Die Kurse vieler Aktien befänden sich auf einem Niveau, das eine deutliche Eintrübung der Konjunktur suggeriere, analysiert Bernd Meyer, Chef-Anlagestratege der Vermögensverwaltung bei der Berenberg Bank. In der alten Woche hatten wieder aufgeflammte Konjunktursorgen den Börsen zunächst zugesetzt. Dank der Aussicht auf vorerst unverändert niedrige Zinsen in der Euro-Zone legte der Dax auf Wochensicht etwa ein halbes Prozent zu. Im Vergleich zum Jahreswechsel notiert er fast sieben Prozent im Plus.

Wegen zahlreicher politischer Risiken müsse allerdings mit verstärkten Kursausschlägen gerechnet werden, sagt Mark Phelps, Chef-Anleger beim Vermögensverwalter Alliance Bernstein. "Volatilität ist per se nicht unbedingt etwas Schlechtes, sie gehört einfach zum Marktgeschehen dazu. In den letzten Jahren haben sich die Anleger jedoch an ungewöhnlich niedrige Kursschwankungen gewöhnt."

USA UND CHINA VERHANDELN IM ZOLLSTREIT - BREXIT IM BLICK



Für neue Turbulenzen könnte der Zollstreit zwischen den USA und China sorgen. In der neuen Woche wollen die beiden Länder über eine Lösung verhandeln. Widersprüchliche Aussagen zur Entwicklung der Beziehung zwischen den beiden weltweit größten Volkswirtschaften sorgten zuletzt immer wieder für Verwirrung.

Auch das Thema Brexit birgt Überraschungspotenzial, da Experten uneins sind, wie groß die Gefahr eines ungeordneten Brexit ist. Das Unterhaus will am Dienstag über den "Plan B" von Premierministerin Theresa May abstimmen. Dieser unterscheidet sich allerdings kaum von der bereits ausgehandelten Scheidungsvereinbarung zwischen Großbritannien und der EU, die Mitte Januar vom britischen Parlament abgeschmettert wurde. "Wir halten die Lage für so undurchsichtig und die Gefahr eines harten Brexit für so signifikant, dass wir nur sehr risikogeneigten Anlegern die Wette auf wieder steigende Sterling-Notierungen nahelegen würden", sagt Martin Lück, Chef-Anlagestratege für Deutschland, Österreich und Osteuropa beim weltgrößten Vermögensverwalter Blackrock.

US-BESCHÄFTIGTENZAHLEN MIT SPANNUNG ERWARTET



Frische Impulse für die Aktienmärkte erhofften sich Börsianer von den US-Arbeitsmarktdaten am Freitag. Beschäftigung und Lohnentwicklung sind wichtige Faktoren für die US-Geldpolitik. Einen Vorgeschmack auf die offiziellen Daten liefern die Zahlen der privaten US-Arbeitsagentur ADP am Mittwoch. Wenige Stunden später werde Fed-Chef Jerome Powell wohl bekräftigen, dass sein Haus die Zinsen behutsam anheben werde, sagt Commerzbank-Volkswirt Bernd Weidensteiner.

In Deutschland stehen am Dienstag der GfK-Index, der die Kauflaune der deutschen Verbraucher widerspiegelt, sowie die Barometer für die Stimmung in den europäischen Chef-Etagen auf dem Terminplan. Die deutschen (Mittwoch) und europäischen (Freitag) Inflationsdaten werden Börsianern zufolge die Einschätzung untermauern, dass eine Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) frühestens 2020 zu erwarten ist.

SAP UND DEUTSCHE BANK LEGEN ZAHLEN VOR

Unabhängig davon läutet SAP am Dienstag die heiße Phase der deutschen Bilanzsaison ein. Einen Tag nach dem Software-Hersteller folgt der Mischkonzern Siemens. Am Freitag öffnet die Deutsche Bank ihre Bücher. Aus dem Ausland legen in der neuen Woche unter anderem der Elektronik-Herstellers Apple (Dienstag), der Airbus-Rivale Boeing und das Online-Netzwerk Facebook (jeweils Mittwoch) Zahlen vor.

rtr