"Grenzenloser Optimismus wäre dennoch auch für diesen Fall fehl am Platz. Dafür sind die Gefahren einer weiteren Ausbreitung der Epidemie weiterhin viel zu real."

In den vergangenen Tagen legte der Dax dank der Hoffnung auf eine Eindämmung des Erregers Covid-19 und eine baldige Lockerung der Ausgangsbeschränkungen insgesamt rund neun Prozent zu.

In der neuen Woche will die Bundesregierung mit den Ministerpräsidenten der Länder beraten, wie es nach dem 19. April weiter geht. Bis zu diesem Datum gelten die aktuellen Restriktionen. "Jede Chance, die Situation auch in kleinen Schritten wieder zu normalisieren, sollte genutzt werden", mahnt Ivan Mlinaric, Geschäftsführer des Vermögensverwalters Quant Capital.

KONJUNKTURDATEN IN ZEITEN DER CORONAKRISE


Nach den dramatischen Konjunkturdaten der vergangenen Wochen rechnen Experten für die neue Woche mit neuen Hiobsbotschaften. So sagen sie für die Industrieproduktion in den USA (Mittwoch) und der Euro-Zone (Donnerstag) Rückgänge voraus. Die Zahlen der heimischen Wirtschaft seien für Februar und kaum aussagekräftig, da diese im Kampf gegen das Coronavirus erst im März heruntergefahren wurde. Die US-Daten seien zwar für März, spiegelten aber auch nicht das volle Ausmaß der Einschränkungen wider. Gleiches gelte für die US-Einzelhandelsumsätze (Mittwoch), die Analystenprognosen zufolge im vergangenen Monat um 3,4 Prozent geschrumpft sind.

Vorhersagen seien aber schwierig, sagt Commerzbank-Volkswirt Christoph Balz. Zum einen hätten die US-Bundesstaaten das öffentliche Leben nicht einheitlich beschränkt. "Außerdem gilt, dass einige Bereiche wie der Onlinehandel und der Verkauf von Lebensmitteln und Drogerieartikeln von dem 'Shutdown' wohl sogar profitiert haben." Der private Konsum gilt als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft.

Als aussagekräftiger betrachten Börsianer die Konjunkturbarometer der Federal Reserve Bank von New York (Mittwoch) und von Philadelphia (Donnerstag) sowie die US-Frühindikatoren. Bei allen dreien erwarten Experten deutliche Rückgänge.

BANKEN GEBEN STARTSCHUSS FÜR US-BILANZSAISON


Auch die nahende Bilanzsaison steht ganz unter dem Eindruck von Corona: "Dann wird sich zeigen, ob die bisherigen Gewinnwarnungen ein realistisches Bild der tatsächlichen Umsatz- und Ertragseinbrüche abgeben", sagt Carsten Mumm, Chef-Analyst der Privatbank Donner & Reuschel. "Zudem wird sich abzeichnen, ob die Unternehmen bereits Licht am Ende des Coronakrisen-Tunnels erkennen und einen einigermaßen belastbaren Ausblick auf die kommenden Quartale abgeben können."

Den Auftakt in den USA machen am Dienstag die Banken JPMorgan und Wells Fargo. Einen Tag später folgen die Konkurrenten Bank of America, Citigroup und Goldman Sachs.

Für das laufende Jahr müsse bei US-Unternehmen mit einem Gewinnrückgang um 30 Prozent gerechnet werden, warnt Manfred Schlumberger, Chef-Portfoliomanager des Vermögensverwalters Starcapital. "Verschärft wird dieser Einbruch von einer drastischen Reduktion der Aktienrückkaufprogramme." In Europa könnten die Gewinne sogar um die Hälfte einbrechen.

rtr