In der Hoffnung auf eine nur geringe Beeinträchtigung der Weltwirtschaft durch die Epidemie und auf einen raschen Sieg über den Erreger legte der Dax in den vergangenen Tagen insgesamt gut vier Prozent zu. Damit steuert er auf den größten Wochengewinn seit einem knappen Jahr zu und liegt mit derzeit etwa 13.520 Punkten nur rund 120 Zähler unter seinem Rekordhoch von Ende Januar.
Bei früheren Virus-Ausbrüchen seien Wachstumsdellen durch Nachhol-Effekte rasch wettgemacht worden, sagt Anlagestratege Felix Herrmann vom weltgrößten Vermögensverwalter Blackrock. "Ein ähnlicher V-förmiger Verlauf ist auch dieses Mal zu erwarten." Jörg Krämer, Chef-Volkswirt der Commerzbank, hält vorerst an seinen Wachstumsprognosen für die westliche Welt fest. Sofern durch die Quarantäne in Teilen Chinas und verlängerte Werksferien die Lieferketten nicht unterbrochen würden, hielten sich die Auswirkungen auf diese Länder in Grenzen. Das chinesische Wachstum werde im ersten Quartal dagegen um zwei Prozentpunkte geringer ausfallen als gedacht.
VIELE FIRMENBILANZEN VORAUS
Daneben rollt eine erneute Flut von Geschäftszahlen auf die Anleger zu. In den USA hätten bislang etwa 70 Prozent der Unternehmen die Markterwartungen übertroffen, sagt Rupert Thompson, Chef-Analyst des Vermögensverwalters Kingswood. In Europa sei die bisherige Bilanz dagegen gemischt, schrieb Analyst Marish Kabra von der Bank of America. Etwa die Hälfte der Unternehmen hätten bei Umsatz und Gewinn die Erwartungen übertroffen. Allerdings sei die Quote der Gewinnwarnungen so niedrig wie zuletzt vor elf Quartalen.
In der neuen Woche legen aus dem Dax der Autobauer Daimler, der Industriegase-Hersteller Linde und der Zahlungsabwickler Wirecard Zahlen vor. Bei Daimler sagen Experten unter anderem wegen der Kosten für die Bewältigung des Abgas-Skandals und für die Entwicklung von Elektroautos einen Gewinneinbruch voraus. Auch die Commerzbank öffnet ihre Bücher. Geschäftszahlen veröffentlichen außerdem der niederländische Bierbrauer Heineken, die britische Barclays Bank und der US-Netzwerkausrüster Cisco.
WENIGE KONJUNKTURDATEN VORAUS
Konjunkturdaten stehen dagegen vergleichsweise wenige auf dem Terminplan. Das Highlight sind die US-Einzelhandelsumsätze am Freitag. Der private Konsum gilt als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft. Wegen der ungebrochenen Kauflaune der Verbraucher erwarten Experten ein Plus von 0,3 Prozent. Ähnlich wie in Deutschland müsse bei der US-Industrieproduktion aber mit einem Rückgang gerechnet werden. Wenige Stunden zuvor werden Zahlen zum deutschen und europäischen Wirtschaftswachstum veröffentlicht. Hier erwarten Analysten jeweils ein Mini-Plus.
Unabhängig davon steht US-Notenbankchef Jerome Powell Kongress-Abgeordneten in der neuen Woche Rede und Antwort. Von seiner halbjährlichen Anhörung versprechen sich Börsianer Hinweise auf die US-Geldpolitik.
rtr