Ermutigend sei zudem, dass Anleger kleinere Rücksetzer an den Aktienmärkten stets zum Einstieg nutzten. "Oftmals ist dies ein relativ sicheres Zeichen dafür, dass eine Aufwärtsbewegung noch nicht am Ende angekommen ist." In den vergangenen Tagen stieg der Dax zeitweise auf ein Rekordhoch von 15.685,40 Punkten, am Freitagnachmittag steuerte er auf einen Wochengewinn von rund einem halben Prozent zu.
PANDEMIE-RÜCKSCHLÄGE UND INFLATION ALS STÖRFAKTOREN
Allerdings sei die Pandemie noch nicht überwunden, warnte Martin Lück, Chef-Anlagestratege für Deutschland, Österreich und Osteuropa beim weltgrößten Vermögensverwalter Blackrock. Da die Impfungen gegen die indische Variante des Erregers offenbar nur bedingt wirksam seien, bestehe die Gefahr einer vierten Welle. Robin Beugels von der Privatbank Merck Finck geht davon aus, dass die Börsen-Ampeln dank der weiterhin guten Wachstumsaussichten aber grundsätzlich weiter auf Grün stehen. Als Störfaktor könnte sich jedoch der Inflationsanstieg erweisen, die nach Jahren stabiler oder sinkender Preise zuletzt wieder zurückgekehrt ist. "Wesentlich ist die Reaktion der Notenbanken und die Frage, ob und wann sie beginnen, ihre Kaufprogramme zu reduzieren und in welchem Umfang dies der Fall sein wird." Nach der Sommerpause könnte die Tapering-Diskussion um die Reduzierung der Anleihenkäufe weiter Fahrt aufnehmen und zu mehr Klarheit führen, sagt der Chef der Vermögensverwaltung.
EZB DÜRFTE KEINE AUSSTIEGSSIGNALE LIEFERN
Bei den Konjunkturdaten richten Anleger ihr Hauptaugenmerk auf die US-Inflationsdaten für Mai am Donnerstag. Im Vormonat hatte eine Rate von 4,2 Prozent die Investoren in Aufruhr versetzt. "Trotzdem sollten sich Anleger kurzfristig keine allzu großen Sorgen um eine Verknappung der Geldmenge machen", sagt Anlagestratege Marcus Hüttinger vom Vermögensverwalter Gane. "US-Finanzministerin Janet Yellen und Fed-Chef Jerome Powell haben mehrfach betont, dass der aktuelle Inflationsanstieg zu erwarten gewesen wäre und einen nur temporären Charakter aufweise." Außerdem werde die US-Notenbank einen geldpolitischen Schwenk behutsam kommunikativ vorbereiten. Die Fed-Führung trifft sich am 16. Juni wieder zu Beratungen.
Die Diskussion um eine Drosselung der Wertpapierkäufe wird voraussichtlich auch Thema bei der Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag. Zur Entscheidungshilfe werden den Euro-Wächtern auf der Sitzung neue Inflations- und Wachstumsprognosen der Notenbank-Volkswirte vorliegen. Experten rechnen nicht mit großen geldpolitischen Änderungen. EZB-Präsidentin Christine Lagarde betonte zuletzt, die Wirtschaft der Euro-Zone sei auf ihrem Weg aus der Virus-Krise heraus immer noch auf kräftige geldpolitische Hilfen angewiesen. Im März hatte die EZB beschlossen, das Tempo bei den Anleihekäufen im zweiten Quartal zu steigern.
Außerdem werden am Dienstag Zahlen zur deutschen Industrieproduktion veröffentlicht. Wenige Stunden später folgt der ZEW-Index, der die Stimmung der deutschen Börsenprofis widerspiegelt. Am Freitag richtet sich der Blick auf den Auftakt des G7-Gipfels im britischen Cornwall. Im Zentrum des Treffens der sieben führenden Industrienationen dürften die Pandemie und der Klimawandel stehen.
rtr