"Daher ist für das laufende dritte und das kommende vierte Quartal keine Wiederholung der fulminanten letzten Berichtssaison zu erwarten. Vielmehr dürften einige Unternehmen die hohen Erwartungen enttäuschen und Gewinnwarnungen zunehmen."
Daneben werfe die Bundestagswahl am 26. September ihre Schatten voraus, sagt Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. "Die Börse stellt sich auf einen möglicherweise langen Prozess der Regierungsbildung ein. Daran gekoppelt ist ein unsicherer Ausblick für die Wirtschafts- und Steuerpolitik." In den vergangenen Tagen büßte der Dax ein knappes Prozent ein. Damit verbuchte er erstmals seit mehr als vier Monaten zwei Wochenverluste in Folge.
LÄNGERFRISTIGE AUSSICHTEN FÜR AKTIEN BLEIBEN POSITIV
Längerfristig blieben Aktien allerdings alternativlos, sagt Andreas Gilgen, Chef-Portfoliomanager der Bank Alpinum. "Anleihen sind im aktuellen Umfeld unattraktiv und bieten - wenn überhaupt - nur magere Renditen, die kaum potenzielle Risiken entschädigen." Andere Anlageformen wie Immobilien, Kryptowährungen oder Sammlerstücke seien riskant oder könnten oft nur schwer zu Geld gemacht werden.
Außerdem habe die heimische Wirtschaft im Vergleich zu den USA noch Aufhol-Potenzial, gibt Martin Lück, Chef-Anlagestratege für Deutschland, Österreich und Osteuropa beim weltgrößten Vermögensverwalter Blackrock zu bedenken. Darüber hinaus sei die Impfquote hierzulande höher und damit die Anfälligkeit für die besonders ansteckende Delta-Variante des Coronavirus geringer. Ein weiterer Grund, der für europäische Aktien spreche, seien die vergleichsweise günstigen Bewertungen.
NUR WENIGE KONJUNKTURDATEN ERWARTET - HEXENSABBAT
Wegen der nahenden geldpolitischen Beratungen der US-Notenbank rücken die Verbraucherpreise am Dienstag ins Rampenlicht. "Die US-Inflationsrate wird auch im August sehr hoch bleiben, wir rechnen mit 5,3 Prozent", prognostiziert Commerzbank-Volkswirt Bernd Weidensteiner. "Eine Entspannung ist erst im nächsten Jahr zu erwarten. Gleichzeitig schwächelt der private Konsum in den USA, wobei dies teilweise auf Lieferprobleme beispielsweise im Autosektor und nicht nur auf eine abnehmende Kaufbereitschaft zurückzuführen ist." Am Donnerstag stehen die US-Einzelhandelsumsätze auf dem Terminplan. Der private Konsum gilt als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft. Aus diesen Zahlen versuchen Investoren herauszulesen, wann die Fed die geldpolitischen Zügel anziehen wird. Die Notenbank berät am 22. September über ihre Politik.
Unabhängig davon verfallen am Freitag Futures und Optionen auf Indizes sowie Optionen auf einzelne Aktien. Zum sogenannten Hexensabbat schwanken die Aktienkurse üblicherweise stark, weil Investoren die Preise derjenigen Wertpapiere, auf die sie Derivate halten, in eine für sie günstige Richtung bewegen wollen. Außerdem ist dies der letzte Handelstag für den Dax-30. Am darauffolgenden Montag umfasst die erste deutsche Börsenliga 40 Werte.
rtr