Inflationssorgen schwelten zwar weiter, rückten aber immer stärker in den Hintergrund, sagt Analyst Frank Wohlgemuth von der National-Bank in Essen. Der aktuelle Preisdruck werde voraussichtlich rasch nachlassen. So lange die Notenbanken nicht von ihrer ultra-lockeren Geldpolitik abkehrten, stehe weiteren Kursgewinnen der Aktienmärkte nichts im Weg. Rücksetzer würden stets zum Einstieg genutzt. "Von der gerne zitierten Anlegerweisheit 'Sell in May and go away' (Verkaufe im Mai und ziehe Dich zurück) ist in diesem Jahr bis jetzt jedenfalls noch wenig zu sehen."

ROSIGE WACHSTUMSAUSSICHTEN - GEFAHR DURCH ENGPÄSSE


Weiteren Rückenwind erhielten die Börsen von den Fortschritten bei den Coronavirus-Massenimpfungen, dank derer Europa aus dem Krisenmodus herauskomme, sagt Robin Beugels, Chef der Vermögensverwaltung beim Bankhaus Merck Finck. "Die aufgestaute Verbrauchernachfrage kommt - angekurbelt durch die Konjunkturprogramme - stärker als erwartet zum Tragen. Deshalb haben wir unsere Wachstumsprognosen erneut angehoben."

Carsten Mumm, Chef-Analyst der Privatbank Donner & Reuschel, warnt dagegen, dass die Angebotsengpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten die wirtschaftliche Erholung ausbremsen könnten. "Fraglich ist zudem, ob die steigenden Kosten vollumfänglich an die Endkunden durchgereicht werden und somit die Margen stabil bleiben können." In den vergangenen Tagen stieg der Dax zeitweise auf ein Rekordhoch von 15.568,60 Punkten und gewann im Wochenvergleich allerdings kaum hinzu.

US-ARBEITSMARKTDATEN UND BEIGE BOOK IM BLICK


Mit dem neuen Monat warten die Börsianer am Freitag auf die monatlichen US-Beschäftigtenzahlen. "Nachdem der US-Arbeitsmarkt für April die Erwartungen weit verfehlt hat, dürfte der Mai-Bericht wieder bessere Zahlen liefern", prognostiziert Commerzbank-Volkswirt Christoph Balz. Er rechne mit einem Plus von 650.000 Jobs außerhalb der Landwirtschaft. Einen Vorgeschmack liefern die Zahlen der privaten Arbeitsagentur ADP am Donnerstag. Am Montag bleiben in den USA wegen des Feiertags Memorial Day die Börsen geschlossen. Am selben Tag öffnet auch die Londoner LSE ihre Pforten nicht. Weitere Hinweise auf die US-Geldpolitik versprechen sich Investoren am Mittwoch vom "Beige Book". Darin veröffentlicht die Notenbank Fed ihren Konjunkturausblick.

Auch diesseits des Atlantik spekulieren Investoren über den Zeitpunkt für eine Straffung der Geldpolitik. Daher werden sie die deutschen (Montag) und europäischen (Dienstag) Inflationsdaten genau unter die Lupe nehmen. Hier treibe der Anstieg der Energiepreise die Teuerung, sagt Commerzbank-Experte Balz. Auf dem Terminplan stehen außerdem die Barometer für die Stimmung der deutschen und europäischen Einkaufsmanager (Dienstag).

rtr