Darüber hinaus taxieren Anleger die Wahrscheinlichkeit, dass die Europäische Zentralbank (EZB) den Einlagenzins auf minus 0,5 von minus 0,4 Prozent senkt, auf mittlerweile etwa 60 Prozent. Eine Senkung des US-Leitzinses Ende Juli gilt dagegen als ausgemachte Sache. Hier drehe sich die Diskussion um die Frage, ob die Notenbank Fed den Schlüsselsatz um einen Viertel oder einen halben Prozentpunkt herabsetzt, sagt Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners.

BILANZSAISON KOMMT AUF TOUREN


Die angelaufene Bilanzsaison dürfte die Stimmung der Anleger allerdings dämpfen, prognostiziert Bernd Meyer, Chef-Anlagestratege der Vermögensverwaltung bei der Berenberg Bank. Wegen enttäuschender Geschäftszahlen hatte der Dax in der alten Woche bei einem Stand von 12.250 Punkten am Freitagnachmittag bereits rund ein halbes Prozent verloren. "Angesichts der weiterhin auf niedrigen Niveaus verharrenden konjunkturelle Frühindikatoren und erster Gewinnwarnungen erwarten wir eine zunehmende Anzahl an Unternehmen, die Ausblicke und Gewinnprognosen für 2019 senken werden", sagt Meyer.

In der neuen Woche öffnen allein ein halbes Dutzend Dax-Konzerne ihre Bücher. Hierzu gehören BASF und Daimler, die ihre Gesamtjahresziele bereits kassiert haben. Die vor einer drastischen Restrukturierung stehende Deutsche Bank veröffentlicht ebenfalls Geschäftszahlen. Aus dem Ausland legen unter anderem der Lebensmittel-Hersteller Danone, der Online-Händler Amazon und die Google-Mutter Alphabet ihre Zwischenbilanz vor.

IFO-INDEX ERWARTET - BEIM ZOLLSTREIT KAUM NEUES


Zu den wenigen Konjunkturdaten, die auf der Agenda steht, zählt der Ifo-Index (Donnerstag), der die Stimmung in den deutschen Chef-Etagen widerspiegelt. Außerdem werden die Barometer für die Laune der deutschen und europäischen Einkaufsmanager (jeweils Mittwoch) sowie der europäischen Verbraucher (Dienstag) veröffentlicht.

Vom schwelenden Zollstreit zwischen den USA und China erwartet Axel Cron, Chef-Anleger der Vermögensverwaltung der Bank HSBC in Deutschland, kaum Auswirkungen auf die Börsenkurse. "An die Handelskonflikte haben sich die Kapitalmärkte bereits weitgehend gewöhnt."

CHAOTISCHER BREXIT VORAUS?


Mit wachsender Sorge blicken Börsianer nach Großbritannien, wo in der neuen Woche der Nachfolger für Theresa May als Chef der regierenden Tories und als Premierminister bekannt gegeben wird. Da beide Kandidaten, Außenminister Jeremy Hunt und sein Vorgänger Boris Johnson, ihr Land auf jeden Fall zum 31. Oktober aus der EU führen wollen, steigt Experten zufolge das Risiko eines chaotischen Brexit.

Sollte Johnson wie erwartet das Rennen gewinnen, werde Gerüchten zufolge für Anfang November eine Rede der Queen angekündigt, sagt Analyst David Madden vom Online-Broker CMC Markets. Den Gepflogenheiten des britischen Unterhauses zufolge kommen die Parlamentarier in den zwei Wochen zuvor nicht zu Sitzungen zusammen. "Dies könnte dazu genutzt werden, um die Abgeordneten davon abzuhalten, den EU-Austritt Großbritanniens ohne einen Deal zu verhindern." Für den Fall eines chaotischen Brexit rechnen Experten mit einer Zinssenkung der Bank von England (BoE).

rtr