konjunktur wohl erst 2020 mit einer Zinserhöhung zu rechnen sei. Das ließ Sorgen der Anleger vor einer zu schnellen Zinserhöhung abebben.
Wie es derzeit um die Konjunktur in Deutschland bestellt ist, zeigte der Ifo-Index. Das Barometer für das Geschäftsklima, für das monatlich rund 9000 Manager befragt werden, ging im Januar unerwartet stark zurück. "Die seit Monaten vorhandene Häufung der politischen Risiken wie Brexit, Protektionismus und so weiter sorgt offenbar bei den Unternehmen für ein Umdenken in Richtung Stagnation", sagte LBBW-Volkswirt Uwe Burkert. Die Bundesregierung rechnet inzwischen Regierungs- und Parlamentskreisen zufolge 2019 nur noch mit einem Wirtschaftswachstum von 1,0 Prozent statt wie zuvor 1,8 Prozent.
Bange Blicke warfen Anleger nach Venezuela. Wegen der dortigen Staatskrise stieg die Furcht, dass die Ölexporte des Opec-Landes bald unterbrochen werden könnten. Die US-Regierung, die Oppositionsführer Juan Guaido als neuen Präsidenten anerkannt hat, drohte mit Öl-Sanktionen. Ein Barrel (159 Liter) der richtungsweisenden Nordseesorte Brent verteuerte sich zeitweise um 1,4 Prozent auf 61,92 Dollar.
VODAFONE FÄLLT AUF ACHTEINHALB-JAHRES-TIEF
Gefragt im Dax waren unter anderem Technologiewerte, nach der Rally von Chipwerten in Asien und den USA. So stiegen die Aktien von Infineon um 1,7 Prozent. Am Donnerstag hatten sie bereits mehr als sechs Prozent gewonnen.
Nach enttäuschenden Geschäftszahlen von Vodafone und Telia ließen Anleger hingegen die Finger von Telekomaktien. Der europäische Branchenindex gehörte mit einem Minus von 0,3 Prozent zu den wenigen Verlierern. Die schwedische Telia blieb im vierten Quartal bei gesunkenen Umsätzen mit dem operativen Ergebnis hinter den Erwartungen zurück. Die Aktien fielen Stockholm um 3,5 Prozent. Papiere von Vodafone fielen in London um 2,7 Prozent und waren so billig wie seit achteinhalb Jahren nicht mehr. Der Umsatz des weltweit zweitgrößten Mobilfunkanbieters sank im vergangenen Quartal um sieben Prozent auf elf Milliarden Euro.
Der schwedische Netzwerkausrüster Ericsson erfreute seine Investoren dagegen mit einem geringeren Verlust als befürchtet. Die Aktien legten 2,5 Prozent zu.
Die Insolvenzmeldung des Modekonzerns Gerry Weber brachte die einst im MDax notierten Papiere zum Absturz. Die nun in keinem relevanten Auswahlindex mehr vertretenen Aktien brachen um 74 Prozent auf nur noch 43 Cent ein.
rtr