Die Sorgen vor der weiteren Verbreitung des Coronavirus und überraschend eingetrübte Konjunkturdaten haben den DAX zu Wochenbeginn auf Talfahrt geschickt. Am Freitag hatte am Markt noch Zuversicht geherrscht, nun fiel das Börsenbarometer auf das tiefste Niveau seit Anfang Januar zurück.
Während Analysten mit einem Zuwachs gerechnet hatten, war der Ifo-Geschäftsklimaindex überraschend gefallen. "Der Ifo-Geschäftsklimaindex holt uns auf den Boden der Tatsachen zurück", schrieb Thomas Gitzel, Chefvolskwirt der VP Bank. Der Rückgang im Januar zeige, dass man in den deutschen Chefetagen skeptisch sei. Neben dem Strukturwandel in der Autoindustrie und den Verhandlungen mit Großbritannien über den Brexit verwies der Experte auf den Coronavirus als temporären Belastungsfaktor. Die konjunkturelle Talsohle sei noch nicht beendet.
Die Situation rund um das Coronavirus aus China verschärfte sich weiter. Vor diesem Hintergrund habe sich der deutsche Leitindex auch zum Nachmittag hin nicht von dem Verkaufsdruck befreien können, schrieb Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank. Im Gegensatz zu den vorherigen positiven Handelstagen erreiche nun die Verkaufswelle den Gesamtmarkt komplett.
Der DAX-Kursrutsch machte sich auch bei den Einzelwerten bemerkbar. So schlossen alle 30 Index-Mitglieder im Minus. Als defensiv geltende Werte wie RWE, E.On und Vonovia konnten sich mit einem Minus von einem bis anderthalb Prozent noch am Besten halten. Schlusslicht war die Lufthansa-Aktie. Die Angst vor den Folgen des Coronavirus belastete insbesondere die Anleger in der Luftfahrt- und Touristikbranche. Einschränkungen bei der Reiseaktivität nach China dürften die Airline besonders betreffen. Der Kurs der Lufthansa gab mehr als vier Prozent nach.
Was am Montag an der Börse außerdem wichtig war
Fahrzeug-IT, Bildung, Klima - VW und Microsoft rücken enger zusammen
Volkswagen setzt beim Konzernumbau in Richtung E-Mobilität und Digitalisierung auf eine noch engere Zusammenarbeit mit Microsoft. Der Autobauer kooperiert schon mit dem US-Softwareriesen, um seine Autos in der "Volkswagen Automotive Cloud" voll zu vernetzen. Künftig soll die langfristig angelegte Partnerschaft aber auch Nachhaltigkeit, digitale Bildung und Mitarbeiter-Engagement umfassen, erklärten die Unternehmen am Montag.
Bürgerinitiative gegen Tesla-Fabrik reagiert skeptisch auf Musk
Die Bürgerinitiative gegen die geplante Tesla-Fabrik in Grünheide bei Berlin hat skeptisch auf die Umweltschutz-Zusagen von Firmenchef Elon Musk reagiert. "Wir halten diesen Standort nach wie vor für ungeeignet", sagte Frank Gersdorf am Montag. Das Gelände, auf dem das Elektroauto-Werk gebaut werden soll, liege in einem Trinkwasserschutzgebiet.
Kieler Werft reicht Rüge gegen Vergabe von Kriegsschiff ein
Im Streit um die Vergabe des Milliardenauftrags für das deutsche Kampfschiff "MKS 180" hat die Kieler Werft German Naval Yards (GNYK) juristische Schritte eingeleitet. Der Schriftsatz sei an das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr geschickt worden, teilte das Unternehmen am Montag mit. Gebe die Behörde der Rüge nicht statt, werde die Werft "definitiv einen Nachprüfungsantrag bei der Vergabekammer des Bundes einreichen". Notfalls will das Unternehmen Beschwerde beim Oberlandesgericht Düsseldorf einreichen. Zuvor hatte das "Handelsblatt" berichtet.
Milchbaron Theo Müller übergibt Aufsichtsratssitz seinem Sohn
Generationswechsel bei Müllermilch: Theo Müller, der Patriarch des Molkereikonzerns, zieht sich aus dem Aufsichtsrat zurück und übergibt sein Mandat seinem ältesten Sohn Stefan. Unternehmenssprecher Alexander Truhlar bestätigte am Montag einen entsprechenden Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Ab 1. Februar bestehe der Aufsichtsrat aus dem 52-jährigen Stefan Müller, seinem Schwager Andreas Hoh, dem Rechtsanwalt Rainer Lorz und dem ehemaligen Kuka-Vorstandschef Till Reuter, der das Kontrollgremium leite. Theo Müller sagte der "FAS": "Ich bin froh, dass Stefan wieder da ist."
T-Mobile-Fusionspartner Sprint schreibt weiter Verlust
Der US-Mobilfunkanbieter und T-Mobile-Fusionspartner Sprint hat im dritten Geschäftsquartal erneut einen Verlust eingefahren. Unter dem Strich stand ein Minus von 120 Millionen US-Dollar (109 Mio Euro) in der Bilanz, wie das Unternehmen am Montag in Overland Park (US-Bundesstaat Kansas) mitteilte. Ein Jahr zuvor hatte Sprint noch einen Verlust von 141 Millionen Dollar ausgewiesen. Die Aktie blieb im vorbörslichen Handel zunächst unbewegt.
Nestle übernimmt von Allergan Magen-Darm-Medikament Zenpep
Der Nahrungsmittelkonzern Nestle baut den Bereich therapeutische Produkte aus und übernimmt vom Pharmakonzern Allergan dessen Magen-Darm-Medikament Zenpep. Allergan habe damit 2018 einen Umsatz von 237 Millionen US-Dollar erwirtschaftet, teilte Nestlé am Montag mit. Zum Preis wurden keine Angaben gemacht.
Firmen in Shanghai sollen länger geschlossen bleiben
Wegen der Ausbreitung der neuen Lungenkrankheit hat die Stadt Shanghai Unternehmen aufgefordert, auch über die derzeit laufenden Feiertage zum chinesischen Neujahr hinaus geschlossen zu bleiben. Firmen sollen erst nach dem 9. Februar wieder die Arbeit aufnehmen, teilten die Behörden am Montag mit.
BMW will nur noch mit Ökostrom produzieren
BMW will seine weltweit 23 Autofabriken komplett auf grünen Strom umstellen. Produktionsvorstand Milan Nedeljkovic sagte der Zeitschrift "Automobil-Produktion" (Montag): "Noch in diesem Jahr werden wir in unseren Werken weltweit ausschließlich Strom aus regenerativen Energiequellen beziehen, also zu 100 Prozent."
Smartphone-Bank N26 hat nach fünf Monaten 250 000 Kunden in den USA
Die deutsche Smartphone-Bank N26 hat einen erfolgreichen Start in den USA hingelegt. Fünf Monate nach Markteintritt habe man die Marke von 250 000 Kunden überschritten, teilte das Berliner Unternehmen am Montag mit. N26 ist in den USA nicht mit einer eigenen Banklizenz unterwegs, sondern arbeitet mit der kalifornischen Direktbank Axos zusammen.
rtr/dpa-AFX/iw