"Die Rückkäufe der institutionellen Investoren haben noch nicht zu einer durchschlagenden Erholung geführt." Auch die Analysten der Commerzbank erwarteten vorerst keine großen Sprünge an den Aktienbörsen. Die zunehmende Ausbreitung der Delta-Variante des Corona-Virus und eine nachlassende Dynamik der wirtschaftlichen Erholung könnten die Kurse im gesamten dritten Quartal ins Stocken bringen, hieß es in einem Kommentar.

In den vergangenen Tagen gewann der deutsche Leitindex rund 0,7 Prozent und notierte am Freitag bei etwa 15.661 Zählern. Seit Jahresbeginn kommt der Dax auf ein Plus von gut 13 Prozent.

"Bei allem kurzzeitigen Pessimismus sollte aber nicht übersehen werden, dass die Weltwirtschaft, insbesondere getragen von den USA und China, sich sehr dynamisch entwickelt", gibt Analyst Frank Wohlgemuth von der National-Bank in Essen zu bedenken. "Die Notenbanken verfolgen ihren ultraexpansiven geldpolitischen Kurs unbeirrt weiter und die Unternehmensgewinne entwickeln sich deutlich nach oben."

NACH DER NOTENBANK-SITZUNG IST VOR DER NOTENBANK-SITZUNG


In diesem Zusammenhang richten Börsianer ihre Aufmerksamkeit auf die US-Notenbank, die knapp eine Woche nach der Europäischen Zentralbank (EZB) über ihre Geldpolitik beraten wird. An der Börse gilt als sicher, dass die Fed trotz des gestiegenen Preisdrucks an ihrer ultra-lockeren Geldpolitik festhalten und keinerlei Andeutungen über eine mögliche Drosselung ihrer Wertpapierkäufe machen wird.

Der Chefstratege von Merck Finck, Robert Greil, rechnet erst beim Jacksonhole-Treffen Ende August mit einer Festlegung der Eckpunkte hinsichtlich einer behutsamen Reduzierung der Anleihekäufe. "Der Plan sollte dann beim Treffen im September der Fed kommuniziert werden. Dann ist auch in den USA klarer, wie hoch die Pandemierisiken für die Konjunktur noch sind", prognostiziert der Experte. Die Fed stärkt die Wirtschaft derzeit mit Geldspritzen im Umfang von 120 Milliarden Dollar pro Monat.

BILANZSAISON ERREICHT ERSTEN HÖHEPUNKT


Neben der Fed halten auch zahlreiche Firmenbilanzen Börsianer auf Trab. Allein aus dem Dax legen mehr als ein halbes Dutzend Firmen Geschäftszahlen vor. In den USA steht am Dienstag alles im Zeichen der Technologiebranche, wenn der iPhone-Anbieter Apple, das Softwarehaus Microsoft und die Google-Mutter Alphabet ihre Bücher öffnen. Ergebnisse präsentieren außerdem der Schweizer Schokoladen-Fabrikant Lindt & Sprüngli, die HVB-Mutter Unicredit und Pfizer, der BioNTech-Partner bei der Produktion von Coronavirus-Impfstoffen.

Konjunkturdaten stehen ebenfalls einige auf dem Terminplan: Am Montag wird der Ifo-Index, der die Stimmung in den deutschen Chef-Etagen widerspiegelt, veröffentlicht. Zwei Tage später gibt der GfK-Index Auskunft über die Kauflaune der deutschen Verbraucher. Am Donnerstag folgen Zahlen zum europäischen Geschäftsklima und Verbrauchervertrauen.

Besonderes Augenmerk richten Investoren zudem auf die deutschen (Donnerstag) und europäischen (Freitag) Inflationsdaten sowie die US-Konsumausgaben (ebenfalls Freitag). Von ihnen erhoffen sie sich Rückschlüsse auf die Geldpolitik von Europäischer Zentralbank (EZB) und Fed.

rtr