In den vergangenen Tagen kam der Dax unter dem Strich kaum vom Fleck. Seit Monatsbeginn hat er jedoch rund zwei Prozent auf aktuell etwa 13.220 Punkte zugelegt, obwohl der September mit einem durchschnittlichen Minus von knapp zwei Prozent sein eigentlich schlechtester Monat ist.
Ein Durchmarsch sei aber nicht zu erwarten, sagt Robert Greil, Chef-Anlagestratege des Bankhauses Merck Finck. "Die zunehmende Angst hinsichtlich einer zweiten Infektionswelle dürfte den Optimismus bremsen. Für die Finanzmärkte ist jetzt angesichts des zunehmend politisch geprägten Restjahres wichtig, dass sich der Konjunkturtrend nicht umdreht, sondern kurzfristig zumindest stabil bleibt, um sich dann weiter zu erholen."
IFO-, GFK- UND EINKAUFSMANAGER-INDIZES IM BLICK
Hinweise auf die Wachstumsaussichten versprechen sich Börsianer unter anderem vom Ifo-Index am Donnerstag, der die Stimmung in den deutschen Chef-Etagen widerspiegelt. Sie erwarten für September einen Anstieg von 92,6 auf 94 Punkte. Am Mittwoch bereits gibt der GfK-Index Auskunft über die Kauflaune der deutschen Verbraucher.
Am selben Tag stehen die Stimmungsbarometer der deutschen und europäischen Einkaufsmanager auf dem Terminplan. Diese würden aber ein nachlassendes Tempo der wirtschaftlichen Erholung signalisieren, warnt Commerzbank-Analyst Christoph Weil. "Die Corona-Beschränkungen belasten noch immer den Dienstleistungsbereich, und auch der Industrie fällt es schwer, zum Vorkrisenniveau zurückzukehren." Zu den wenigen anstehenden US-Konjunkturdaten zählen die Auftragseingänge für langlebige Güter am Freitag. Hier sagen Analysten für August nur noch ein Plus von 1,5 Prozent voraus, nach 11,4 Prozent im Vormonat.
RISIKOFAKTOREN BREXIT UND US-WAHL
Politische Querelen wie die Brexit-Saga könnten die Börsen ebenfalls in Turbulenzen stürzen. Der Hauptstreitpunkt dort sei derzeit das geplante Binnenmarktgesetz, mit dem der britische Premierminister Boris Johnson Teile des Brexit-Abkommens aushebeln will, sagt Volkswirtin Hetal Mehta vom Vermögensverwalter Legal & General. "In Frage kommt damit eigentlich nur noch ein harter oder ein vielleicht nicht ganz so harter Brexit. Es sei denn, es käme zu einer Blockade im Parlament, einer politischen Wende oder einem deutlichen Entgegenkommen aus Brüssel. Nichts davon ist besonders wahrscheinlich." In den vergangenen beiden Wochen hat das Pfund Sterling daher zum Euro fast drei Prozent abgewertet.
Außerdem werfe die US-Präsidentschaftswahl im November ihre Schatten voraus, sagt Portfoliomanager Christoph Mertens von der Fürst Fugger Privatbank. "Für die Börsen wird es eine hohe Relevanz haben, wer in den kommenden Jahren im Weißen Haus regiert. Bereits Prognosen für den Wahlausgang können die Kurse beeinflussen." Jüngsten Umfragen zufolge liegt Herausforderer Joe Biden neun Prozentpunkte vor Amtsinhaber Donald Trump. Dieser konnte seinen Rückstand in den vergangenen Wochen allerdings verringern.
rtr